Freiheit fuer Mama
erst einmal das Dach unseres Cabrios auf. Heute regnet es zwar schon wieder, aber das ist uns egal. Mit einem Cabrio muss man ja nur schnell genug fahren, dann wird man nicht nass. Und Sandra fährt schnell. Wir legen eine CD ein und rauschen nur so über die Autobahn. Wir sind in Vliesjacken und Mäntel eingemummelt, und der Wind pfeift uns um die Ohren.
Wie ich da so im Auto sitze und Tee aus der Thermoskanne schlürfe, denke ich: Mensch, ich freue mich richtig auf meine Jungs. Und auf Ben. Mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich an die drei denke. Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber so ist es: ICH FREUE MICH.
Das scheint der Trick zu sein: Man muss mal weg von zu Hause, um wieder hinzuwollen.
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Schon wieder? Mit dem Sex nach der Geburt ist das so eine Sache
Lilly ist nett. Sie heißt eigentlich Liane, aber den Namen findet sie altbacken. Darum lässt sie sich Lilly nennen. Sie ist die Leiterin unserer Müttergruppe. Einmal in der Woche treffen wir uns. Wir, das sind sechs bis acht Mamas und ihre Kinder. Während die Kleinen im Raum herumrobben oder -krabbeln, reden wir über Gott und die Welt. Anfangs ging es vor allem um Kinderthemen wie das Schlafen oder darum, wie man ein Baby, das partout keinen Brei essen mag, doch zum Essen verführt. Ein heißes Thema waren auch Schwiegermütter. Fast jede von uns hat eine, mit der sie nicht so gut klarkommt. Lilly sagt: »Spannt sie zum Babysitten ein, dann habt ihr auch mal einen Nachmittag frei. Aber macht klare Ansagen, was geht und was nicht. Ihr seid die Mutter. Es geht nicht an, dass ihr euch das Ruder aus der Hand nehmen lasst.«
Lilly hat am Anfang des Kurses einmal gesagt, dass wir hier über alles reden können. Das sei ihr wichtig. Ihrer Erfahrung nach seien Mütter oftmals nicht nur glücklich, sondern, im Gegenteil, auch mal frustriert. Das Leben mit Kind sei etwas ganz anderes als die Zeit davor. Man sei ständig eingespannt, habe kaum Zeit zum Luftholen und auch die Beziehung zum Partner verändere sich. Oft bekomme sie auch einen Knacks.
Lilly bot uns an, wir könnten auch über Partnerschaft und Sex reden, wenn wir das wollten. Doch daraufhin waren alle still und schauten betreten zu Boden. Das war uns dann doch zu privat. Wir kannten die Frau doch gar nicht. Und die ganzen anderen Frauen. Ich jedenfalls hätte ihr nichts über Ben und mich erzählt. Das wäre mir zu intim. Aber inzwischen treffen wir uns schon eine ganze Weile, kennen wir uns besser, und langsam öffnen wir uns auch.
Neulich rückte Hanna damit raus, dass ihr Mann sich kaum um das Kind kümmere. Am Wochenende fahre er oft für einen Tag mit einem Freund weg. Das letzte Mal sei er sogar eine ganze Woche unterwegs gewesen, zum Skifahren. Sie würden sich ständig streiten, weil sie sich allein gelassen fühle. Es gebe kaum noch schöne gemeinsame Momente. Darüber sei auch ihr Liebesleben auf der Strecke geblieben.
Auch Conny sagte beim letzten Treffen, sie wolle etwas ansprechen, was ihren Mann betreffe. Er wolle ständig Sex mit ihr, sie aber habe keine Lust. Sie sei so kaputt von all den schlafarmen Nächten, dass sie abends meist schon um zehn Uhr im Bett sei und schlafen müsse, sonst packe sie den nächsten Tag nicht. Am Wochenende sei es auch nicht besser, da liege immer so viel an, was zu erledigen sei. Inzwischen sei zwischen ihr und ihrem Mann eine richtige Distanz entstanden. Er komme abends immer öfter spät nach Hause. Und sie müsse ehrlich zugeben, dass sie darüber eigentlich ganz froh sei. So habe sie kein schlechtes Gewissen mehr und müsse sich nicht schlafend stellen, wenn er ins Bett geht. Andererseits fände sie das alles eigentlich ganz schrecklich.
Das fanden wir auch.
Unbemerkt keinen Sex mehr
Als Conny von ihrem Mann erzählt, fällt mir auf, dass auch Ben und ich schon länger nicht mehr intim miteinander waren. Und das Merkwürdige ist: Ich habe es gar nicht richtig gemerkt. Unser Alltag ist mit zwei kleinen Kindern so ausgefüllt, dass ich es glatt nicht mitbekommen habe. Es muss eine Ewigkeit her sein, seit wir das letzte Mal miteinander geschlafen haben.
Ich glaube, es war vor einem halben Jahr. Es war das erste Mal, dass wir nach Piets Geburt zu zweit aus waren. Wir hatten eine Party besucht, waren aber schon um 23 Uhr wieder zurück. Schließlich mussten wir einen Babysitter bezahlen, und da verbietet es sich, die Nacht durchzumachen, denn das wird einfach zu teuer. Nach der Party waren wir beide guter Dinge. Ich hatte mir ein
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