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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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Krankenhaus aufsuchen und zu ihrem Freund Tom befragen, wenngleich er keine neuen Hinweise erwartete. Kurzerhand kündigte er sich bei Tom für fünf an, um ein paar abschließende Fragen zu stellen, erklärte er. Tom war einverstanden, wenn Conrad ihn im Laden treffen wolle, ansonsten wäre ihm sechs Uhr lieber. Conrad entspannte sich, nahm seinen Mantel und ging hinaus in den Sonnenschein.
     
    Vor dem Haus, dessen Adresse Tom angegeben hatte, parkte Conrad hinter einem uralten, hellblauen Mazda auf dem Seitenstreifen. Die Fassade wirkte renovierungsbedürftig, doch das Schaufenster des Lädchens war frisch geputzt. Conrad drehte den Zündschlüssel um, und der Motor schwieg. Was genau wollte er eigentlich hier?
    Der Tag hatte einen wunderbaren Verlauf genommen. Nach einer einstündigen Wanderung durch Felder und Wiesen hatte sich Conrad am Ufer eines Sees niedergelassen und die Stille in sich aufgenommen, war davon so berauscht, dass ihn eine Gruppe junger Leute, die in drei schrottreifen Autos angebraust kam, um sich über seinen Ruheplatz herzumachen, auch nicht aus der Fassung bringen konnte. Lächelnd überließ er ihnen das Feld.
    Als er auf der Rückfahrt zum Goldenen Stern falsch abbog, genoss er einfach den Umweg durch das weite Land. Statt entnervt kam er wohlig erschöpft an. Sonne und Wind hatten sein Gesicht gerötet, er fühlte ein angenehmes Prickeln auf der Haut. Die Wirtin, diese nette Person, bereitete extra für ihn einen kleinen Imbiss, der aus Spargel und Schinken bestand und köstlich schmeckte. Danach legte er sich einen Moment aufs Bett. Um vier erwachte er. Da war keine Zeit mehr gewesen, um Claire Di Marco zu besuchen.
    Als Conrad sich nun endlich entschloss auszusteigen, war es still. Nur der Wind rauschte in den Kronen der mächtigen Linden, die beidseits die Straße säumten. Er stieg die drei Stufen zum Laden hoch, ein Glöckchen klingelte beim Eintreten, und eine Frau mit weißem Haar, die hinter der Ladentheke Wurst aufschnitt, lächelte ihn an.
    »Sie wünschen?«
    »Tom Sebald.«
    Sie zog die Brauen hoch.
    »Ich will, ich möchte Tom Sebald sprechen. Er erwartet mich.«
    Die Frau griff sich an die Stirn. »Ja, sicher. Sie sind Herr Böse von der Kripo, stimmt’s?«
    Conrad nickte.
    »Tom sagte mir, dass Sie kommen würden. Einen Moment, ich zeige Ihnen den Weg.« Sie legte ihre Schürze ab, und Conrad folgte ihr durch die schmale Seitentür. Der Perlenvorhang klimperte, als er hindurchging. Sie stiegen eine Holztreppe hinauf und landeten vor einer Wohnungstür. Die Frau hielt sie für Conrad auf, »gehen Sie ruhig hinein«, und schloss sie hinter ihm.
    Der Flur lag im Dämmerlicht. Conrad ging ein paar Schritte und stolperte über einen Rucksack. Wollte Tom verreisen? Dann hörte er jemanden unter der Dusche singen. Es war eine einfache Melodie, aber so wundervoll vorgetragen, dass sich die Härchen auf Conrads Arm aufstellten.
    »Tom?«
    Keine Antwort. Er stellte den Rucksack, den er umgestoßen hatte, wieder auf. Die Stimme verstummte und das Wasserrauschen erstarb. Eine Tür öffnete und schloss sich, dann drangen aus dem Raum neben dem Bad Stimmen, eine männliche und eine weibliche. Mit wem mochte Tom sprechen? Leise näherte er sich, und die Stimmen wurden deutlicher.
    »Ich muss etwas tun, Tom«, sagte die weibliche.
    »Und was sollte das sein? Bleib einfach erstmal ein paar Tage hier, dann wird sich alles aufklären, da bin ich sicher.«
    »Ja, vielleicht. Das Baby braucht auch Ruhe.«
    »Das Baby? Was denn für ein …«
    Eine Pause entstand. Conrad wollte seinen Posten noch nicht verlassen. Vielleicht erfuhr er auf diese Weise etwas.
    »Du bekommst ein Baby?« Das war wieder Tom.
    »Ja. Ein neues Leben. Ein altes habe ich dafür hingegeben.« Man konnte hören, wie die Stimme lächelte.
    »Das glaub ich dir nicht.«
    Conrads Blick fiel auf den Rucksack. Es war reine Neugier, er konnte nicht umhin, sich niederzuhocken und einen Blick hineinzuwerfen. Ganz obenauf lag ein länglicher Gegenstand in einer durchsichtigen Plastiktüte. Seine Augen hatten sich schon so weit an die Lichtverhältnisse gewöhnt, dass er ihn erkennen konnte, ihm stockte der Atem. Ein Messer mit einer schmalen Klinge. Er entdeckte dunkle Flecken darauf. Die Tür ging auf, und plötzlich blickte er in Sophie Freitags geweitete Augen.
    »Frau Freitag …«
    Sie stürzte auf ihn zu, entriss ihm den Rucksack und war aus der Tür, bevor Conrad sich auch nur drehen konnte. Als er den Moment seiner

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