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Freiheit statt Kapitalismus

Freiheit statt Kapitalismus

Titel: Freiheit statt Kapitalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sahra Wagenknecht
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verkauft werden.
     
    Wer eine Geldmaschine im Keller hat, kann eben auf großem Fuße leben. Vor allem dann, wenn er noch nicht einmal befürchten muss, dass irgendwann die Polizei vorbeikommt und der ganze Traum böse endet. Denn wenn Staatsbedienstete bei den großen Gelddruckern vorbeischauen, dann allenfalls, um die Maschine zu reparieren, weil sie gerade Papierstau hat, wie in der letzten Finanzkrise geschehen.
     
    Natürlich wäre das System längst zusammengebrochen, wenn diese Geldmaschine bei jeder Kreissparkasse im Keller stünde. Die Lizenz zum Gelddrucken haben nur die großen global tätigen Finanzhäuser mit Investmentbanking-Abteilung. Aber das von ihnen geschaffene Geld ergießt sich auch über andere Teile der Finanzindustrie. Über Versicherungen und Finanzinvestoren, die die Aktien und Anleihen und sonstigen Papiere kaufen und von ihrer Wertsteigerung mitprofitieren. Über die Hedge-Fonds, deren Geschäftsmodell auf den hohen Krediten beruht, die sie von den Großbanken bekommen, um ihre Spekulation immer höher zu hebeln. Über die Private-Equity-Haie, die ebenso kreditabhängig sind, weil sie nur so immer größere Unternehmen schlucken, filetieren und anschließend weiterverkaufen können. Über die Vermögensverwaltungsgesellschaften und die Wealth Departments auch kleinerer Banken, die die Produkte der Geldmaschine, soweit sie ausgeschüttet wurden, wieder einsammeln und ihr Geschäft mit ihnen machen. Last but not least natürlich auch über die Rating-Agenturen, deren Lügennoten die Investmentbanken brauchen, um selbst die kuriosesten Papiere am Ende noch unter die Leute zu bringen. Sie alle gehören zur heutigen Finanzindustrie und sind ein wichtiger Teil derselben. Aber an der Spitze der Pyramide stehen die Investmentbanker von einem Dutzend großer Finanzpaläste.
    Geld drucken ohne Inflation
    Nach den gängigen Wirtschaftstheorien hätte ein System, das auf diese Weise unüberschaubare Mengen an Kredit und damit an Geld produziert, längst zu einer globalen Hyperinflation führen müssen. Warum es das nicht tat, ist aber leicht zu verstehen: Nur ein Bruchteil des so geschaffenen Geldes kommt am Ende tatsächlich als Nachfrage auf den Gütermärkten an. Und nur dort werden die Preissteigerungen gemessen, die in die Berechnung der Inflationsrate einfließen. Die Dividenden und Boni der Finanzindustrie regnen überwiegend auf die oberen Zehntausend herab, also auf Leute, die einen großen Teil davon wiederum sparen. Selbst wenn sie sich Armani-Anzüge, Golduhren von Richemont oder Motoryachten kaufen, treiben sie mit ihrem zusätzlichen Einkommen eben nicht den Butter- oder Brotpreis und auchnicht den von H&M-Klamotten nach oben. Auch haben wir gesehen, dass die unversiegliche Geldproduktion der Großbanken längst nicht bedeutet, dass brave Mittelständler dadurch größere Chancen haben, Investitionskredite zu erhalten. Nur hier aber würde Nachfrage nach realen Gütern, etwa neuen Maschinen, entstehen. Bekommt dagegen der Private-Equity-Hai den Kredit, um den Erben des Firmengründers den Betrieb abzukaufen, fließt das Geld auf deren Bankkonten und von da zur nächsten Vermögensverwaltung.
    Natürlich gibt es auch Kreditgeld, das in die Taschen von Menschen fließt, die damit reale Käufe finanzieren und es dazu auch brauchen. Das ist bei Konsumentenkrediten der Fall und natürlich bei Hypotheken, betrifft also auch die Billionen, die in die amerikanische Hypothekenblase geflossen sind. Aber dieses Geld diente vor allem zum Ausgleich von Nachfrageeinbrüchen, die durch sinkende Löhne und die Umverteilung der Einkommen von unten nach oben entstanden waren. Mit realen Löhnen auf dem Niveau der sechziger Jahre, wie sie in den USA nach der Jahrtausendwende gezahlt wurden, hätte das Land niemals mit seinem Konsum zum globalen Konjunkturmotor werden können. Das funktionierte nur, weil die Leute ihre Einkommen durch massive Verschuldung aufbessern konnten. Aber es genügte nicht, um die Preise nach oben zu treiben.
    Auch die steigenden Staatsschulden sind nur selten mit einer tatsächlichen Erhöhung der Staatsausgaben verbunden. Die Konjunkturprogramme in der Wirtschaftskrise waren eine Ausnahme und hier kam es schon deshalb zu keiner Inflation, weil der Rest der Wirtschaft am Boden lag. Seit Jahren aber steigen die staatlichen Schulden vor allem deshalb, weil die Einnahmen der öffentlichen Haushalte aufgrund des Steuerdumpings der großen Konzerne immer spärlicher fließen. Ein

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