Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
gut. Ruf mich doch einfach an, wenn du mal wieder Zeit für
diesen
Freund hier hast.« Er schnappte sich seinen Autoschlüssel und ging hoch erhobenen Hauptes zur Tür. Dann blieb er stehen und warf einen wütenden Blick Richtung Esszimmer. »Er wird sich noch wünschen, er hätte mich nie kennengelernt.« Die Tür schlug hinter ihm zu.
Das gefiel mir nicht, doch im Moment gab es nichts, was ich hätte tun können. Ich würde später versuchen, mit ihm zu reden. Ich ging zu Anne und Mutter in die Küche. Anne sah mich an und wandte sich rasch wieder dem Topf zu, in dem sie rührte. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Kann ich helfen, Mutter?«
»Würdest du die Gurken schneiden?«, fragte sie in eisigem Ton.
»Klar.« Ich nahm ein Messer aus dem Messerblock und begann, die Gurke in Scheiben zu schneiden. Brian kam mit Teddy in die Küche und blieb neben mir stehen. Er stibitzte sich eine Gurkenscheibe und ich schlug ihm auf die Hand. »Lass das. Du verdirbst dir noch den Appetit aufs Mittagessen.«
Er nahm sich trotzdem noch eine Scheibe und stellte sich hinter mich. Ich schnitt weiter und versuchte, ihn zu ignorieren, doch er lehnte sich über meine Schulter und meinte: »Es hat einen Vorteil, wenn man so groß ist wie ich.«
»Nur einen? Und der wäre?«, fragte ich.
»Ich habe immer eine gute Sicht, egal wo ich stehe.« Ich hörte auf zu schneiden, während er sich eine weitere Scheibe nahm und mir einen Kuss auf die Wange drückte. »Danke für die Appetithäppchen«, rief er und dann waren er und Teddy aus der Küche verschwunden.
Ich warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter, als ich weiterschnitt. Mutter sah verdutzt aus, Anne lachte über ihremKochtopf und mir war schrecklich heiß. Ich ging zum Kühlschrank und verteilte Eiswürfel in die Gläser, in der Hoffnung, mich dabei ein wenig abzukühlen.
Das Essen verlief nicht ganz so, wie ich es geplant hatte. Obwohl ich neben Brian saß und mir alle Mühe gab, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, funktionierte es nicht. Zunächst musste er Mutter besänftigen, weil wir die Nacht aneinandergekettet in meinem Bett verbracht hatten. Er hatte wie immer Erfolg damit, doch dann begann Teddy, sich mit ihm über Sport zu unterhalten, und kein anderer kam mehr zu Wort.
Ich hatte mir vorgestellt, dass Brian und ich einen ruhigen Abend auf dem Sofa verbringen und einen Film gucken würden, doch es sollte nicht sein. Delilah hatte angerufen, während wir mit dem Abwasch beschäftigt waren, und Brian war mit wehenden Fahnen zu ihr geeilt. Ich fuhr kurz darauf nach Hause und verbrachte einen weiteren ruhigen Abend mit Michelangelo.
Am nächsten Morgen bestand Kathy auf einer genauen Schilderung der Ereignisse, nachdem Brian und ich von der Party nach Hause gefahren waren. Ich dachte wirklich, sie würde nie wieder aufhören zu lachen, als ich ihr von Brians guter Sicht aus schwindeleregender Höhe berichtete. »Gut gemacht, Mädel!«, war alles, was sie schließlich herausbrachte.
Die nächsten Tage vergingen rasend schnell, dank der ersten Woge von Weihnachtseinkäufen. Nach dem Erfolg der Tage nach Halloween beschlossen wir, den Laden in der Vorweihnachtszeit auch samstags zu öffnen.
Ich konnte es kaum glauben, dass es schon wieder Freitag war. Seit Sonntag hatte ich von Brian nichts mehr gesehen oder gehört. Offenkundig hatte ich doch nicht so viel Eindruck auf ihn gemacht, dass der Zauber von Delilahs Reizen dadurch gebrochen wäre. Steve war auch wie vom Erdboden verschwunden; doch nach seiner abschließenden Bemerkung vom Sonntag kümmerte mich das nicht sehr. Zwar machte ich mir Sorgen, dass er irgendeinen Rachefeldzug gegen Brian planen könnte, doch ich hatte keinerlei Vorstellung, was das sein könnte. John hatte mir eine E-Mailgeschickt und berichtet, dass es seiner Mutter schon wieder besser ginge. Die Geschäfte gingen gut und er hatte viel zu tun, aber er hoffte, mich in ein paar Wochen wiederzusehen.
Um halb sechs kehrte ich dem Buchladen den Rücken und hatte mir gerade meine Yogahose und einen Sport-BH angezogen, um ein paar Pilates-Übungen zu machen und dadurch etwas Dampf abzulassen, als es an der Tür klingelte. Brian stand dort mit einer DVD in der Hand.
»Na, hallo Fremder.« Ich trat einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen. »Wo bist du denn die ganze Woche über gewesen?«
Sein Blick schoss hierhin und dorthin, in dem Versuch, nicht auf den Sport-BH und meinen nackten Bauch zu starren. Schließlich blieb
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