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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Citroënwerkstatt. Ich konnte es nicht fassen!
    Das Tor, dessen Anstrich dringend einer Auffrischung bedurfte, war weit geöffnet. Ein nagelneuer, schwarz glänzender C6 stand auf der Hebebühne. Es roch nach Öl und Kaffee; »Straßburg lag im Sonnenschein …«, plärrte es aus einem Transistorradio. Tom ging auf einen kahlköpfigen Hünen zu, dessen Vollbart seine untere Gesichtshälfte fast vollständig verdeckte. Über seinem beachtlichen Bauch spannte sich eine Latzhose. Als er Tom bemerkte, zogen sich seine Augen zu belustigten Schlitzen zusammen.
    »Tom, Alter, was führt dich denn her?« Er schüttelte Tom die Hand und klopfte seine Pranke auf Toms Rücken. Ich stand etwas abseits, aber seine flinken Äuglein erfassten mich.
    »Ich habe ein Problem«, sagte Tom.
    Der Hüne ließ mich nicht aus den Augen. Ich trat von einem Bein aufs andere, so unwohl war mir. Schließlich kam der Mann mit ausgestreckter Hand auf mich zu.
    »Warum hast du nicht angerufen? Ich hätte ein Bier kalt gestellt, wenn ich gewusst hätte, dass du endlich deine Frau mitbringst.«
    Mir blieb der Mund offen. Ich sah das freundliche Lachen im Gesicht des Hünen. Ein, zwei Schritte ging ich rückwärts, dann schepperte es, und mein linker Fuß fühlte sich glitschig an. Das Lachen verschwand. Er drehte sich zu Tom um.
    »Dass du allerdings eine nimmst, die sofort in meiner Altölschale landet, habe ich nicht gedacht.«
    Die Männer lachten. Ich nicht.

12
    Über Claires Gesicht huschten die Schatten, über ihnen tanzten die Blätter des Apfelbaums im Wind. Die Sonne stand tief und tauchte ihr Profil in ein warmes Licht. Lange betrachtete Tom ihre rechte Hand, die reglos auf dem Tisch lag. Kaum ein Wort hatte Claire gesprochen, während sie ihren Rock und die Sandale mit Waschlauge eingeschäumt hatte. Als sie in die Altölschale getappt war, hatte Anton sich ausgeschüttet vor Lachen, und Tom auch. Vielleicht war sie verärgert.
    Nachdem Anton seine Werkstatt geschlossen hatte, nötigte er Tom, mit in den Garten hinterm Haus zu kommen und ihr Wiedersehen mit warmem Bier zu begießen. Claire schloss sich an, folgte den Gesprächen mit einem halben Lächeln und blieb in sich gekehrt, bis Anton aufstand und verkündete, dass er jetzt pinkeln ginge und danach ein paar Steaks auf den Grill hauen würde.
    »Alles okay?«, fragte Tom.
    »Schon.« Claire nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Sieht aber nicht so aus.«
    »Vielleicht ein bisschen müde.«
    Tom nickte zweifelnd. »Ich könnte Anton fragen, ob du dich irgendwo hinlegen kannst. Vor morgen früh ist die Batterie sowieso nicht geladen.«
    Breit grinsend und mit dem Stolz des Experten hatte Anton ihnen den Keilriemen, den Claire für ihre Göttin brauchte, und die passende Batterie präsentiert. Allerdings musste die Batterie aufgeladen werden, und das dauerte eben.
    »Ja.« Claire blickte an Toms linkem Ohr vorbei. »Das wäre wohl gut.«
    Anton brachte eine Steingutschale mit Steaks nach draußen, nachdem er Claire das Bett seiner Großeltern in der Dachkammer gerichtet hatte. Ein Fenster wurde geöffnet; Wind kam auf.
    »Hast du deine ehemalige Kompanie eingeladen?«, fragte Tom. Es war beinahe mehr Fleisch, als er in der Kühlkammer seines Lädchens aufbewahrte. Für die wenigen Stammkunden genügte das, und der Zulieferer brachte einmal in der Woche frische Ware.
    »Noch ’n Bier?« Anton legte einige Steaks auf den Rost. Ohne die Antwort abzuwarten, knallte er Tom eine Flasche auf den Tisch. Ein kleiner Schaumpilz quoll aus dem Flaschenhals.
    »Was ist jetzt mit ihr? Warum hast du sie angeschleppt?« Anton wendete eine Fleischscheibe.
    »Ich habe sie nicht angeschleppt. Sie hat mich mitgebracht.« Tom spürte, dass es Zeit war für seine »kleine Dosis«, ihn fror und sein Herz begann schneller zu schlagen.
    »Hast du was da?«
    »Du bist immer noch drauf, was? Nee, schon lange nicht mehr, das weißt du. Und von dir habe ich gedacht, dass du es hinter dir hast.«
    Tom seufzte. Das würde er sich auch wünschen. Nun ärgerte er sich, dass er sein Besteck und den Rest des Stoffes zurückgelassen hatte. Vor ein paar Stunden noch sah alles so einfach aus, dachte er. Ich höre auf damit und fertig. So einfach war es aber nicht. Er nahm einen langen Zug und stellte die leere Flasche hinein in den Kasten. Alkohol würde den Entzug etwas mildern, jedenfalls redete er sich das ein.
    »Da hast du ja eine Scheißnacht vor dir.« Es schien sich um Mitgefühl zu handeln, was in Antons Miene

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