Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Paris verbringen und sich dort jedes Ausstellungsstück ansehen, während ich alle Schlösser in Europa besichtigen wollte.
Wir hatten unser Tiramisu halb gegessen, als John sich an die Seite griff und einen Pager von seinem Gürtel nahm. Er blickte auf die Nummer. »Tut mir schrecklich leid, Emma, aber ich muss dieses Gespräch annehmen.«
»Natürlich.« Ich sah ihm nach, als er zur Bar ging und ein kurzes Telefonat führte.
Sein gut geschnittenes Gesicht drückte Besorgnis aus, als er zum Tisch zurückkam. »Es tut mir leid, Emma, aber meine Mutter ist krank geworden, ich muss sofort nach New York zurück.«
»Oh, John, das tut mir so leid. Natürlich, das verstehe ich.«
Er beugte sich vor und sagte ernst: »Ich wollte wirklich gerne etwas mehr Zeit mit dir verbringen. Ich bin wahrscheinlich in ein paar Wochen wieder in Dallas. Können wir uns dann treffen?«
»Ja, sicher«, antwortete ich. Schließlich hatten wir noch gar nicht über geschäftliche Dinge geredet.
Er beglich die Rechnung und begleitete mich zu meinem Auto. »Es tut mir so leid, dass ich unseren Abend vorzeitig abbrechen muss.«
»John, bitte mach dir deswegen keine Gedanken. Ich hoffe nur, dass es deiner Mutter bald wieder besser geht.«
»Meiner Mut – oh, ja. Ich rufe dich bald an.« Er beugte sich herunter und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Gute Nacht, Emma.«
Ich stieg ins Auto und fuhr davon. Dass dieser Abend so enden würde, hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Aber das schien im Augenblick die einzige Konstante in meinem Leben zu sein: das Unerwartete.
In Brians Haus war alles dunkel, als ich in meine Einfahrt fuhr. Wahrscheinlich war er schon bei Delilah. Ich zog meinen Schlafanzug an und verbrachte einen weiteren Abend mit Michelangelo in meinem Bett und Cary Grant auf dem Fernsehbildschirm.
Ich wälzte mich die ganze Nacht über schlaflos hin und her, bis ich es um sieben Uhr schließlich aufgab und aus dem Bett kroch. Ich beschloss, keinen Kaffee zu trinken, obwohl ich nicht wirklich glaubte, dass Koffein die Ursache meines Problems war. Stattdessen gab es ein Glas Orangensaft und einen Bagel zum Frühstück und ich verbrachte eine gemütliche Stunde damit, die Zeitung zu lesen. Als ich zu der Seite mit den Verlobungs- und Heiratsanzeigen kam, las ich alles über die Paare und die Bräute, die allesamt Anfang zwanzig waren. Ich knüllte die Fotos mit ihren lächelnden Gesichtern mit beiden Händen zusammen. Plötzlich fühlte ich mich alt.
Ich raffte die restliche Zeitung mit den Händen zusammen und warf sie in die Mülltonne, als ich Michelangelo nach draußen ließ. Dann duschte ich ausgiebig. Ich sog die Wärme auf und versuchte, Angst und Sorgen wegzuschrubben. Schließlich cremte ich meine noch feuchte Haut von oben bis unten mit meiner Lieblingslotion ein. Dazu nahm ich mir im Alltag nicht immer die Zeit. Sie duftete nach Magnolien und frischer Wäsche.
Ich fühlte mich besser – bis ich in den Spiegel sah. Zwei schlaflose Nächte hintereinander hatten ihre Spuren in meinem Gesicht hinterlassen. Und eigentlich hatte ich nicht mehr richtig geschlafen, seit mir klar geworden war, dass ich in Brian verliebt war. Ich hatte blutunterlaufene, hohle Augen und bläuliche Augenringe und aus meinem Gesicht schien alle Farbe gewichen zu sein. Und am schlimmsten war, dass ich rings um meine Augen erste Anzeichen feiner Linien entdeckte.
Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, damit wenigstens etwas Leben in meine Wangen zurückkehrte. Dadurch wurde es besser, aber mein Make-up würde ich sorgfältig auftragen müssen. Ich träufelte ein paar Augentropfen in jedes Auge und ging dann zum Kleiderschrank. Ich entschied mich für einen Hosenanzug in einem kräftigen Rot, in der Hoffnung, dass die lebhafte Farbe von meinem abgespannten Gesicht ablenken würde.
Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich gut genug aussah, um mich in die Öffentlichkeit zu wagen. Ich suchte meine Sachen zusammen und fuhr zur Kirche. Ich war früh dran und bis auf den Pianisten, der für den Vormittagsgottesdienst probte, war der Kirchenraum leer. Ich setzte mich in unsere Kirchenbank, schloss die Augen und lauschte der wunderschönen Musik. Dann senkte ich den Kopf und betete stumm.
Hilf mir, geduldig zu sein. Hilf mir anzunehmen, was in meinem Leben passiert. Gib mir Frieden. Lass mich heute Nacht schlafen.
Ich merkte, wie sich jemand neben mich setzte. »Emma, ist alles in Ordnung?«
Steves wunderbar blaue Augen waren voller
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