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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Wochenende?«
    Julia setzte den Blinker und bog ab, erwiderte aber nichts.
    »Hey, lebst du noch?«
    »Ja.«
    »Also, was machst du am Wochenende?«
    Sie hielt an der Ampel und blickte Conrad an. »Das willst du nicht wissen.«
    »Nein. Sag es mir trotzdem.«
    »Ich guck mir einen Krimi an.«
    »Tatort? Der dauert nicht das ganze Wochenende.«
    »Das ist ja größtenteils schon verplant, oder denkst du, wir haben den Fall bis heute Abend im Sack?«
    »Eher nicht«, gab Conrad zu. Die Ampel sprang auf Grün und Julia fuhr an.
    »Ich seh mir den Verdacht an. Hab endlich mal Karten im Konzerttheater bekommen. Die sind ja sonst schon weg, bevor der Spielplan raus ist. Ich weiß auch nicht, wer die immer kriegt. Wahrscheinlich der Stadtrat, die Schützenkönige und Karnevalsprinzen.«
    »Oh, Kultur. Wusste gar nicht, dass du so eine bist.« Conrad grinste, und auch Julias Lippen verzogen sich leicht.
    »Du weißt eben manches nicht von mir.«
    »Aber muss es denn unbedingt ein Krimi sein? Haben wir davon nicht genug, Tag für Tag?«
    »Aber keinen von Dürrenmatt.«
    »Mit wem gehst du hin?«
    »Das möchtest du jetzt gerne wissen, was?«
    Julia zwängte den Wagen in eine Lücke zwischen zwei Streifenwagen auf dem Hof der Dienststelle. Sie stiegen aus, und das Gespräch brach ab, dabei hätte Conrad tatsächlich gerne gewusst, mit wem Julia ihre Abende verbrachte.
    Das Gebäude aus den Achtzigern mit schmutzig-grünen Fensterrahmen und Flachdach wirkte wenig einladend, war aber gut in Schuss. Auf den Gängen herrschte geschäftiges Treiben. Ein Uniformierter klopfte Conrad freundschaftlich auf die Schulter. »Wie isset?«
    »Und selbst?« Conrad hob die Hand zum Gruß.
    Es roch nach Hektik, Schweiß und Staub.
    Conrad öffnete die Bürotür und ließ Julia den Vortritt. Sven Bentrup saß allein im Büro vor seinem PC, hatte das Fenster weit geöffnet, und Conrad beobachtete, wie er mit einer raschen Bewegung den Aschenbecher in der oberen Schreibtischschublade verschwinden ließ. Ein milder Geruch nach Zigarettenrauch hing noch im Raum. Julia grinste. Seit es verboten war, in öffentlichen Gebäuden zu rauchen, hatte es Bentrup schwer mit seinem Laster.
    Das Büro war vollgestopft mit Möbeln. Ein massiger Schreibtisch, beladen mit Drucker, Ordnern, Kaffeetassen, okkupierte die Zimmermitte, Aktenschränke verdeckten die Wände. Auf das Stück Putz zwischen den beiden Fenstern hatte jemand einen inzwischen vergilbten Stadtplan geklebt.
    Als Julia und Conrad eintraten, schwang Sven seinen Bürostuhl herum und schenkte ihnen mit einem Lächeln einen Blick auf seine großen, gelblichen Zähne. Er war ein freundlicher Kerl, und es machte ihm nichts aus, dass seine Kollegen ihn hinter seinem Rücken »Pferdegebiss« nannten.
    »Wie isset?«, tönte auch er und schälte einen Schokoriegel aus der Verpackung. Seine Vorliebe für Süßes konnte man ihm nicht ansehen. Die Jeans umschlotterte seine langen Beine und aus seinem T-Shirt ragten knochige Arme und ein sehniger Hals.
    »Und selbst?« Conrad warf seinen Trenchcoat über die Stuhllehne und pflanzte sich auf die Sitzfläche.
    »Über die Freitags hab ich nichts Interessantes gefunden. Hab dann bei der Stadt nachgefragt, und der Typ vom Meldeamt kannte den Toten persönlich.« Bentrup schwieg.
    »Ja, und?« Julia hatte sich den zweiten Besucherstuhl geschnappt und sich rittlings darauf platziert. Gereizt kippelte sie vor und zurück.
    »Kannst du mal anhalten? Du machst mich ganz kribbelig.«
    Augenblicklich krachte der Stuhl auf das Linoleum und Julia verschränkte die Arme auf der Lehne.
    »Was ist denn eigentlich los?« Bentrup biss in seinen Schokoriegel und kräuselte die hellen Brauen.
    »Ach, nichts. Diese Frau Freitag ist ein ganz besonderes Herzchen. Sieht aus, als könnte sie keiner Fliege ein Bein ausreißen. Typ schwächliches Hausmütterchen. Aber meinst du, sie hat auch nur mit der Wimper gezuckt, als sie vom Tod ihres Mannes erfahren hat?«
    »Jeder reagiert eben anders«, beschwichtigte Conrad.
    »Sicher«, räumte Julia wenig überzeugt ein.
    »Also«, Bentrup lehnte sich zurück. »Der Typ vom Einwohnermeldeamt hat seine Oma in dem Altenheim von Freitag. Daher kennt er ihn. Er war nicht besonders gut auf ihn zu sprechen, weil es da wohl Unregelmäßigkeiten mit den Leistungen gegeben haben soll. War ziemlich redselig, der Gute – dass man sie nicht aus dem Bett herausholt, dass sie abends nichts zu essen kriegt, und so weiter. Ich habe mir das bestimmt zehn

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