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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schien sie genauso zu verwirren wie Philips Name.
    Bud Sinclair schaute Jury an und kaute an seinem Zigarrenende. In neonfarbener Weste, vermutlich seinem Jagddreß, saß er hinter dem Schreibtisch und wärmte sich die Hände in den Achselhöhlen. »Jetzt wird das Ding international? Ich war, gelinde gesagt, überrascht.«
    Jury lächelte. »Hm, ich auch. Aber ich will einer Freundin einen Gefallen tun. Es ist nicht mein Fall, es ist Ihrer.«
    Bud Sinclair lächelte breit. »Ach, Sie können ihn haben, Superintendent. Verdammt, mit dem Fall hab ich ne glatte Niete gezogen. Und mittlerweile ist die Spur eiskalt. Das muß aber eine mächtig gute Freundin sein, wenn Sie so einen langen Weg auf sich nehmen.«
    »Ist sie auch. Seine Tante - aber mit ihr haben Sie ja gewiß gesprochen: Frances Hamilton? - ist vor kurzem in London gestorben. Für deren Freundin versuche ich, ein paar Informationen zu bekommen.« Jury berichtete ihm, was Lady Cray erzählt hatte.
    »Ach, was für ein Jammer. So eine nette Dame, diese Mrs. Hamilton. Ließ sich aber immer sofort aus der Ruhe bringen.«
    Ähnliches hätte Jury liebend gern auch über Bud Sinclair gesagt. Der richtete aber sein Augenmerk wieder auf die Illustrierte auf seinem Schreibtisch, Guus and Ammo, bei deren Lektüre Jury ihn gestört hatte. Jury schaute sich die Polizeifotos an, die Sinclair vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte. »Sie sagen, die Hütte war völlig auseinandergenommen?«
    »Wie bitte? Oh, ja, alles wie Kraut und Rüben durcheinandergeworfen. Aber verdammt, Sie haben ja selber Augen - sehen Sie, hier, und da.« Sinclair zeigte auf zwei Fotos. »Wir gehen davon aus, daß Calvert jemanden ertappt hat, wie er versuchte, die Bude auszurauben«, sagte er.
    »Das Übliche.«
    »Ja.« Sinclairs Blick klebte an der Illustrierten. Es juckte ihm in den Fingern, die Seite umzublättern.
    »Und was glauben Sie, Sheriff?«
    Der Sheriff faltete die Hände über seinem Schmerbauch und nahm eine nachdenkliche Haltung ein. »Na ja, was ich gesagt habe, das einzige, auf das wir gekommen sind, war Raubüberfall. Alles, was wir an Spuren gesichert haben, haben wir nach Philly geschickt.« Schulterzucken. »Keine Fingerabdrücke, keine Fußspuren; ein paar Fasern, aber womit sollen wir sie vergleichen?«
    Er hatte eine tiefe, heisere Stimme. Vom Rauchen. Und einen offenen Blick, wenn er es denn schaffte, die Augen von dem verführerischen Bild eines Zwölfenders zu reißen. »Will sagen, wir haben Calvert auf Herz und Nieren überprüft, mit dem Ergebnis: Null.« Achselzucken. »Wenn es kein Dieb war, hm, was dann? Andererseits, verdammte Axt, was will ein Dieb in der kleinen alten Hütte da draußen im Wald? Soweit wir wissen, ist absolut nichts Wertvolles darin. Hm, ich habe mich einfach nur noch gewundert.«
    »Gewundert?«
    »Ich wundere mich immer noch. Bin über die Phase, mich zu wundern, nicht hinausgekommen.« Er nahm einen dünnen Holzstock, der in einer Art Pfote auslief, und fuhr sich damit über den Rücken, hinauf und hinunter. »Das Problem ist, ich hatte keinen, der sich mit mir wunderte.« Er strahlte Jury kurz an und kratzte sich weiter den Rücken. »Außer Ihnen jetzt.«
    Die Luft duftete nach Kiefern, war frisch und kühl. Die Straße führte nicht ganz bis zur Hütte; zum Schluß bestand sie nur noch aus hartem, zerfurchtem Erdboden und einem abgefahrenen Karee, wo Philip immer seinen Jeep geparkt haben mußte. Jury sah kreuz- und querverlaufende Reifenspuren. Er und Hester stiegen ungefähr fünfzehn Meter vom Haus entfernt aus.
    Es war ein Blockhaus mit einem Kamin und einer schmalen Veranda. Die Hütte erinnerte ihn an eine Kinderzeichnung - geduckt und massiv, zu beiden Seiten der Eingangstür ein niedriges Fenster und jeweils eins in den übrigen Wänden. Das einzige, was zu einer Kinderzeichnung fehlte, war aufsteigender Rauch aus dem Kamin.
    Eine Menge Bäume, hauptsächlich Kiefern und vereinzelt Eichen und Walnußbäume, gruppierten sich um das Haus und zogen sich dahinter über ausgedörrtes braunes Feld. Das Grundstück erstreckte sich hügelaufwärts, und Jury war überrascht, wie weit entfernt Wald und Horizont schienen. Es war ein einsamer Ort.
    Hester wollte entweder noch nicht hineingehen oder nicht ohne ihn hineingehen. Sie stand ein Stück abseits, die Hände tief in den Manteltaschen, mit dem Rücken zu ihm. Blätter schwebten zu Boden. Es raschelte - kleine Tiere, nahm Jury an, aber Vögel sangen nicht. Dafür war es schon zu

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