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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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enden mit mir.)

18

    Um 13 Uhr klingelt Richard und wir holen Pitbull zu Hause ab, um zusammen in dieses Günstig & Gut-Wohncenter zu fahren. Pitbull hat keine Einkaufsliste dabei, sondern ein gebundenes BUCH ! Es ist von vorn bis hinten voll geschrieben. Unglaublich, an was dieser Mann alles denkt. Sogar an Bidets!
    Gegen 17 Uhr haben wir etliche Matratzen, Spannbetttücher, die man bei 95 Grad waschen kann, ungefähr 17   000 rote Glühbirnen ( 25 Watt), Longdrinkgläser und Couchtische in undefinierbarer Menge und Frottéhandtücher in der Einheitsfarbe »Alge« gekauft. »Alge« ist eine entsetzliche Farbe, aber Pitbull und auch Gero meinen, darauf würde man Flecken nicht so leicht erkennen. Ich bin müde, meine Füße tun mir weh und ich möchte einen Kaffee trinken, aber Richard meint, jetzt ginge es erst richtig los, denn nun kämen Kacheln, Bodenbeläge und so weiter und so fort an die Reihe. Da ich aber nicht der Typ Frau bin, der seinen Lebensinhalt darin sieht, mit Freunden darüber zu diskutieren, ob die Leisten aus Holz oder Kunststoff sein sollen, gehe ich eben allein einen Kaffee trinken und mache mich auf den Weg in die »Erlebnis-Cafeteria« und finde sie auch gleich. Wirklich lustig, ha, ha, ha. Die Erlebnis-Cafeteria besteht aus einem verglasten Raum mit unzähligen Plastikkugeln drin. Ich sehe nirgendwo eine Bedienung, beschließe aber trotzdem, einen Moment zu warten. Ein eklig aussehendes fünfjähriges Kind mit dunkelroten Sommersprossen im Gesicht bewirft mich mit den Kugeln und fängt an zu heulen, als ich schimpfe. Was die anderen Kinder (wo sind eigentlich die Eltern?) dazu veranlasst, sich zusammenzuschließen und mich zu umzingeln, während ein Plastikball nach dem anderen gegen meinen Kopf donnert. Ich werde wirklich nicht schnell böse, aber können Kinder sich denn nicht wenigstens mal in einem Café benehmen? Schließlich bin ich so wütend, dass ich beginne, ebenfalls Bälle zu nehmen und zurückzuschleudern. Kommt denn hier auch mal eine Bedienung? Plötzlich steckt ein Mann seinen Kopf ins Erlebniscafé und ruft: »Heda, Sie! Das ist das Kinderparadies. Würden Sie bitte SOFORT diesen Ort verlassen und die Kinder nicht belästigen?«
    Als ich mich umdrehe, merke ich, dass hinter mir an der Glaswand die halbe Kundschaft von Günstig & Gut steht und mich böse anstarrt. Ich beschließe dann, auf den Kaffee zu verzichten.
     
    An der Kasse wird mir schlecht. Das Ganze kostet zusammen etwas über siebentausend Euro. Wo hat Pitbull eigentlich diese EC -Karte her? Ich erfahre schließlich, dass er längst noch mal bei Herrn Kamlade wie Schublade war. Nett, dass ich auch eine bekomme, wo ich doch nur überall mit unterschrieben habe. Ich bin aber zu schlapp, um mich zu streiten. »Das Gröbste haben wir geschafft«, sagt Pitbull. »Morgen fängt der Leo mit seiner Mannschaft an, und die hier haben zum Glück eine so lange Lieferzeit, dass das alles hinhaut. Diesen ganzen Utensilienkram und die Sadomasosachen holst du ja mit Tom, Caro!« Würg. Stimmt ja, das hatte ich ganz vergessen. Da fällt mir ein, dass ich mit Tom noch gar kein Versöhnungsgespräch wg. Brandings hatte. Aber Gero meinte ja, es sei alles nur halb so wild. (Wird alles nicht so heiß gegessen, wie’s gekocht wird!)
     
    Wir fahren zu Pitbull. Lola ist zum Glück schon gefüttert und auch sicher in ihrem Terrarium verstaut, auf dem der Deckel fest geschlossen ist, was ich heimlich nachkontrolliere. Gero ruft Tom an und der verspricht, später vorbeizukommen, sodass wir gemeinsam eine Liste erstellen können. Hab ich zwar keine Lust zu, aber gut. Ich bekomme plötzlich wieder einen depressiven Schub. Denke an Marius und daran, dass ich aus meiner Wohnung rausmuss. Richard hat mir zwar ganz lieb angeboten, bei ihm zu wohnen, aber ich habe keine Lust, mir täglich darüber Gedanken machen zu müssen, ob meine Tagescreme schon wieder leer ist oder ich mir neue Lippenstifte kaufen muss, weil Richard ungefragt alles benutzt. Oder noch schlimmer: Er trägt meine Klamotten und wird auf der Straße mit »Hallo, Caro« angesprochen. Im Übrigen ist er ja glücklich mit seiner neuen Transenflamme, ich wäre also sowieso nur ein störendes Element. Bei Gero und Tom genau dasselbe. Ich störe also nur. Wenn mein Bekanntenkreis danach gefragt wird, welche herausragende Eigenschaft ich habe, würden alle im Chor antworten: »Caro stört.« Es hilft alles nichts, ich muss SO BALD WIE MÖGLICH anfangen, mir eine Wohnung zu suchen.

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