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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hatte sie Jury nur freundlich »hallo« gesagt. Sonst nichts. Er wunderte sich, daß sie fähig war, neben Apted, dem Star, eine untergeordnete Rolle zu spielen. Es schien sie nicht zu stören.
    Apted, in Hemdsärmeln und Hosenträgern, rieb den Apfel, den er gerade verzehrte, am Ärmel ab. »Jetzt möchte ich mal persönlich werden.« Er lehnte sich an den schweren Samtvorhang, der prompt eine geballte Ladung Staub abgab.
    »Nur zu.«
    »Sie und Jennifer Kennington.«
    »Wir haben keine Liebesbeziehung. Falls Sie darauf hinaus wollen.«
    »Will ich.«
    »Wir sind Freunde. Sehr gute Freunde.«
    Apted musterte ihn. »Ein bißchen weniger als Liebe, aber mehr als Lust? Meinen Sie das?«
    »Wäre mir neu«, konterte Jury.
    Apted lächelte. Langsam und ziemlich beunruhigend. »Bitte, Charly«, sagte er und nickte an Jury vorbei.
    »Detective Inspector Lasko behauptet, Sie hätten verzweifelt versucht, sie zu finden, als sie für ein paar Tage ... >verschwand<«, sagte Charly Moss.
    Jury drehte sich auf seinem Stuhl um und schaute sie an. »Er hat recht, aber >verzweifelt< ist seine Ausdrucksweise. Ich würde vielleicht eher sagen -«
    Charly hob die Hand und unterbrach ihn. »Er aber nicht. Seine Aussage lautet: >Er muß mich ein halbes dutzendmal angerufen haben, um zu erfahren, ob ich sie schon gefunden hätte. Der Mann war ja völlig durch den Wind.<«
    Jury runzelte die Stirn. »Selbst wenn . Ich sehe nicht, was das für eine Rolle spielt. Meine wie auch immer gearteten Gefühle für Jenny Kennington sind irrelevant. Selbst wenn ich ihr Geliebter wäre, bedeutet das etwa, ich würde lügen?«
    Apted schüttelte den Kopf. »Wo Sie doch Detective Superintendent sind! Rechnen Sie jedenfalls damit, daß die Anklage auf Ihre Frage mit >ja< antwortet.«
    Jury ging in Verteidigungshaltung. »Ich wüßte gern, warum Sie es nicht schaffen, daß das Bezirksgericht diesen Fall aus formalen Gründen ablehnt? Sie hatten keinen Durchsuchungsbefehl.« Er kam sich ganz schön schäbig vor, denn »sie« bezog sich einzig und allein auf Sammy Lasko.
    »Alle Beweismittel, die aus einer unrechtmäßigen Haussuchung stammen, werden nicht zugelassen, wie Sie sehr wohl wissen. Wie Sie ebenfalls wissen, aber offensichtlich nicht wahrhaben wollen, reicht das nicht, um eine Abweisung zu kriegen. Es würde uns höchstens als weiteres Beispiel für polizeiliches Fehlverhalten nützen.«
    Jury zog die Stirn in Falten. »Was haben sie denn sonst noch verbrochen?«
    »Nichts. Aber wir können ja noch auf etwas hoffen. Ich will mal ein bißchen weiter den Advocatus Diaboli spielen. Betrachten Sie die Fakten: Nach dem Abendessen am ersten Februar verlassen Jennifer Kennington und Verna Dunn das Wohnzimmer, um draußen eine Zigarette zu rauchen. Die anderen bleiben drin und vernehmen nach ein paar Minuten laute Stimmen. Weitere zehn Minuten verstreichen, und es ist zu hören, wie ein Auto angelassen wird und wegfährt. Sie nehmen an, daß die beiden Frauen eine Spazierfahrt machen. Fast eine Stunde später, etwa um elf Uhr fünfzehn, kommt Jennifer Kennington von ihrem Spaziergang zurück. Den habe sie unternommen, behauptet sie, weil sie wütend war und sich beruhigen mußte. Und weil sie noch was trinken wollte. Sie habe Verna Dunn verlassen, als diese in der Einfahrt bei dem Wäldchen stand und eine Zigarette rauchte. Als Jennifer Kennington beinahe am Case Has Altered ist, merkt sie, daß es kurz vor elf ist und das Pub gleich dichtmacht. Es liegt knapp anderthalb Kilometer vom Haus der Owens entfernt, bequem über den Fußweg zu erreichen, wenn es einen nicht stört, ein Stück zu laufen. Die Owens, die geglaubt haben, daß Verna Dunn und Jennifer Ken-nington zusammen irgendwo hingefahren sind, scheinen genauso überrascht wie Jennifer Kenning-ton, als sie hören, daß Verna Dunn gar nicht ins Haus zurückgekommen ist, und glauben jetzt, daß Verna Dunn allein in ihr Auto gestiegen und weggefahren ist, vielleicht sogar nach London. Keiner der Anwesenden ist ernsthaft beunruhigt, denn die Dunn ist bekannt als kapriziöse Person, die tut, was ihr gerade einfällt.«
    »Das weiß ich alles«, unterbrach Jury ihn.
    »Selbstverständlich. Ich wollte nur sicher sein, daß ich alles weiß. Lassen Sie mich mit dem zweiten Mord fortfahren. Das Opfer namens Dorcas Reese wird gesehen, wie sie den Case Has Altered am Abend des vierzehnten Februar kurz nach Feierabend verläßt und den Fußweg nimmt, auf dem sie normalerweise nach Fengate zurückkehrt.

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