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Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom

Titel: Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse Auth
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auswich. Dass Dragan naturgemäß alles gelassener sehen würde, war eigentlich auch sonnenklar - nur hatte ich dafür absolut kein Verständnis. Ich bekam das Gefühl, er sei vor Liebe ganz blind. Aber auch
meine Gefühle waren stark. Ich wollte meine Angst überwinden und ihm entgegenkommen.
    »Ich bin bereit, vorübergehend nach Darmstadt zu kommen. Wir treffen uns an den Wochenenden, wenn wir beide frei haben. Mal kommst du zu mir, mal ich zu dir.«
    Ja, ich hatte inzwischen einen Job gefunden! Den wollte ich auf keinen Fall verlieren. Und war es nicht eine gute Lösung, die ich ihm anbot, angesichts des heißen Pflasters Darmstadt? Doch Dragan schien nicht geneigt, Kompromisse überhaupt nur in Erwägung zu ziehen.
    »Einmal die Woche mit dir zusammen zu sein, das ist mir zu wenig«, maulte er immer wieder.
    »Wenn man sich wirklich liebt, kann man auch eine vorübergehende Trennung verkraften. Und wir sähen uns dann doch auch regelmäßig«, versuchte ich ihn zu besänftigen.
    Wir fanden einfach keine gemeinsame Basis. Man kennt das: Sobald die Organisierung des Beziehungslebens zum scheinbar unlösbaren Problem wird, steht meistens noch etwas anderes dahinter. Es war so, dass ich Gefallen daran zu finden begann, frei und unabhängig zu sein. Ich fühlte mich sehr, sehr stark zu Dragan hingezogen, aber warum für die Nähe zu ihm gleich alles aufgeben, was ich mir mühsam erkämpft hatte? Ja, mir passte mein neues, kleines Leben. Ich wollte wieder in mein Zimmer im Frauenhaus zurück. Ich würde weiter Sportartikel im Kaufhaus verkaufen. Davon konnte ich die 270 Mark Miete für Unterkunft und Essen bezahlen. Wenn ich abends noch bei McDonald’s jobbte, könnte ich bald ganz auf eigenen Beinen stehen!
    Ich hoffte, dass Dragan mich darin unterstützen würde, ein selbstständiger Mensch zu werden. Aber ich hatte mich
getäuscht. Er wollte nur eins: mich besitzen, mit Haut und Haaren. Immerhin sahen wir uns fast jedes Wochenende. Wenn er nach Hannover kam, versteckte ich ihn bei mir im Zimmer. Ein Mann im Frauenhaus! Er wartete dann dort, bis ich bei McDonald’s Feierabend hatte, und dann taten wir das, was Jungverliebte eben so tun.
    Ich gewann immer mehr Gefallen an meiner relativen Unabhängigkeit. Einerseits tat es mir gut, einen emotionalen Anker in unserer Beziehung zu haben, andererseits genoss ich es aber auch, endlich meine Freiheiten zu besitzen, ohne dass mir ständig jemand über die Schulter sah. Dragan hingegen wurde nur noch unzufriedener. Und immer wieder diese Eifersucht! Es war das erste Mal, dass ich es erleben musste, wie ein Mann Probleme damit haben kann, wenn die Frau an seiner Seite sich nicht ausschließlich auf ihn fixiert, sondern wenn es ihr wichtig ist, auch ihr eigenes Leben zu führen.
    »Wieso gehst du unter der Woche abends weg?«, nörgelte er.
    Ich fand das aufdringlich. Ich ging zwar gern mit meinen neuen Kolleginnen aus, aber andere Männer hatte ich nun wirklich nicht im Sinn. Dazu hatte ich ihn viel zu lieb, und warum sollte ich unseren tollen Sex für einen One-Night-Stand eintauschen wollen? Das Problem lag für ihn jedoch eher auf der emotionalen Ebene. Unterschwellig habe ich ihm wohl zu erkennen gegeben, dass ich auch ohne ihn auskommen könnte.
    Langsam, aber sicher schwand unsere Verliebtheit. Ja, wir fühlten uns zunehmend unwohl miteinander. Er bekam mich nicht so ganz und so bedingungslos, wie er wollte, und
mir wurde es langsam zu viel, wie er versuchte, mich zu kontrollieren.
    »Ich sehe überhaupt nicht ein, dass ich mich schon wieder einengen lassen soll, nachdem ich mir gerade erst meine Freiheit erkämpft habe.«
    So klagte ich Susi mein Leid. Wir waren mittlerweile richtige Freundinnen geworden.
    »Hast du dich schon einmal gefragt, ob du deswegen nicht auch ein wenig überreagierst?«, fragte sie zurück.
    Sie wollte mir die Augen dafür öffnen, dass es besser sei, nicht zu viel auf einmal zu wollen. Aber sie hatte gut reden. Sie war ganz anders aufgewachsen als ich. Wenn es etwas war, das mich in dieser Zeit aus dem Unterbewusstsein heraus steuerte, dann war es der Durst nach Freiheit!
    »Immer hat mich jemand bevormundet. Warum soll ich mir das jetzt schon wieder antun?«
    »Aber sei vorsichtig.«
    Der gute Rat einer guten Freundin, und ich hätte ihn wohl etwas ernster nehmen sollen.
    Aber nein, ich sah langsam keinen Grund mehr, überhaupt nach Darmstadt zurückzukehren. Im Gegenteil. Ich würde hier bleiben. In Hannover. Und ich war geneigt, mir

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