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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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gelangweilt, weil die Oma ihren Wochenendeinkauf machen musste, wobei sie ihren Enkel nicht gebrauchen konnte, und am Sonntag ihren Rommeenachmittag nicht aufgeben wollte. Du bist der Vater, hatte sie gesagt, also kümmere dich um deinen Sohn. Conrad hatte sie noch nie gemocht. Auch Henry Freitag war nicht erschienen. Nach ein paar Anrufen stellte sich heraus, dass er überraschend den Wochenenddienst eines erkrankten Kollegen übernehmen musste. Morgen würde Conrad ihn holen, egal was für einen Dienst er hatte, wenn es sein musste, in Handschellen.
    Schweigend fuhr Conrad die Umgehungsstraße entlang, nachdem er in seiner Lieblingspommesbude in der Holtwicker Straße hatte anschreiben lassen, weil er seine Brieftasche im Büro vergessen hatte. Sammy hatte dreiviertel seiner Portion auf dem Teller liegen lassen und war schmollend auf den Rücksitz geklettert. Dann hielten sie vor Conrads Haus in der Osterwicker Straße, dort wo die Stadt ausfranste und in freies Gelände überging. Er würde sich schon wieder beruhigen, dachte Conrad. Aber als er den Jungen nach einem sehr kurzen Zwischenstopp im Bad zu Bett brachte, nahm Sammy seinen Clown in den Arm und drehte sich zur Wand, ohne ihm gute Nacht zu wünschen.
    Morgen würde es einfacher werden. Morgen könnte er in den Kindergarten gehen, versuchte Conrad, sein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
    Conrad machte den Fernseher an, setzte sich in den Sessel und stand wieder auf, um in die Küche zu gehen und sich ein Bier zu holen. Er trank es auf dem Balkon in einem Zug leer. Dann schenkte er sich einen Whisky ein. Es hatte nicht geregnet. Er hörte ein Geräusch an der Tür. Ein Schlüssel wurde gedreht, dann Schritte, kurz und leicht. Er hatte vergessen, sie anzurufen.
    »Du liebst mich nicht.« Lillys Gestalt spiegelte sich in der Scheibe. Conrad stöhnte innerlich; er starrte hinaus in die Dämmerung und verfolgte die Scheinwerfer der Autos in der Ferne. Ein Lichtstreifen säumte den Horizont, das letzte Orange bevor die Nacht hereinbrach. Er spürte Lillys Blick im Rücken und auch, dass sie wartete. Der Schluck Single Malt in seinem Mund schmeckte scharf.
    »Ja«, sagte er. Aber das stimmte nicht, nicht so jedenfalls. Er hatte viel darüber nachgedacht. Wie oft hatten sie gestritten deswegen? Conrad wollte, dass sie aufhörten damit, deshalb sagte er »ja«. Er wollte, dass sie aufhörte, solche Sätze zu sagen. Andauernd sagten Frauen solche Sätze, und er hasste das. Eine Weile sagte niemand etwas. Der Verkehr auf der Fernstraße wurde spärlicher. Er hörte, wie Lilly Luft holte.
    »Nein«, sagte er. »Lass gut sein.« Wenn er sich umgedreht hätte, hätte er gesehen, wie ihr rechter Mundwinkel zuckte. In solchen Augenblicken wusste er nie, ob sie in Gelächter ausbrechen wollte oder ob sie zu heulen anfangen würde. Er hasste das. Er drehte sich nicht um. Kurz darauf hörte er die Haustür zuschlagen und den Motor ihres Wagens anspringen; sie war bisher immer wiedergekommen.
    Sie war wiedergekommen, aber Conrad hatte sie in den Monaten, seit sie sich kannten, nicht ein einziges Mal besucht. Anfangs hatten sie sich in Cafés getroffen, dann lange Abende zusammen auf seinem Balkon verbracht. Lilly hatte ihn einmal zum Essen zu sich eingeladen. Da war der Anruf dazwischengekommen. Später hatte sich herausgestellt, dass Julia schon am Tatort und seine Anwesenheit entbehrlich war. Es war letztlich also keine große Sache gewesen; »ungeklärte Todesursache« hatte der junge Notarzt attestiert, als er die Leiche einer 82-jährigen Frau verlassen hatte. Damit war für den Doc alles klar, aber Conrads Abend war gelaufen, und Lilly hatte ihre Einladung nicht wiederholt.
    Conrad goss Whisky nach, schwenkte das Glas und stellte es ab. Nach ein paar Tagen würde Lilly sich beruhigt haben und ihn anrufen, oder er rief an, und sie trafen sich im »Latissimus«.
    Aber hatte diesmal nicht ein resignierter Unterton in ihrer Stimme gelegen? Vielleicht täuschte er sich auch. Unschlüssig stand er mitten im Raum. Jenseits der Balkontür war es Nacht geworden. Das wenige Licht gab sein Spiegelbild zurück, fremd und älter, als er es in Erinnerung hatte. Sein Nacken schmerzte, und die Zeit verging. Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
    Lillys Haus lag nicht weit entfernt, am Coesfelder Berg, da wo man wohnte, wenn man etwas auf sich hielt und die Hypotheken zahlen konnte. Sie hatte das Haus geerbt. Er nahm den Autoschlüssel vom Tisch und kippte den Rest Single Malt in

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