Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
und kraulte ihm die Ohren. »Guter Hund, Mike.« Ich wusste, dass es Unsinn war, ihn für sein Verhalten zu belohnen, doch ich war in der Stimmung, es zu machen.
Ich nahm mir meinen Liter Eiscreme und begann zu löffeln. Dabei hörte ich Keith »You’ll Think of Me« singen. Ich war immer schon der Ansicht, dass es für jede Lebenslage und für jedes Gefühl einen passenden Keith-Urban-Song gibt. Als ich das Eis zur Hälfte aufgegessen hatte, klingelte das Telefon.
»Hast du mein Geschenk bekommen?«, fragte Mutter mit einem schelmischen Klang in der Stimme. Ausnahmsweise verzichtete sie auf die Vorhaltungen.
»Ja, hab ich.« Ich hieb den Löffel in die Eiscreme. »Bitte schick mir keine Geschenke dieser Art mehr.«
Sofort war sie eingeschnappt. »Oh, Verzeihung, Fräulein Hochnäsig. Ich dachte nur, es wäre nett, wenn ihr zusammen essen geht, wo ihr doch beide in derselben Stadt wart.«
Ich seufzte entnervt. »Mutter, der Punkt ist, dass ich schon etwas vorhatte. Und außerdem war ich schon mit jemandem zum Essen verabredet.«
»Mit wem?« Mist!
»Mit Kathy natürlich.« Ich versuchte, es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, aber das funktionierte offenbar nicht.
»Wenn du nur mit Kathy verabredet gewesen wärst, hättest du nicht ein solches Theater veranstaltet. Wer ist er?«, wollte sie wissen.
Wenn ich ihre Frage nicht beantwortete, würde sie nicht aufhören, mich zu piesacken. »Nun, da war auch ein Mann bei uns.«
»Wer ist er?«
Ich gab’s auf. »Er heißt John Delancey und kommt aus New York.«
»New York!« Die Enttäuschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Und wie wollt ihr einander kennenlernen, wenn ihr euch überhaupt nicht seht?«
»Tja, noch gibt es Telefone und wahrscheinlich hast du auch schon von dieser nützlichen Einrichtung gehört, die man E-Mail nennt«, erwiderte ich schnippisch.
»Sehr witzig, Schlaumeier.«
»Und außerdem verabrede ich mich nicht mehr mit Männern, schon vergessen? Es ist eine rein geschäftliche Beziehung.«
Das überhörte sie geflissentlich. »Was macht er beruflich?«
»Er fungiert als Mittelsmann zwischen Käufern und Verkäufern von Sammlerstücken. Er reist viel. Tatsächlich hat er gesagt, dass er in ein paar Wochen in Texas sein wird.«
»Wirst du ihn mir vorstellen?«
Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern konnte. »Wir werden uns nur über Geschäftliches unterhalten«, versicherte ich ihr.
»Denkst du, ich bin so schrecklich, dass er vor lauter Angst davonrennt?«
»Nein, Mutter.« V
ielleicht ein bisschen
, dachte ich. »Das ist wirklich nur ein Geschäftstermin, es besteht also überhaupt keine Notwendigkeit, dass du ihn kennenlernst.«
Sie ließ sich nicht besänftigen. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass du an dieser lächerlichen Alte-Jungfer-Geschichte festhältst. Du wirst nie einen Ehemann finden, wenn du dich nicht mit Männern verabredest, Emma.«
»Und genau darum geht es ja.« Ich massierte meine Nasenwurzel mit den Fingerspitzen. Irgendetwas machte mir Kopfschmerzen, entweder Mutter oder die Eiscreme. »Ich glaube, das haben wir alles schon mal durchgekaut.« Das Telefon piepte mir ins Ohr. Gerettet! »Auf der anderen Leitung klopft jemand an, ich muss Schluss machen.«
»Aber, Emma ...«
»Tut mir leid, wir reden ein andermal weiter.« Ich schaltete mich in die andere Leitung. »Hallo?«
»Emma, ich wollte nicht sagen, dass ich Mike nicht mehr nehmen will, wenn du nicht da bist.« Es war Brian. »Ich hab nur Dampf abgelassen, und du hast es in den falschen Hals gekriegt.«
Ich schob mir einen Löffel Eiscreme in den Mund, nur leider zu schnell. »Au, Mist!«
»Was machst du da?«
Ich wartete, bis mein Gehirn wieder aufgetaut war, bevor ich antwortete. »Eis essen.«
»Zum Abendessen oder als Nachtisch?«
Er wusste einfach zu viel über mich. »Abendessen«, musste ich zugeben.
»Welche Sorte?«
»Schokolade natürlich.« Er wusste noch längst nicht alles.
»Hör zu. Ich hab hier Kung-Pao-Huhn und gebratenen Reis und du hast Eiscreme. Wie wär’s, wenn ich mein Essen mit zu dir bringe und wir dann teilen?«, bettelte er.
Ich überlegte einen Augenblick. »Okay, aber bring alles ins Schlafzimmer. Ich bin zu faul aufzustehen.« Ich legte auf und lehnte mich in die Kissen zurück. Moment mal! Ich war nur mit BH und Slip bekleidet! Ich konnte gerade noch zur Kommode hechten und einen Schlafanzug hervorzerren und über mich werfen, da hörte ich schon, wie sich die Haustür öffnete.
Weitere Kostenlose Bücher