Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
einfarbig schwarzes Wickelkleid vom Kleiderbügel. Dadurch, dass es nur durch zwei kleine Schleifen zusammengehalten wurde, hatte es einen V-Ausschnitt, war dabei aber nicht zu freizügig, und der Rock zeigte ein bisschen Bein. Aus dem Schuhschrank holte ich ein Paar schwarze Hochhackige.
»Ist das nicht ein bisschen trostlos für die Kirche?«
»Es ist perfekt. Ich bin gleich wieder da.« Ich stellte die Schuhe neben das Bett und schnappte mir meine Unterwäsche, bevor ich mich zum Anziehen ins Bad zurückzog. Als ich ins Schlafzimmer zurückkam, saß Brian auf dem Bett. Ich warf mich in Pose.
»Was meinst du?«
Er lächelte leicht. »Wunderschön, wie immer.«
»Danke, und ich bin noch nicht einmal ganz fertig.« Ich ging zur Kommode und durchwühlte eine weitere Schublade nach hautfarbenen Glanzstrümpfen.
»Immer noch nicht?«
»Aber nein. Ich muss mich ja noch schminken.«
»Das ist doch gar nicht nötig.«
Überrascht hielt ich inne. »Nicht nötig?«
»Ich finde, du bist jetzt genauso hübsch wie mit Make-up.«
Ich sah ihn erstaunt an. Seine Augen blickten aufrichtig. »Danke, Brian. Das ist so ungefähr das netteste Kompliment, das man einem Mädchen machen kann.« Ich nahm die Stümpfe mit zum Bett und setzte mich neben ihn.
»Das ist keine normale Strumpfhose, oder?«
»Nein, das sind Strümpfe. Ich zeig dir, wie das geht.« Ich streifte den ersten Strumpf über und öffnete den Schlitz in meinem Rock gerade weit genug, um die Strümpfe an den Strapsen des Strumpfgürtels zu befestigen. »Siehst du? Der Strumpfgürtel sorgt dafür, dass sie nicht rutschen.« Er nickte stumm. Ich zog den anderen Strumpf an und schob den Rock hoch, um auch diesen am Straps festzumachen. Das machte wirklich Spaß! Ich zog meine Hochhackigen an und tätschelte sein Bein, als ich aufstand, um ins Bad zu gehen.
Er griff nach meiner Hand und zwang mich stehen zu bleiben. Ich drehte mich zu ihm. »Was ist?« Er sagte nichts, sondern zog mein linkes Bein zu sich hoch und stellte meinen Fuß neben sich auf die Bettkante. Der Rockschlitz an meinem Kleid öffnete sich, sodass der obere Rand des Strumpfes und die roten Strapse des Strumpfgürtels zu sehen waren. Mein Atem stockte. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, um mich abzustützen. »Was machst du da?«
Er fuhr mit einem Finger unter einen Straps, bis zu dem Punkt, wo der Strumpf befestigt war. Ich dachte, mein Herz würde zerspringen. Dann sagte er: »Ich wollte nur mal von Nahem sehen, wie das mit dem Strumpf verhakt ist.«
»Oh.« Ich wurde beinahe ohnmächtig, als seine Hände an meinem Bein herabglitten, um meinen Fuß wieder auf den Boden zusetzen. Ich war ganz gewiss nicht immun gegen ihn als Mann. Ich wandte mich ab und ging ins Badezimmer, um Wimperntusche, Rouge und Lipgloss aufzutragen. Viel brauchte ich ja nicht davon, wenn er sowieso meinte, dass ich ohne Make-up gut aussah.
Als ich aus dem Bad kam, saß er immer noch auf dem Bett. »Haare offen oder hochgesteckt?«, fragte ich.
Er sah mich einen Moment lang verständnislos an. »Offen, natürlich.«
Ich band mir einen roten Schal um, als kleine Erinnerung an die Sachen, die ich unter meinem Kleid anhatte. »So, ich bin so weit.«
Als wir durch den Vorraum in die Kirche kamen, verstummte alles. »Sieht so aus, als wüssten es schon alle«, flüsterte Brian. »Lass sie reden.« Er nahm meine Hand und ging zu unserer Kirchenbank. Hinter uns setzte das Gemurmel nach und nach wieder ein. Steve stand uns gegenüber im Mittelgang und beobachtete uns genau.
»Na, dir scheint es ja heute Morgen richtig gut zu gehen«, bemerkte er, als wir an unserer Kirchenbank ankamen.
»Es ist ein herrlicher Morgen«, erwiderte ich. »Du kennst mich doch. Ein sonniger Tag und ich bin fröhlich wie eine Lerche.« Ich schob mich in unsere Bank, während Steve an Brian vorbeiging, um neben mir sitzen zu können. Nachdem wir uns gesetzt hatten und Steve sehr dicht aufrückte, ging Brian um uns herum und setzte sich auf meine andere Seite. Auch wenn ich mir vorkam, als sei ich mitten in eine absurde Schulhofstreiterei geraten, rutschte ich ein bisschen näher zu Brian hinüber, um nicht ganz so eingezwängt zu sitzen.
Mutter hatte heute Morgen auf ihren üblichen Ausflug auf die andere Seite des Ganges verzichtet, saß in unserer Kirchenbank und starrte mit versteinerter Miene vor sich hin. »Guten Morgen, Mrs. Bailey«, begrüßte Brian sie, als wir uns setzten. Sie nickte wortlos. Brian streckte seinen Arm hinter
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