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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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fröhliches Gelärme sorgt für Ablenkung, und so bin ich ein bisschen weniger nervös. Aber mir ist immer noch beklommen bei dem Gedanken, Darcy zu begegnen. Meine Schuldgefühle habe ich bewältigt, indem ich einfach jeden Gedanken an sie verbannt und so getan habe, als wäre Dex solo, als wären wir wieder an der Uni, bevor ich auf die Superidee kam, ihn mit Darcy bekannt zu machen. Aber diese Taktik wird heute nicht funktionieren. Und ich habe Angst, dass ich mich gezwungen sehe, die Sache mit Dex zu beenden, wenn ich meine Zeit mit ihr verbringe. Aber das möchte ich auf keinen Fall.
    Einen Augenblick später kommt Darcy hereingestürmt. . Sie hat ihre große schwarze Kate-Spade-Tasche
dabei, die sie immer für besonders groß angelegte Einkaufstouren benutzt, speziell im Hinblick auf die Hochzeit. Und richtig, da ragt auch ihr vertrauter orangegelber Ordner oben heraus, voll gestopft mit Ausschnitten aus Braut-Illustrierten. Mir sinkt das Herz in die Hose. Auf Darcy habe ich mich halbwegs vorbereitet, aber auf die Hochzeit nicht.
    Sie begrüßt mich mit dem Euro-Kuss, Wange links, Wange rechts, und ich lächele und versuche mich normal zu benehmen. Darcy fängt gleich an, mir von Claires Blind Date mit einem Chirurgen namens Skip zu erzählen, das gestern Abend stattgefunden hat. Es ist nicht gut gelaufen, sagt sie; Skip war Claire nicht groß genug, und dann hat er versäumt, sie zu fragen, ob sie ein Dessert möchte, was bei Claire den Billigheimer-Alarm ausgelöst hat. Ich denke mir, dass der einzige Alarm, der da vielleicht losgegangen ist, Skips« Öder-Snob»-Alarm war. Vielleicht wollte er einfach nach Hause und sie loswerden. Aber diese Vermutung äußere ich nicht, denn Darcy hat es nicht gern, wenn ich Claire kritisiere – es sei denn, sie kommt mir zuvor.
    « Sie ist einfach viel zu wählerisch», sagt Darcy, als wir zu unserem Platz geführt werden.«Als ob sie es geradezu drauf anlegte, dummes Zeug magisch anzuziehen.»
    « Wählerisch sein ist okay», sage ich.«Aber sie hat ziemlich verkorkste Kriterien.»
    « Wie meinst du das?»
    « Sie ist manchmal ein bisschen seicht.»
    Darcy sieht mich verständnislos an.
    « Ich will bloß sagen, ihr liegt zu viel an Geld und an Äußerlichkeiten und an den Connections, die ein Typ hat. Damit verringert sie ihre Auswahlmöglichkeiten – und ihre Chancen, jemanden zu finden.»

    « So wählerisch ist sie nun auch wieder nicht, finde ich», sagt Darcy.«Sie wäre mit Marcus ausgegangen, und der hat keine guten Verbindungen. Er ist aus irgend so ’nem Kuhkaff in Wyoming. Und bekommt schütteres Haar.»
    « Montana», sage ich und höre erstaunt, wie oberflächlich Darcy klingt. Ich glaube, so ist sie seit ihrer Ankunft in Manhattan, und vielleicht war sie sogar unser Leben lang so, aber wenn man einen Menschen so gut kennt, sieht man ihn nicht so, wie er ist. Deshalb glaube ich wirklich, dass ich es geschafft habe, diesen fundamentalen Teil ihrer Persönlichkeit zu ignorieren. Vielleicht wollte ich meine beste Freundin nicht in diesem Licht sehen. Aber seit meinem Gespräch mit Ethan kommt mir ihre Neigung zu Penetranz und Oberflächlichkeit vergrößert vor, und ich kann sie nicht mehr übersehen.
    « Montana. Wyoming. Egal.»Sie wedelt mit der Hand, als käme sie nicht selbst aus dem Mittelwesten. Es stört mich, dass Darcy unsere Herkunft herunterspielt und Indiana gelegentlich sogar schlecht macht und sagt, es sei rückständig und hässlich.
    « Und sein Haar gefällt mir», sage ich.
    Sie zieht spöttisch die Brauen hoch.«Ich sehe, du verteidigst ihn. Interessant.»
    Darauf gehe ich nicht ein.
    « Hast du in letzter Zeit von ihm gehört?»
    « Ein paar Mal. E-Mails hauptsächlich.»
    « Anrufe auch?»
    « Ein paar.»
    « Und hast du ihn wiedergesehen?»
    « Noch nicht.»
    « Verdammt, Rachel, du darfst nicht nachlassen.»Sie nimmt ihr Kaugummi aus dem Mund und wickelt es in
eine Serviette.«Ich meine, verpatz es nicht. Was Besseres wirst du nicht bekommen.»
    Ich studiere die Speisekarte und merke, dass Zorn und Empörung in mir hochkommen. Was für eine unverschämte Bemerkung! Nicht, dass ich an Marcus irgendetwas auszusetzen hätte, aber wieso bekomme ich nichts Besseres? Was soll das überhaupt heißen? Während unserer gesamten Freundschaft war es immer unausgesprochen klar, dass Darcy die Hübsche, die vom Glück gesegnete, die Verzauberte war. Aber implizites Einvernehmen ist eine Sache, und es auszusprechen – was Besseres wirst du nicht

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