Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom
Mädchen besitzt so eine wunderbar natürliche, dabei eminent selbstsichere Ausstrahlung. Und sympathisch ist sie auch. Perfekt!
In der nächsten Nummer der Fachzeitschrift berichten sie von dem überwältigenden Zuspruch auf die Ausschreibung:
»Tausend Teams haben sich bisher angemeldet.«
Seinerzeit war dieser Contest noch eine Angelegenheit, die spürbar weniger von Sponsoreninteressen geprägt wurde als heute. Es ging tatsächlich noch darum, in einem harten Wettbewerb auf sportliche Weise den Sieger zu ermitteln, unter den Augen einer internationalen Jury.
Bis zum letzten Moment ging ich allen mit meiner Mentaltraining-Marotte auf die Nerven.
»Ihr müsst total davon überzeugt sein, dass ihr gewinnen werdet. Wenn wir alle zu hundert Prozent daran glauben, wird es in Erfüllung gehen!«
Das war noch der harmloseste meiner Ratschläge. Ich ließ nicht locker und führte das ganze Team in die einschlägigen Visualisierungstechniken ein.
»Stellt euch ganz genau vor, wie wir alle auf der Bühne stehen und den Preis überreicht bekommen.«
Ich hatte noch schnell ein paar Bücher über »Positives Denken« gelesen. Wie man sich selber zum Erfolg coacht und solche Sachen. Denn ich wollte nichts, aber auch gar nichts unversucht lassen, so heiß war ich auf den Erfolg. Und ich bildete mir ein, das Team würde dadurch noch einen Extra-Motivationsschub bekommen. Wahrscheinlich habe ich ihnen aber wohl eher Energie abgesaugt, anstatt welche zu geben. Denn sie mussten gar nicht erst angeschoben werden. Sie waren genauso vom Wettbewerbsvirus befallen wie meine Schwester und ich.
Ich kannte damals überhaupt noch keine Literatur zum Thema »Wunsch-Manifestation«. Ich wendete diese Methode instinktiv an. Auch der Unterschied zum sogenannten »Positiven Denken« wurde mir erst viel später bewusst. Es ist meines Erachtens ein Trugschluss, dass man durch
Einmassieren positiver Glaubenssätze in den Gehirnmuskel irgendeinen Erfolg »herbeidenken« kann. Auch Talent und Fleiß sind, obwohl unverzichtbar, nicht ausreichend, will man etwas wirklich Besonderes erreichen. Und das Glück? Es lacht einem immer nur dann, wenn es will. Nein, das Geheimnis liegt woanders. Es mag zu einfach klingen, aber unser Erfolg war unvermeidlich! Das Geheimnis schlummerte in uns selbst.
Wir waren bereit. Tief im Unterbewusstsein komplett auf »Gelingen« eingestellt .
Wir rieben uns immer wieder die Augen, denn es lief tatsächlich wie geschmiert: Erst kamen wir ins Landesfinale. Dort errangen wir den ersten Platz. Und - schwupps! - waren wir unter die letzten 30 gekommen. 30 von 1000! Wir, das Team von HaarWerk , im Finale! Zu elft fahren wir nach Düsseldorf. Viel zu viele eigentlich, um jedem dort eine Aufgabe zu geben, aber wir hatten die Welle der Erfolgsenergie gemeinsam losgetreten, und so sollten auch alle dabei sein, wenn die Welle ihren Gipfel erreichte …
Die Models bekommen Startnummern. Wir haben die 11. Ein gutes Omen? Und dann sind wir an der Reihe. Anjas Auftritt! Hatice hat ihr etwas auf den Leib geschneidert, das ihrem Typ entspricht. Anja sieht aus wie eine Claudia Schiffer mit kurzen Haaren, eine nordisch-klare Schönheit, mit verspielt-orientalischem Touch. Mit selbstverständlicher Eleganz trägt sie ihr verführerisch transparentes Kleid in spanischer Spitze. Dazu einen knallroten, bodenlangen Samtmantel mit weißem Pelzkragen. Ein gewagtes, aber stimmiges Ensemble, glamourös und ausgefallen. Das Werk meiner Schwester. Selbst wenn wir
nicht gewinnen, hätte sich der ganze Aufwand schon deshalb gelohnt, weil man es einfach genießen kann, hier zu sein und dies alles zu erleben.
Anjas Auftritt erntet die bewundernden Blicke des Publikums. Und nun muss ich selbst zeigen, was ich kann! Ich habe mir alles genau überlegt. Nur nichts dem Zufall überlassen! Als Coiffeure haben wir uns einen Namen als Blondspezialisten gemacht. Nur Fachleute wissen, dass es über 150 verschiedene Blondtöne gibt. Das Mixen macht’s! Unsere spezielle Mischung, so viel kann ich verraten, besteht in der Regel aus fünf Tönen, die wiederum individuell nuanciert werden. Anjas naturblondes Haar eröffnet mir die Möglichkeit, schon mit sparsamen, aber wohlgesetzten Akzenten eine große Wirkung zu erzielen. Die Farbe so aufs Haar zu bringen, dass die Strähnen optimal platziert sind und der Glanz voll zur Geltung kommt, ist eine Frage der Technik und jahrelanger Erfahrung. Mit kritischen Augen folgt die Jury jedem meiner Handgriffe.
Nun
Weitere Kostenlose Bücher