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Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen

Titel: Freitags wird gebadet, aus dem Tagebuch eines Minderjaehrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt David
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heutigen Tage nur Reißzwecken, diese stachligen Biester. Da kann man lange darüber nachdenken, nicht?“
    Ich dachte nach, bis zur nächsten Kurve. Dort steht unsere Bekanntmachungstafel. Auf einem großen Plakat las ich:
    DIE KUH MELKT DURCH DEN KOPF DES GENOSSENSCHAFTSBAUERN
    Ich versuchte, mir das vorzustellen, und wurde von diesem Übel erst erlöst, als ich vor meinem Papa stand.
    Papa sagte: „Na, du bist ja noch ganz. Ich dachte schon, Ziegenwilhelm hätte dich durch den Wolf geleiert.“
    „Mich nicht, aber den Lampel, den Lampel hat er verbogen, bis zur Unkenntlichkeit.“
    „Für dich heißt das immer noch Herr Lampel.“
    Ich schluckte das „für dich“ und feuerte weiter: „Trotzdem ! Lampel ist eine Flasche, ein ganz große - oder, wie du willst, Herr Lampel ist eine.“
    „Nu mal der Reihe nach“, bat Papa.
    Ich entwarf einen Stimmungsbericht und schilderte Herrn Lampels Größe. Mama hörte interessiert zu, Papa gähnte einige Male und tat etwas uninteressiert, woraus ich entnahm, daß er Herrn Lampel ziemlich genau kannte.
    „Das sind halt so menschliche Schwächen“, sagte er, und  überhaupt, das wäre gar nicht so schlimm, man müsse nicht immer alles gleich auf die Bewußtseinsschaukel legen. Und so einfach, wie wir Kinder das dächten, sei es sowieso nicht. „Das ist alles viel komplizierter, verstehst du, viel komplizierter im Leben, Heinz.“
    Ich verstand. Aber anders.
    Papa stand auf und holte sein Geldtäschchen, entnahm ihm zwei Mark. „Trags unter Wilhelm in die Liste ein -und du hast keinen Ausfall, basta.“
    Ich gehorchte und tat sehr brav.
    „Siehst du“, sagte Papa, „so einfach ist das. Zerbrich dir nicht mehr den Kopf darüber. Die Sache ist erledigt.“
    Ich dankte und schmunzelte.
    „Ja, nun freust du dich über deinen großzügigen Vater, was?“
    „Und wie sehr“, antwortete ich, „Herr Lampel hat mir vorhin auch schon zwei Mark gegeben, unter Wilhelms Namen in die Liste eingetragen und gesagt: Damit ist die Geschichte aus der Welt geschafft.“

4

    Mittags schlenderte ich in die City.
    So nennen wir den Mittelpunkt unseres Dorfes. Die City besteht aus dem Gasthof „Zur Eule“, dem Spritzenhaus und einem Löschteich, in dem wir im Sommer zu baden versuchen. Am Rande des Platzes wundert sich eine Eiche, die eine deutsche ist und die sich deshalb hat viel gefallen lassen müssen. Einst hieß sie Bismarck, dann Hindenburg und danach noch schlimmer. Geblieben ist die Eiche und der Spott: Prominentenpalme sagen die Dorfbewohner.
    Wenn einer mal nicht weiß, was er machen soll, geht er zu ihr. Das hat angenehme Gründe. Erstens weiß man, daß sie immer da ist und offen hat, zweitens, daß sie häufig Besuch erhält, und drittens, daß man kommen und gehen kann, wann man gerade will.
    Sonntags ist Vollversammlung.
    Als mich die Boys kommen sahen - ja, wir sagen Boys, das klingt so schön ausländisch -, brüllten sie: „Guckt mal, der Maiskolben-Ingenieur walzt an.“
    Die Eiche ließ ein paar Blätter fallen, nicht etwa vor Aufregung, sondern wegen der Jahreszeit; denn Maiskolben-Ingenieur ist unter uns nichts weiter als die Übertragung des väterlichen Berufs ins Lyrische.
    „Tag, Leute“, sagte ich und suchte mir einen Platz. Nun gibt es aber unter der Prominentenpalme eine Rangordnung, die zwar ungeschrieben ist, aber streng eingehalten wird. Am Stamm des Riesenbaums dürfen nur jene lümmeln, die aus der Schule sind. Sie bringen auch die Musik mit, die ihnen am Halse hängt oder in der Hosentasche steckt. Zu ihren Füßen sitzen wir vom letzten Schuljahr auf den langen knorrigen Wurzeln der Eiche und mit sehnsüchtigen Blicken zur Höhe. Weit von uns ab hocken einige Schüler der siebenten Klassen, die schon so groß wie wir sein wollen. Wer noch kleiner ist, den schnicken wir fort. Mädchen mögen wir keine. Die Mädchen gehen spazieren. Auf und ab, ab und auf. Und immer an der Prominentenpalme vorbei. Wenn eine bestimmte vorüberkommt und ein bestimmter unter uns rot wird, wissen wir, was los ist, und grinsen.
    Wir von der Achten stimmten heut unser Sammelergebnis ab.
    „Ich hab zweiundzwanzig Mark“, sagte Hufeisen (sein Vater ist Schmied!).
    „Und ich vierundzwanzig“, meldete Ernst, der Günther heißt.
    Und Kulak, den wir Kulak nennen, weil sein Vater den größten Garten im Dorfe hat: „Fünfundzwanzig, Leute, was sagt ihr?“
    Einer von denen, die die Eiche belümmelten, meinte: „Fünfundzwanzig Eier? Pu !“ Er spuckte einen

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