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Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom

Titel: Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse Auth
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kleine Mädchen, das sich eigentlich so gern bei einem starken Mann angelehnt hätte, das aber doch nur taff und unverwundbar sein wollte, um nur ja nicht wieder enttäuscht zu werden. Aber hier war ein Mann, der nicht nur liebevoll und sexy war, sondern auch zuverlässig und fürsorglich. Ein starker, beschützender Mann.
    Ich war 30 Jahre alt, als ich endlich soweit war, unserer Liebe freien Lauf zu lassen. Begonnen hatte sie schon Monate zuvor.
    Wieder einmal war ich innerlich an diesen Punkt gelangt, wo man sich mit etwas konfrontiert, vor dem man lange ausgewichen ist. Wir zogen zu dritt in eine gemütliche Altbauwohnung.
    Frank und ich liebten uns sehr. Unsere Körper schienen wie füreinander geschaffen, und es verband uns ein tiefes Gefühl gegenseitiger Zugehörigkeit.
    Cenk und er waren inzwischen fast schon so eng miteinander wie Vater und Sohn. Frank erwog sogar, Cenk zu adoptieren - so liebte er ihn. Aber ich wusste nur zu genau, dass es dazu nicht kommen würde. Bekir hätte nie zugestimmt.
    Doch so beglückend und erfüllend unsere Beziehung auch war, unser Zusammenleben auf engem Raum machte den gemeinsamen Alltag nicht unbedingt leichter. Im Gegenteil.
Alles wurde anstrengender als vorher. Immer mehr zeigte sich: Unsere Persönlichkeiten und unsere Lebensvorstellungen waren doch grundverschieden.
    Die spontane Zuneigung zwischen Mann und Frau ist wie ein Rohstoff für die Liebe. Man kann einen Rohstoff veredeln und bewusst zu etwas ganz Besonderem machen - so wird die Liebe groß, stark und dauerhaft. Dann sind alle Unterschiede in den persönlichen Eigenschaften, Vorlieben und Lebensgewohnheiten der Partner kein Hindernis, sondern sie erhöhen für sie sogar den Reiz, auf einer tieferen Ebene zueinanderzufinden.
    Man kann den Rohstoff der Liebe, die emotionale und körperliche Anziehung, aber auch einfach verbrauchen. Das jedoch geschieht unbewusst, wodurch die Liebe klein und schwach wird. Erst kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, aus diesen werden Auseinandersetzungen, dann bitterer Streit. Bis die Liebe irgendwann vergeht. Manchmal, ohne dass man es merkt.
    Wie würde es bei uns enden?
    Er, der Systematische - ich, die Chaotin. Er, der Verstandesmensch, der seine Gefühle verbirgt - ich, die vor Emotionen überbordende, von Eifersucht geplagte Bauchnatur. Wir waren so grundverschieden! Zog es ihn in die Berge und in die Natur, sehnte ich mich nach dem Flair und Lifestyle der großen Städte. War er superordentlich, penibel und musste immer alles im Voraus planen, liebte ich die Improvisation und änderte nur zu gern kurzfristig das Programm. Ob es um Steuerbelege ging oder um die Salatsauce - stets mussten erst die Fetzen fliegen, bis wir einen Konsens fanden. Eine erstaunlich lange Zeit siegte am
Ende doch immer das Gefühl der Verbundenheit. Frank, Cenk und ich waren eine Familie, die sich, obwohl zusammengewürfelt, doch tief zusammengehörig fühlte. Indessen, unsere emotionalen Rohstoffvorräte für die Liebe waren nicht unversieglich. Und mit jedem neuen Streit wurde der Abgrund tiefer, in den wir schauten …
    Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Obwohl wir beide ehrlich, ja verzweifelt bemüht waren, einander zu verstehen und miteinander auszukommen, stand ich irgendwann innerlich kurz davor, mich zu trennen. Oder …

    New York, Frankfurt und Istanbul, im Jahr 2001
     
     
    Hatice und ich sitzen auf einer schattigen Parkbank im Central Park von New York City. Wir sprechen über unsere gemeinsamen Zukunftspläne. Wieder ist sie es gewesen, die mich hinter sich hergezogen hat. Es waren ein paar Dinge geschehen, die uns zu beweisen schienen, dass es in Deutschland für uns womöglich immer nur eine einzige Rolle geben würde: die von Ausländern - erfolgreichen zwar, Musterbeispielen geradezu von »gelungener Integration«, aber das war es ja gerade, was störte. Was sich integrieren muss, bleibt doch irgendwie immer eine Art Fremdkörper, selbst wenn man das schon längst vergessen zu haben meint. Sobald es nämlich irgendwelche Probleme gibt, sobald es aus irgendeinem Grund hart auf hart geht oder gar eine Wirschaftskrise
droht, wird es in Deutschland für Ausländer schnell ein bisschen ungemütlich. Amerika, das klassische Einwanderungsland, erschien uns als verlockende Möglichkeit. Hatice machte den ersten Schritt. Zurzeit war sie zum Probewohnen in New York, ohne konkrete Pläne, aber mit dem Gedanken spielend, das Terrain für eine neue Existenz zu sondieren. Nach ein paar

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