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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Minuten anhören müssen, bevor ich ein Wort dazwischenbekam.«
    Julia nickte. »Von Unregelmäßigkeiten hab ich auch schon gehört.«
    »Gab’s sonst noch was?« Conrad gähnte verstohlen.
    »Die Familie ist Coesfelder Urgestein. Das Haus am Hexenweg haben schon die Eltern von Freitag bewohnt. Die sind aber seit über zwanzig Jahren tot.« Bentrup stand auf und ging zur Kaffeemaschine hinüber. »Hat jemand meine Tasse gesehen?«
    Julia reichte ihm einen blau-weiß gepunkteten Pott, der dringend einer Reinigung bedurfte. Bentrup füllte ihn mit dem schwarzen Gebräu, das stundenlang vor sich hin geköchelt hatte.
    »Auch einen?« Er hob die Glaskanne. Angeekelt schüttelte Julia den Kopf. Sie legte den Zettel mit der Adresse von Henry Freitag auf den Schreibtisch. »Kannst du den mal durchlaufen lassen?«
    Bentrup nippte an seinem Kaffee, ohne eine Miene zu verziehen. Seine Finger huschten über die Tastatur. Er starrte einen Augenblick auf den Bildschirm, dann schüttelte er den Kopf. »Nichts.«
    »Wäre ja auch zu einfach, wenn wir die Mörder schon in der Datenbank hätten. Dann kämst du ja nie mehr raus hier.« Conrad erhob sich. »Damit es schneller geht, können wir uns aufteilen.«
    »Dann macht das mal.« Bentrup wandte sich wieder seinem Bildschirm zu.
    Julia war Conrad zur Tür gefolgt. Beide verharrten eine Weile und sahen zu Bentrup hinüber. Endlich drehte der sich um.
    »Worauf wartet ihr?«
    »Auf dich.« Julia grinste.
    Bentrup blickte verwirrt. »Auf mich? Wieso auf mich? Ich habe zu tun.« Er drehte sich mit seinem Stuhl dem Bildschirm zu.
    »Zu Uwe Eck musst du mit Conrad. Ich geh zu Henry Freitag.« Julia wartete.
    »Uwe Eck?«
    »Der stellvertretende Geschäftsführer«, erklärte Conrad.
    »Von dem höre ich zum ersten Mal.«
    Conrad sah Julia an. Die hob die Schultern. Den hatten sie wohl unterschlagen.
    »Moment! Sagtet ihr Eck?« Bentrup fuhr sich durch sein rötliches Haar, das im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden war. »Wartet mal. Da klingelt was.« In rasantem Tempo fütterte er seinen Rechner, las, scrollte weiter. »Da. Ich wusste es.«
    Uwe Eck war vor fünf Jahren zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Damals war Bentrup neu in der Dienststelle und der Fall gehörte zu seinen ersten. Deshalb und weil er ohnehin über ein verblüffendes Namensgedächtnis verfügte, war Uwe Eck in Bentrups Erinnerung haften geblieben.
    »Auf geht’s.« Conrad klopfte Bentrup auf die Schulter. »Wenn du ihn schon kennst, ist das«, er zeigte auf den unteren Rand des Bildschirms: »deine Zieladresse.«
    »Hey!«
    Conrad hielt Julia die Tür auf. »Was denn noch?«
    »Ich kann doch nicht …«, druckste Bentrup.
    Er hasste es zutiefst, wenn er seinen Schreibtisch verlassen musste, um mit Zeugen zu sprechen. Er hasste es überhaupt mit Leuten zu sprechen, die er nicht gut kannte. Aber seit vier Beamte auf umliegende Kommissariate verteilt worden waren, blieb ihm immer häufiger nichts anderes übrig.
    »Ihr könnt mich doch nicht in die Walachei schicken«, empörte er sich.
    »Die Walachei wird von den meisten Coesfeldern als Innenstadt bezeichnet«, sagte Conrad. »Und du bist ja nicht ganz allein. Ich warte unten.«
    Aus den Augenwinkeln nahm Julia wahr, wie Bentrup verzweifelt nach seinen Zigaretten fahndete.

8
    Ein Streifen grauen Lichts fiel auf Claires schmutzigen Fuß. Sie schlief, atmete leise.
    Ein plötzlicher Regen hatte Tom und Claire ins Haus getrieben. Für einen Moment hatten sie nass und ernst und nah beieinander gestanden, bis Tom »ich gehe nach oben« gesagt und ihr einen Platz auf dem Sofa angeboten hatte. Sie war so erschöpft, dass sie angenommen hatte und sofort eingeschlafen war .
    Und jetzt? Eine dunkelblonde Locke kringelte sich an Claires Hals. Es drängte Tom, sie zu den anderen zu streichen, aber er ließ es sein, stattdessen brühte er Kaffee.
    »Ich werd‘ dann mal.« Claires Stimme war rissig vom Schlaf, als sie in der Küchentür erschien. »Dürfte ich einen Kaffee und …«, sie sah an sich hinab auf ihre Füße, »eine Dusche?«
    Tom zeigte ihr das Bad. Eine Weile hörte er Wasser rauschen, dann war sie zurück und nahm dankbar den dampfenden Kaffee entgegen.
    »Und, wo genau willst du ankommen?« Er lehnte am offenen Fenster. Die Luft war regenschwer; eine Amsel klagte. Bangigkeit stieg in ihm auf, eine, die er fast vergessen hatte. Claire drehte die Handflächen nach außen und lächelte.
    »Egal, wenn ich

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