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Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom

Titel: Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayse Auth
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nicht nur eine neue Wohnung zu suchen.

    »Bist du zufällig Türkin?«
    Nur ein Türke spricht dich so an. Für einen Deutschen wäre die Frage schon der Totalschaden für einen Flirt, bevor dieser überhaupt begonnen hätte.

    »Ja, warum?«
    Was ich da antworte, ist allerdings auch nicht sonderlich originell. Irgendwie bin ich irritiert, obwohl die Art, wie wir uns einander vorstellen, nicht gerade vielversprechend ist. Er hat garantiert gewusst, dass ich Türkin bin. Türkische Männer erkennen türkische Frauen und umgekehrt, und sie interessieren sich füreinander. So ist das nun mal. Dieser Mann hier sieht nicht auffallend gut aus, dafür aber interessant - und er ist ein richtiger Mann. Kein Junge, der erst ein Mann werden will.
    Bekir hatte einen originellen Humor und einen souveränen Charme, der verriet, dass er seine grundlegenden Erfahrungen mit Frauen längst gemacht hatte. Er war wohl das, was ich unbewusst suchte. Wir haben vom ersten Moment an viel miteinander gelacht. Alles war relaxt und unkompliziert. Interessante Gespräche. Nie oberflächlich, aber auch nie in der emotionalen Problemzone.
    Zunächst trafen wir uns nur zum Mittagessen. Etwas ganz Neues für mich, und ich gestehe, dass es mir imponierte! Ein Mann, der mich in ein Restaurant einladen konnte. Auch noch ein ziemlich teures. Und so nahm es seinen Lauf: Nach den Mittagessen kamen die Abendessen, dann ein Candle-Light-Dinner - und ich hatte das deutliche Gefühl, dass Bekir sich in mich verliebte. Für mich war es eine interessante neue Erfahrung. Aber es ging noch um etwas anderes.
    Ich bin ein großes Mädchen. Ich habe es nicht mehr nötig, mich für einen starken Arm, der mich beschützt, selbst aufzugeben!
    Wer weiß, was aus Bekir und mir geworden wäre, schon damals in Hannover? Ich fühlte mich reif für andere Erfahrungen,
als mein junger Lover sie mir geben konnte. Die Liaison mit diesem, wie mir schien, reiferen Mann begann nicht als romantisches Furioso, sondern wie eine kühle Brise, die dich zurücklehnen und offenen Sinnes ein weiteres Kapitel in deinem eigenen Leben aufschlagen lässt. Neugierig und bereit für etwas Neues, aber auch gelassen und ohne Hast.
    Doch alles kam ganz anders. Bevor es wirklich so richtig beginnen konnte, war es schon wieder zu Ende. Vorläufig jedenfalls, aber das konnte keiner von uns beiden ahnen.
    Noch hatte ich nicht einmal einen blassen Schimmer davon, dass meine Hoffnungen, meine Pläne auch für die nahe Zukunft schon sehr bald wieder komplett über den Haufen geworfen würden - von einer immer noch übermächtigen Gewalt, die mich um keinen Preis aus ihrem Griff entlassen wollte.
    In Darmstadt, da braute sich was zusammen.

Zurück in die Zukunft
    S chön, dass du gekommen bist. Es beweist, dass du ein erwachsener Mann bist.«
    Da schlägt er aber einen freundlich-vertraulichen Ton an, mein Vater. Vier Monate lang hat er auf dieses Treffen hingearbeitet. Hat immer Kontakt zu Dragan gehalten und hartnäckig versucht, ihn auszuhorchen. Dragan aber ist standhaft geblieben. Hat bisher kein Sterbenswörtchen verraten. Immer noch gibt es keine Nachricht von mir. Keiner weiß, wo ich bin und was ich mache. Selbst Hatice nicht. Aber alle wissen, dass Dragan alles weiß …
    Heute endlich ist er der Einladung zum Tee gefolgt. Man sitzt im Wohnzimmer der Familie. Baş başa - von Kopf zu Kopf , ein vertrauliches Gespräch unter Männern hat der Patriarch dem Jungen angeboten. Doch wie soll dieses Jüngelchen dem alten Fuchs Paroli bieten können? Aǧzı daha süt kokuyor - sein Mund riecht ja noch nach Milch . Was beide nicht ahnen: Hatice lauscht hinter der Tür.
    Der Alte versucht dem Jungen ein schlechtes Gewissen zu machen, und er verbindet seinen ersten Vorstoß mit ein paar listigen Schmeicheleien.
    »Ich weiß, dass du dich mit ihr triffst. Und ich bin dir auch nicht böse, dass du es für dich behältst. Es ehrt dich sogar, dass du schweigen kannst. Ein Mann muss schweigen können.«

    Pause. Dragan bleibt misstrauisch. Ganz so leicht ist er nicht weichzuklopfen. Mein Vater wechselt zu unverfänglicheren Themen, die erwachsene Männer interessieren. Es gefällt dem jungen Burschen, dass ihn ein gestandener Mann ernst zu nehmen scheint. Er öffnet sich mehr und mehr.
    Turhan ist kein besonders gebildeter Mann, aber er ist schlau. Und er hat ein Näschen für den schwachen Punkt des Jüngeren. Zweite Attacke.
    »Ihr liebt euch, oder?«
    »Klar liebe ich sie«, beteuert Dragan im Brustton

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