Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
braunen Augen, die ich je gesehen hatte, mit bernsteinfarbenen Sprenkeln rund um die Pupillen.
»Hallo«, sagte er. Er half Kathy mit ihrem Stuhl und setzte sich dann wieder. »Ich bin John Delancey.« Dabei richtete er wieder seine wundervollen braunen Augen auf mich.
Ich war sprachlos. Dieser Mann sah genau so aus wie Nancys Freund, Ned Nickerson, für den ich als Teenager geschwärmt hatte. Es war unheimlich. Kathy stupste mich an.
»Mein Name ist Kathy Fortner und das ist Emmy Bailey«, sagte sie über meine Schulter hinweg. »Alte Jungfer, hm?«, flüsterte sie mir ins Ohr. Ich errötete, weil mir plötzlich bewusst wurde, dass ich ihn unverhohlen angestarrt und kein Wort gesagt hatte.
»Es ist mir ein Vergnügen, euch beide kennenzulernen.« Er lächelte und zeigte dabei seine vollkommen gleichmäßigen und wunderbar weißen Zähne. »Aus welcher Gegend kommt ihr?«
»Wir kommen aus Texas«, erwiderte ich. Zum Glück hatte ich meine Zunge wieder unter Kontrolle. »Und du?«
Bevor er etwas sagen konnte, kam ein sehr stattlich aussehender »Carson« an unseren Tisch und forderte Kathy zum Tanzen auf. Gemeinsam gingen sie zur Tanzfläche.
»Im Moment lebe ich in New York, aber ich bin beruflich viel unterwegs«, sagte John nun. »Ich vermittle den Austausch von Sammlerstücken zwischen interessierten Parteien.«
»Bist du deshalb hier auf diesem Kongress?«, fragte ich neugierig.
»Ja, einer meiner Kunden interessiert sich für Erstausgaben von Nancy-Drew-Romanen und die sind ziemlich selten.« Er fuhr fort, die Bücher zu beschreiben, die sein Kunde suchte.
»Ich habe einige davon in meiner Sammlung zu Hause!«, rief ich.
»Tatsächlich?« In seinen Augen blitzte freudige Erwartung auf. »Wärst du bereit, sie zu verkaufen? Der Preis ist sehr gut.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, egal wie hoch der Preis sein mag. Sie haben einen großen emotionalen Wert für mich. Ich habe sie von meiner Lieblingstante bekommen, kurz bevor sie starb.«
»Nun, wenn du es dir anders überlegen solltest, ruf mich doch bitte an.« Er reichte mir eine Visitenkarte, und als unsere Hände sich berührten, schoss ein elektrischer Schlag durch meinen Arm. »Natürlich kannst du mich auch anrufen, wenn du es dir nicht anders überlegst.« Er lächelte und ich merkte, dass ich schon wieder rot wurde.
»Erzähl mir mehr über deine Sammlung«, meinte er, um mir über mein Unbehagen hinwegzuhelfen. Ich beschrieb sie ihm mit großer Begeisterung; ich redete immer gern über Bücher. John hörte aufmerksam zu und stellte eine Menge Fragen, vor allem über die seltenen Bücher.
Als ich fertig war, lächelte er und meinte: »Deine Liebe zu Büchern ist nicht zu übersehen, so wie du sie beschreibst. Ich finde das bewundernswert.«
»Danke.« Ich trank einen Schluck Wasser und bemerkte, dass meine Hand ein wenig zitterte. Dann unterhielten wir uns über alle möglichen Themen und stellten fest, dass wir eine Menge gemeinsam hatten. Beide liebten wir Tiere, hatten einen vielseitigen Musikgeschmack und eine Vorliebe für italienische Spezialitäten. Ohne Zweifel war da etwas zwischen uns, aber ich spürte auch noch etwas anderes, das ich nicht benennen konnte.
Die Band begann, den »Tennessee Waltz« zu spielen und John beugte sich zu mir herüber und fragte: »Möchtest du tanzen?« Ich gab ihm meine Hand und ein köstlicher Schauder lief mir über den Rücken, als er mich zur Tanzfläche geleitete. Er war ein hervorragender Tänzer, fast noch besser als mein geliebter Cary es in meinen Träumen war. Und offenbar hatte er auch wanderfreudige Hände. Nachdem ich sie höflich dorthin zurückgelegt hatte, wo sie hingehörten, blieben sie auch dort ... meistens.
Kathy war die Schönheit des Abends. Sie winkte mir kurz zu und lächelte mich strahlend an, als sie mit einem ihrer zahlreichen Tanzpartner vorbeiwirbelte. Ich schloss die Augen und ließ mich von John führen. Plötzlich blieb er stehen – jemand hatte ihm auf die Schulter geklopft.
»Darf ich abklatschen?«
Beim Klang von Steves Stimme riss ich die Augen auf.
Bitte, lass das nur ein Hirngespinst sein
, dachte ich, als ich mich umdrehte. Die Frage, was man daraus hätte folgern können, wenn ich mir Steves Stimme tatsächlich einbildete, stellte ich mir lieber nicht. Aber da stand er, leibhaftig – im Frack. Und er sah nicht erfreut aus.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich, die Hände in den Hüften.
»Ich habe deiner Mutter erzählt, dass ich diese Woche
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