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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihr Zimmer gesehen habe, als ich bei den Owens war. Zufällig ist das Zimmer in einem Teil des Hauses, zu dem sie gelangen konnte, ohne durchs Wohnzimmer gehen zu müssen. Wenn sie sich nicht wieder zu den Anwesenden dort hätte gesellen wollen, hätte sie es leicht vermeiden können.« Sie blätterte ihre Notizen um. »>... Karaffe mit Whisky. Wäre das nicht viel bequemer gewesen, als anderthalb Kilometer zum Pub zu laufen? Zumal es gar nicht mehr offen war?<«
    Apted hob die Hand, damit Charly Moss aufhörte zu lesen, und sagte zu Jury: »Finden Sie das plausibel? Sie haben gerade eine schlechte Nachricht bekommen, Sie wollen allein sein, weil Sie sich ausheulen wollen, Sie wollen aber auch einen Schluck Alkohol. Lösung: Sie gehen in Ihr Zimmer, machen die Pulle dort nieder, heulen in Ihr Kissen. Stimmt's?«
    »Deshalb ist Jenny in Wirklichkeit«, Jury konnte seine Wut kaum bezähmen, »mit Verna in diesen Porsche gestiegen, zum Wash gefahren, hat sie dort erschossen und ist dann zurück nach Fengate gefahren. Das erscheint Ihnen vielleicht plausibel, mir aber nicht! Es ist verrückt. Der dämliche Wash -« Jury erinnerte sich an Bannens Beschreibung der Springflut. »Man muß schon von dort kommen, um über die Gezeiten Bescheid zu wissen! Wenn Springflut geherrscht hätte, wäre die Leiche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ins Meer gespült worden. Woher hätte Jenny das wissen sollen?«
    Apted zuckte die Achseln. »Warum nicht? Von Ebbe und Flut haben die meisten Leute schon mal gehört. Verlassen Sie sich drauf, so wird die Anklage auch argumentieren: Der Mörder hat damit gerechnet, daß jede Flut - nicht nur die Springflut - die Leiche ins Meer schwemmt. Oder daß der Treibsand die Leiche bedeckt und das Auffinden verzögert.«
    »Wenn Sie überzeugt sind, daß sie schuldig ist, warum übernehmen Sie es dann?«
    »Habe ich gesagt, daß ich sie für schuldig halte? Kann ich mich gar nicht dran erinnern. Ich habe nur, erstens, ein paar Theorien, mit denen die Polizei in Lincolnshire spielt, in die Debatte geworfen und zweitens gesagt, daß ich nicht glaube, daß Jennifer Ken-nington einen Spaziergang zum Pub gemacht hat.«
    Jury lehnte sich zurück, seine Wut legte sich ein wenig. Trotzdem fühlte er sich, als werde mit ihm gespielt, als sei er schon im Gerichtssaal. »Also gut. Wo war sie dann?«
    Apted stand immer noch mehr an seinem Schreibtisch, als daß er dort saß, massierte sich den Nacken und sagte: »Das Offensichtliche sehen Sie nicht.«
    Wieder spürte Jury, wie es eiskalt durch seine
    Adern lief, als sei die Raumtemperatur plötzlich auf Null gefallen. »In Price' Studio?«
    »Ecco! Jack Price ist kurz nach zehn in sein Studio zurückgekehrt. Just zu der Zeit, als die Kennington zu ihrem sogenannten Spaziergang aufbrach.« Apted zuckte die Achseln, und streckte in einer übertriebenen Geste die Arme aus. Da haben Sie's.
    Jury tobte. »Aber . warum, bitte schön, soll sie nicht dorthin gehen? Sie kannte Price, und zwar schon lange.« Ihm fielen Annie Suggins' Worte ein. »Sie kannte Max Owen, und da ist es doch nur logisch, daß sie auch Price kannte.«
    »Vollkommen richtig. Aber warum hat sie dann versucht, es zu vertuschen? Besonders in einer solchen Situation? Warum hat sie es geheimgehalten?« Endlich schob Apted seinen Drehstuhl herum und setzte sich. »Warum hat sie überhaupt etwas geheimgehalten? Ihre Verwandtschaft mit Verna Dunn, die Bekanntschaft mit Price?«
    Jury schwieg.
    Da sagte Apted: »Pech, daß Sie auf diese Weise etwas über die Vergangenheit Ihrer Dame herausfinden, aber -«
    Seinen Ärger kaum verhehlend, sagte Jury: »Sie ist nicht >meine Dame<, Mr. Apted.« Er stand auf.
    »Wie Sie wollen. Aber bitte, lassen Sie sich solche Sachen nicht zur Gewohnheit werden.« Er lächelte richtig freundlich, jedoch nur so lange, bis er Jurys Miene sah. Dann zuckte er die Achseln. »Habe ich was Falsches gesagt?«
    »Hat er was Falsches gesagt?«
    Als Charly Moss und Jury die Treppe von Apteds Büro hinuntergingen, spürte Jury immer noch, wie sehr ihn die Worte des Anwalts getroffen hatten.
    »Ja. Er hält mich wohl für so blöde, daß ich jeder Femme fatale, die meinen Weg kreuzt, blind erliege. Wie Moose Malloy.« Jury lächelte grimmig.
    »Dieser Trottel in dem Chandler-Krimi?«
    »Ja, genau der. Mögen Sie Krimis?« Sie traten auf die Straße.
    »Gute. Die meisten sind nicht gut. P.-D.-James-Krimis sind wunderbar. Und die, deren Heldinnen Anwältinnen

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