Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
Vom Netzwerk:
nicht sehen, aber es musste da irgendwo sein. Die Stelle roch nach der Seife aus Antons Badezimmer und nach etwas anderem, Magnolie vielleicht oder Iris. Er fühlte Claires Hände in seinem Haar; sie gab einen zufriedenen Ton von sich, bevor sie ihren Körper gegen seinen presste. Es erstaunte ihn, wie kräftig sie war, und auch, mit welcher Umsicht sie ihn auf den Rücken beförderte.
    Der Vollmond war hinter den Wolken hervorgetreten und beleuchtete ihre Gestalt, die fülliger war, als er vermutet hatte. Claire zog ihr Top über den Kopf, ließ ihm noch Zeit festzustellen, dass sie reizvolle Brüste hatte, weich und voll. Der Ostwind schickte eine Böe ins Zimmer. Claires Küsse fühlten sich leicht und warm an auf seiner Haut, kleine Marken, auf einem Pfad, von dem er nicht wissen wollte, wo er entlangführte. Noch nicht. Die Zungenspitze, die sich von der Hüfte in seine Leiste tastete, ließ seinen Puls in die Höhe schnellen. Claire strich das Haar aus dem Gesicht, sah ihn nicht an. Tom überließ sich ihrem Tun, bis sie innehielt, dann hob er sie auf sich. Glitzernde Perlen auf ihrer Haut, ihr Atem ging schnell; verhaltene Laute lösten sich aus ihrer Kehle. Als sie kam, war es nichts Explosives, sondern eher etwas Getragenes von hoher Intensität. Mit einem Seufzen schmiegte sie schließlich ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Eine Weile spürte Tom dem Hämmern in ihrer Brust nach und drehte sich dann behutsam mit ihr. Die Augen hielt sie geschlossen, passte sich seinem Rhythmus an. Claire …
    »Sieh mich an«, flüsterte er, wie um sicher zu sein, und »du bist mein«, als sie die Lider hob. Sie lächelte entfernt. Er schob eine Hand unter ihr Kreuz und war ihr nahe, nicht lange, nur bis zu dem Anflug von Bitterkeit, den er nur zu gut kannte. Dann schloss er die Augen und folgte dem Film in seinem Kopf, der ihm einen Augenblick lang das Gefühl gab, ganz zu sein.
    Als er sich von ihr löste, kühlte der Wind seine Haut. Das Zimmer lag im Dunkeln. Die ersten Tropfen fielen auf das Fensterbrett. Eine Zeit lagen sie still beieinander.
    »Und nun?«, fragte Claire.
    »Es regnet.«
    »Ja.«
    Tom dachte nach, aber er wusste es nicht. Er zog sie näher in seinen Arm.
    »Wir warten einfach bis morgen.«

13
    Eine schwere Wolkendecke schob sich über Himmel und Sonne, darunter staute sich die Nachmittagshitze, dabei war es erst Mai. Auf dem kurzen Weg vom Kindergarten ins Präsidium hatte die Klimaanlage den Innenraum von Conrads Wagen kaum kühlen können. Erschöpft trottete Sammy hinter Conrad her.
    »Vielleicht ist Julia da und ihr könnt ein bisschen malen.« Conrad nahm die Hand seines Sohnes. Sie war klein und klebrig.
    »Du wolltest mit mir spielen. Jeden Tag, wenn Mama weg ist. Du hast es mir versprochen.«
    Conrad seufzte. Das hatte er.
    »Und zum Streichelzoo wolltest du auch mit mir.«
    »Ich weiß. Aber da ahnte ich nicht, dass ich so viel Arbeit haben würde. Ich habe mich auch schon auf die Nachmittage mit dir gefreut und auf das Hängebauchschwein und die jungen Ziegen auf dem Hof in Lette. Ehrlich.«
    Sammy sagte nichts, wand nur seine Hand aus der des Vaters. Sie stiegen die wenigen Stufen zum Eingang des Präsidiums hoch.
    »Willst du die Klingel drücken?«
    Sammy schüttelte den Kopf. Der Diensthabende schaute aus dem Fenster und winkte. Der Türöffner brummte, und Conrad drückte die Tür auf. Im Gang standen die Bürotüren offen, das leise Summen von Ventilatoren war zu hören. Stefan Fels würde nicht begeistert sein, wenn Conrad schon wieder mit Sammy im Schlepptau ankam. Conrad legte einen Finger auf die Lippen, beugte sich zu Sammy hinunter und flüsterte: »Ab jetzt müssen wir sehr vorsichtig sein.«
    »Warum?«
    »Wir müssen uns an den Türen vorbeischleichen.«
    »Warum?«
    »Damit, wenn gerade ein Dieb im Zimmer sitzt, er uns nicht sieht.« Und damit uns vor allem der Dienststellenleiter nicht entdeckt und mir wieder die Hölle heiß macht, dachte Conrad.
    »Warum nicht?«
    »Weil er uns sonst erkennen würde, wenn wir ihn das nächste Mal verfolgen wollen.«
    »Und warum darf er das nicht? Du bist doch die Polizei.«
    »Wegen der geheimen Mission.«
    »Aha.«
    Conrad sah Sammy an, dass der nicht überzeugt war von seiner schlappen Erklärung, aber das machte nichts, solange sie ungesehen an Stefan Fels’ Tür vorbeikamen. Er nahm Sammy an die Hand und schlich gebeugt und mit dem Finger auf den Lippen den Gang entlang. Vorsichtig lugte er in jede Tür und zog Sammy hinter sich her,

Weitere Kostenlose Bücher