Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom
der Überzeugung, »mehr denn je sogar.«
»Und sie - sie liebt dich auch, oder?«
Dragan zögert mit der Antwort. Hier liegt sein wunder Punkt. Ob er jetzt gemerkt hat, dass er in eine Falle gelockt worden ist? Vielleicht ist er ein wenig rot geworden, aber das konnte Hatice natürlich nicht beobachten. Mein Vater nutzt seine Unsicherheit und setzt nach.
»Es geht ihr doch aber wenigstens gut, wo sie ist, oder?«
Und wieder zögert Dragan. Soll er jetzt antworten oder nicht? Vergangenes Wochenende hatte er einen Eifersuchtsanfall, weil ich mit meinen Kolleginnen auf einer Fete in der Bhagwan-Disco an der Lister Meile gewesen bin. Da platzt es aus ihm heraus:
»Sehr gut geht es ihr. Ein bisschen zu gut , für meinen Geschmack.«
Vater wittert seine Chance sofort. Hakt ein, indem er sich gönnerhaft auf die Seite des jungen Mannes schlägt.
»Ja ja, die Frauen, mein Junge. Man muss sie immer im Blick haben, sonst vergessen sie, wo sie hingehören. Du machst dir wohl Sorgen euretwegen?«
Dragan ist jetzt Wachs in Turhans Händen. Das Lamm beginnt Vertrauen zu fassen zu dem Wolf im Schafspelz!
»Ehrlich gesagt, würde ich lieber heute als morgen mit ihr zusammenziehen. Ich habe Angst, dass sie es sich sonst bald anders überlegt.«
Entweder es war die Strategie meines Vaters, Dragan dahin zu bringen, wo er ihn jetzt hatte, um dann seinen entscheidenden Treffer zu setzen. Oder er hat mit spontaner Raffinesse reagiert. Es liefe in jedem Fall auf dasselbe hinaus. Ja, er war sogar bereit, »eine Lüge mit Schwanz zu sagen«, wie es bei uns heißt, wenn jemand das Blaue vom Himmel herunterschwindelt.
»Wenn du mir sagst, wo sie ist, dann sorge ich dafür, dass ihr bald heiraten könnt.«
»Echt! Meinen Sie das ehrlich?«
Der Wolf streut eine große Portion Sand in zwei hübsche, naive Jungenaugen …
»Wir werden sie gemeinsam zur Vernunft bringen, mein Junge!«
»Dieser Feigling! Hätte er doch nur geschwiegen, wie er es mir geschworen hatte!«
Das war meine erste Reaktion, als meine Schwester mir später von dem Gespräch berichtete.
»Aber Vater hat ihm so geschickt auf den Zahn gefühlt - beinahe filmreif war das! Du weißt doch, wie schlau er sein kann.«
Meine Schwester muss auch immer alle verteidigen, die mich in die Bredouille bringen! Und noch bevor ich ihnen
selbst verzeihen kann … Aber wieder einmal hat sie recht: Mein Vater war Dragan haushoch überlegen, und die Loyalität meines Freundes hatte ich selbst vorher schon gehörig auf die Probe gestellt.
Und dann der Rat meiner guten Freundin Susi - ich hätte ihn wirklich sorgfältiger befolgen sollen. Sonst wäre es vielleicht nicht so schlimm gekommen, wie es jetzt kommen musste.
»Was glaubst du denn, wie ich gelitten habe, dass ich dich nicht vorwarnen konnte! Nicht einmal eine Telefonnummer hatte ich von dir …«
Ja, meine Schwester, auch dir hätte ich wohl doch mehr vertrauen sollen.
Gerade reiche ich einer Kundin eine Jogginghose in die Umkleidekabine. Da sehe ich drei Männer auf mich zumarschieren: Vater, Bruder und Freund. Mir stockt der Atem. Es ist sonnenklar, was das heißt. Sie kommen, um mich zu holen! Vom Fleck weg. Direkt vom Arbeitsplatz.
Dizlerimin baǧı çözüldü - meine Kreuzbänder scheinen durchschnitten .
Ich schlottere vor Angst. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich sie nur an. Zunächst kein Gruß, kein einziger Satz. Nur stumme Blicke.
Dragan schaut verlegen zu Boden. Er hat mich verraten. Er macht gemeinsame Sache mit meinem Vater. Für mich ist es in diesem Moment aus zwischen uns.
Was soll ich tun? Abhauen? Kämpfen? Zwecklos! Unmöglich!
Von einer Sekunde auf die andere fühle ich mich nur
noch müde, so bleiern müde. Wie gelähmt. Und als ob ich neben mir stünde, sehe ich mich tun, was eine folgsame türkische Tochter zu tun hat: Ich begrüße meinen Vater.
»Hallo, Vater.«
Dann, mit Blick auf meinen Bruder:
»Hallo, Mehmet.«
Mein Vater zeigt sein bestes Haifischlächeln. Nur kein Aufsehen jetzt. Er will seinen Coup geräuschlos durchziehen. Ich weiß es, bin aber wie unter Schock.
» Merhaba kızım - hallo, meine Tochter! Schön, dass wir dich gefunden haben. Du musst keine Angst haben, es wird alles gut. Komm jetzt einfach mit uns mit.«
In diesem Augenblick gehen alle Lichter bei mir aus. Wie ausgepustet, von einer Sekunde auf die andere. Ich kapituliere. Plötzlich bin ich nur noch die demütige Tochter eines türkischen Vaters, mit nichts als einem Zentner Angst im
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