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Freitags Tod

Freitags Tod

Titel: Freitags Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kuhlmeyer
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gesagt …« Der Beamte verstummte.
    Julia packte die Wütende am Kleid und verpasste ihr eine Ohrfeige. Augenblicklich wurde sie still. Ihre Arme hingen am Körper herab, und die Beamten zogen sich zurück, als Julia ihnen zunickte mit einem Blick, der »ich schaff das schon« bedeuten sollte.
    »Frau Freitag?«
    Langsam hob die Angesprochene den Kopf, und Julia blickte in Augen so leer wie die Wüste. Allmählich schien Hedwig Freitag zu sich zu finden. Vielleicht musste sie die Teile ihres Selbst neu zusammenfügen.
    »Ich war es.« Ihre Stimme klang rau.
    »Kommen Sie!« Julia nahm sie am Arm und führte sie in ihr Büro.
    »Wollen Sie ein Glas Wasser?«
    Hedwig Freitag schüttelte den Kopf. »Ich war es«, sagte sie wieder.
    »Bitte setzen Sie sich.« Julia schob ihr einen Stuhl hin und drückte sie auf den Sitz. »Sie wollen mir etwas erzählen?«
    »Sind Sie taub? Ich war es!« Abrupt hob Hedwig Freitag den Kopf und blitzte Julia an. Eben noch verzagt und elend wechselte ihre Stimmung ins Feindselige. Julia verschanzte sich hinter ihrem Schreibtisch.
    »Sie waren was, Frau Freitag?«
    »Ich habe ihn umgebracht.«
    Nein, bitte nicht. Nicht noch einen Täter. Julia stöhnte innerlich. »Ach ja? Und wie wollen Sie das beweisen?«
    »Muss man neuerdings beweisen, dass man es war? Ist das nicht Ihre Aufgabe?«
    »Nicht, wenn ich Ihnen nicht glaube.«
    »Und wieso glauben Sie mir nicht, wenn ich es doch sage?«
    »Weil Sie Ihren Sohn schützen wollen.«
    »Henry ist ein Kindskopf. Er hat damit nichts zu tun.«
    »Sehen Sie? Das meine ich.«
    »Sie meinen was?«
    »Sie wollen verhindern, dass er für Jahre hinter Gefängnismauern verschwindet, weil er seinen Vater erstochen hat.«
    »Ja. Das will ich. Weil er es nicht war.«
    »Dann beweisen Sie es.«
    »Ich brauche gar nichts zu beweisen.«
    »Dann gehen Sie nach Hause und halten mich nicht von meinem Feierabend ab.« Wut stieg in Julia auf. Am liebsten hätte sie die Frau gepackt und zum Ausgang geschleift. So ein Blödsinn fehlte ihr gerade noch. Sie erhob sich und hielt ihr die Tür auf, doch Hedwig Freitag blieb sitzen.
    »Ich habe eine Zeugin. Sie hat mich mit dem blutigen Messer gesehen, als ich es endlich saubermachen wollte, zu Hause.«
    »Und wer soll das sein?«
    »Irina Glück.«
    »Gut, wir werden die Zeugin dazu befragen. Bis dahin gehen Sie bitte. Wir melden uns dann bei Ihnen.« Julia stand in der Tür und wartete.
    »Ich gehe nirgendwohin. Was machen Sie nun?« Hedwig Freitag verschränkte die Arme vor der Brust und schob das Kinn nach vorn.
    »Ganz einfach. Ich werde Sie entfernen lassen.« Julia drückte vier Tasten auf dem Telefon. Blitzartig sprang die Freitag auf, war mit zwei Schritten bei ihr und schlug Julia so kräftig ins Gesicht, dass ihre Wange brannte. Dann setzte sie sich und verschränkte wieder die Arme.
    »Und nun?«, fragte sie seelenruhig.
    Was ist nur mit mir los, dachte Julia, mit mir und meinen Reflexen? Es war schon das zweite Mal in diesem Fall, dass sie von einem Angriff überrascht worden war. Dieser unscheinbaren Person hatte sie eine solche Attacke bestimmt nicht zugetraut, nicht ihr gegenüber. Es war eine Provokation, das war sicher. Julia konnte die Situation nur retten, indem sie sich nicht herausfordern ließ.
    »Nun ist nichts, außer dass Sie mit einer Anzeige rechnen müssen.«
    Ein zufriedenes Lächeln umspielte Hedwig Freitags Lippen, sie nickte.
    »Natürlich nicht wegen Mordes. Bloß weil Sie in der Lage sind, mich ins Gesicht zu schlagen, sind Sie noch lange nicht fähig, einen Mord zu begehen, wenn das der Beweis gewesen sein soll.« Mit einem Ruck schob Julia ihren Bürostuhl bis an die Wand und setzte sich wieder, ein wenig Abstand schien ihr angebracht. Sie nahm ein Aufnahmegerät aus dem Regal neben sich, stellte es auf den Tisch, drückte die Aufnahmetaste und informierte das Gerät über Ort, Zeit und Anwesende.
    »Zumindest müssten Sie ein Motiv haben, Ihren Mann umzubringen, Frau Freitag. Das kann ich beim besten Willen nicht entdecken«, sagte sie dann.
    Das Lächeln verzog sich zu einer Grimasse und Feuchtigkeit flutete die Augen der Frau. »Können Sie nicht? Dann werde ich Ihnen eines nennen, Frau Kommissarin.« Ohne Julia aus den Augen zu lassen, fuhr sie fort: »Gottfried war ein Schwein, brutal und mitleidlos. Nein, nicht nach außen. Nicht, dass er sich viele Freunde gemacht hätte, aber er war bekannt und anerkannt, Mitglied in einer Reihe von Vereinen. Im Schützenverein war er Kassenwart,

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