Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
zwar zu jeder Jahreszeit. Dass wir diese kleine Eigenart gemeinsam hatten, stellten wir fest, als Teddy sie zum ersten Mal mit nach Hause brachte, um sie der Familie vorzustellen.
»Es gibt doch nichts Entspannenderes, als mit einer Freundin eine gute Tasse Tee zu genießen.« Anne seufzte zufrieden. »Also erzähl mal, was los ist.«
Ich schüttelte den Kopf. »Gleich. Erzähl mir erst mal etwas über eure Flitterwochen. Wir hatten noch gar keine richtige Gelegenheit, darüber zu reden«, setzte ich hinzu und dachte dabei an den Sonntag nach ihrer Rückkehr und das Mittagessen nach dem Gottesdienst.
»Ja, also, wir waren die meiste Zeit auf unserem Zimmer«, ulkte sie.
»Igitt!« Ich tat so, als müsste ich mich übergeben. »So genau wollte ich es nun auch nicht wissen. Vergiss bitte nicht, dass Teddy mein Bruder ist«, meinte ich und lachte.
»Nein, im Ernst, die Bahamas waren wundervoll.« Sie erzählte mir alles über die Tauchgänge, die sie unternommen hatten, und über all die leckeren Sachen, die es zu essen gab.
»Ich hoffe, ihr habt auch Fotos gemacht, und zwar außerhalb eures Hotelzimmers.«
Anne war eine begeisterte Fotografin. Sie kicherte. »Ich glaube, ich habe drei Speicherkarten vollgeknipst. Aber bevor ich vor Spannung platze, musst du mir erzählen, was ich diese Woche verpasst habe.«
Ich holte tief Luft und legte los. Es sprudelte nur so aus mir heraus. Ich erzählte ihr von Steve, von meinem Herzrasen, wenn ich mit Brian zusammen war, und von seiner Bekanntschaft mit Delilah, die offenbar immer intensiver wurde. »Und dann bin ich in Brians Armen aufgewacht und wusste, dass ich ihn liebe, dass ich ihn schon seit einer ganzen Weile liebe, ohne es geahnt zu haben. Es war schrecklich«, stöhnte ich und warf den Kopf gegen die Rückenlehne des Sofas.
Anne runzelte die Stirn. »Warum war es schrecklich?«
»Weil ich mich zur alten Jungfer erklärt habe und weil er meine Gefühle nicht erwidert. Du hast doch heute Vormittag gesehen, wie verzückt er von dieser ... dieser ... Delilah war.« Es war besser, einfach ihren Namen auszusprechen. Ich trank einen Schluck, um den Geschmack loszuwerden, den er in meinem Mund hinterließ. Ihr Name sprach für sich und war anständiger als die Bezeichnungen, die ich ansonsten für sie gewählt hätte.
Anne legte mir eine Hand auf den Arm. »Emma, deine Ankündigung – das waren nur Worte. Du hast doch keinen Vertrag oder so etwas unterschrieben. Deine Gefühle dürfen sich auch ändern«, meinte sie sanft. »Wirst du es ihm sagen?«
Ich beugte mich vor, um meine Tasse auf dem Sofatisch abzustellen, und schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht. Wenn ich es ihm sage, nimmt er alle Schuld auf sich und zieht sich von mir zurück, ummich nicht zu verletzen. Und außerdem war er so stolz auf mich, weil ich stark war und für mich selbst eingestanden bin. Jedenfalls dachte ich, dass er stolz auf mich ist.« Ich straffte die Schultern und reckte das Kinn vor. »Ich muss meine Gefühle einfach vor ihm verbergen und mein Leben weiterleben. Das geht schon, wenn ich nur die Möglichkeit habe, ihn zu sehen und mit ihm zu reden.« Doch kaum ließ ich die Schultern hängen, fiel meine vermeintliche Zuversicht in sich zusammen. Ich schüttelte den Kopf und flüsterte schmerzvoll: »Ich könnte es nur nicht ertragen, ihn zu verlieren, Anne.«
Ich spürte ihre Hand unter meinem Kinn, als sie mein Gesicht zu sich drehte. »Ist das der Grund, weshalb du Steve vorhin Honig um den Bart geschmiert hast?«
Ich senkte den Blick. »Ja. Ich weiß, es war dumm von mir.« Ich stand auf und ging zum Fenster, die Arme um die Taille geschlungen, um mich gegen die Kälte zu schützen, die mein Herz umklammerte. »Niemand sollte mitbekommen, wie sehr es mich erschüttert hat, dass Brian mit dieser Frau zum Gottesdienst kam. Ich wäre für den Rest meines Lebens die ›arme Emma‹, und das ist das Letzte, was ich ertragen könnte.«
Anne trat zu mir, legte die Arme von hinten tröstend um mich und stützte ihr Kinn auf meine Schulter. »Es tut mir leid, Emma. Ich wünschte, ich könnte einfach mit einem Zauberstab wedeln und dafür sorgen, dass Brian dich liebt und dass du so glücklich wirst, wie ich es bin.«
Ich lehnte meinen Kopf an ihren und blinzelte die Tränen weg. »Es tut mir leid, dass ich das alles bei dir ablade. Ich habe das Gefühl, dass ich dir ständig etwas vorjammere und mich allmählich in eine weinerliche Frau verwandle, was ich ganz schrecklich
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