Freiheit fuer Mama
zu verführen.
Ein bisschen Kuscheln war das Maximum, was bei Sibylle ging. Selbst zum Reden reichte die Energie nicht. Oft saß sie nur vor dem Fernseher und starrte auf die Mattscheibe, ohne dabei wirklich viel wahrzunehmen. »Romantik ist da natürlich nicht aufgekommen«, sagte Lars. Und Sibylle ergänzte, dass sie oft aggressiv gewesen sei durch das ständige Geschrei ihres Sohnes, der ihr keine Ruhepause gegönnt habe. Sie habe sich nur noch gewünscht, ein paar Stunden am Stück zu schlafen.
Das kann ich gut nachvollziehen. Wenn es keine ruhige Minute gibt, in der du auftanken kannst, dann ist Sex das Letzte, was du brauchst. Sibylle und Lars fanden allerdings eine gute Lösung. Sie gingen abends ein paarmal zusammen in die Kneipe, während ein Babysitter beim Kind war. Sie versuchten, im Gespräch zu bleiben und einfach ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen. Ohne den Druck, dass mehr daraus werden müsste. Als ihr Kleiner dann größer und ruhiger wurde, nahmen sie sich eine längere Auszeit und fuhren nach Venedig. Beide fanden es schön, wieder einmal in Ruhe zusammen zu sein und ein paar Dinge zu besprechen, für die sonst keine Muße war. Lars erzählt auch, dass es eine echte sexuelle Explosion gewesen sei. Und Sibylle nickt und grinst.
Es war für die beiden natürlich nicht so einfach, jemanden zu finden, der bereit ist, während ihrer Kneipenabende ein Schreikind zu betreuen. Aber über eine Organisation ( www.wellcome-online.de ) fanden sie eine gestandene Mama, der das nichts ausmachte. Sie hatte schon drei Kinder großgezogen und ließ sich nicht so leicht abschrecken.
Nur noch Augen für die Kinder
Bei uns liegt der Fall ein bisschen anders. Ben ist so ein Superpapa, dass er meistens nur Augen für die Kinder hat. Mich nimmt er oft gar nicht wahr. Ein paarmal habe ich Essen beim Chinesen bestellt und gedacht: Wir machen uns einen schönen Abend – mal sehen, ob Ben dann mal nicht im Gästezimmer verschwindet. Ich hatte die Idee mit dem Essenbestellen sogar mit ihm abgesprochen. Aber wer dann nicht zum Essen kam, war Ben. Völlig verpennt stand er gegen neun Uhr abends im Wohnzimmer und sagte, er sei wohl an Pauls Bett eingeschlafen. Das Essen war natürlich kalt und musste in der Mikrowelle aufgewärmt werden. Ich war inzwischen auch ziemlich abgekühlt. Romantik pur sieht anders aus.
Ein anderes Mal waren wir beide voll guten Willens, aber es sollte anders kommen. Wir waren auf einem Fest gewesen und danach zusammen ins Bett gegangen. Als es gerade am schönsten war, hörte ich die Tür des Schlafzimmers. Paul hatte wohl schlecht geträumt und wollte zu uns ins Bett. Das war mir nun echt unangenehm. Da liegen wir total ineinander verknotet in den Laken, und der Kleine steht plötzlich vor uns und sagt: »Mama, großes Bett.« Tja, was macht man da? Cool bleiben, denke ich, und so tun, als sei das alles ganz normal. Meistens sind die Kleinen ja nur halb wach, wenn sie nachts durch die Wohnung tapern. Entweder bringt man sie dann zurück in ihr eigenes Bett und wartet, bis sie eingeschlafen sind. Oder man rückt zusammen und verschiebt die Liebelei auf ein anderes Mal. Ich brachte ihn zurück in sein Bett, blieb einen Moment bei ihm sitzen und kraulte ihm den Nacken, bis er eingeschlafen war. Dann huschte ich zurück in unser Bett. Doch auch Ben war inzwischen eingeschlafen. Ohne Nackenkraulen.
Sechs Monate ohne, ein Jahr ohne
Ich habe mal gelesen: Wenn du sechs Monate lang keinen Sex hattest, kann es sein, dass auch ein Jahr lang nichts passiert. Da ist was dran. Es läuft ja oft nach einem ähnlichen Schema ab: In den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt des Babys ist es normal, dass die Zweisamkeit flachfällt, schließlich bist du als Mutter von der Geburt und der ersten Babyzeit reichlich ramponiert. Vor allem dieser Schlafmangel ist die Hölle, er tötet wirklich alles ab. Die Lust bleibt einfach auf der Strecke. Dann, wenn Mütter wieder Sex haben könnten, weil die Dammnaht verheilt ist und die Kinder durchschlafen, passiert oft immer noch nichts, denn sie nutzen die wiedergewonnene Energie für andere Dinge als die Zweisamkeit, gehen abends mit einer Freundin weg oder ins Kino.
Meine Freundin Kerstin sagt, sie hätte es anfangs ganz praktisch gefunden, nicht auch noch Sex auf der To-do-Liste zu haben. Schließlich erzeugt jeder zusätzliche Termin Stress. Das ist zwar richtig, aber es ist auch irgendwie schräg. Man kann das Liebesleben doch nicht so nüchtern
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