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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Frauen<, die auf die Straße gehen und Rechte verlangen?«
    »Sind Sie etwa dagegen, Mr. Stallings?«
    »Ganz genau, ich bin altmodisch. Die Welt gehört dem Mann. Wie heißen Sie noch mal?«
    Es wäre ein leichtes für sie gewesen, es mit diesem Dummkopf aufzunehmen, aber das wäre ein schlechter Anfang gewesen. Voll-kommen ruhig sagte sie deshalb: »Fritzi Crown.«
    »Haben Sie was mit Crown’s-Bier zu tun? Das hab’ ich zu Hause in Ohio faßweise getrunken.«
    Sein Bauch bezeugte es. Ein großer, einfältiger Ochse; er sah gut aus und wußte nichts daraus zu machen.
    »Ja, die Brauerei gehört meinem Vater. Mir ist ein wenig kalt, ich glaube, ich setze mich in den Wagen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Keineswegs, Fritzi, wir sehen uns später«, erklärte er, während er erneut an seine Mütze tippte.
    Sie kletterte auf den Rücksitz des Stoddard-Dayton. Als sie das schwarze Mädchen in der Nähe sah, lächelte sie ihm zu. »Ganz schön kalt, was?«
    »Kann man wohl sagen.«
    Fritzi klopfte auf den Sitz. »Sie sind herzlich eingeladen, hier drin gibt’s genügend Platz.«
    »Ich soll nicht neben weißen Leuten sitzen.«
    »Wer sagt das?«
    »Eigentlich die ganze Welt.«
    »Ich gehöre nicht dazu.« Fritzi stieß die Tür auf. »Kommen Sie.«
    Das Mädchen kletterte dankbar in den Wagen. Sie stellte sich als Nell Spooner vor, verantwortlich für die Kostümkiste, die auf das Heck des Ford geschnallt war. Als sie sicher war, daß Fritzi nicht biß, plauderte sie freimütig drauflos. Sie war New Yorkerin, geboren in der Thomson Street, in einem Viertel, das Little Africa, Kleinafrika, genannt wurde.
    »Jetzt wohnen wir in Harlem, Ecke Lennox Hundertvierunddreißigste - praktisch auf dem Land. Mein Daddy ist Pastor in der St.-Jude-Kirche, einer presbyterianisch-episkopalischen Gemeinde für Schwarze. Er sagt, das Filmgeschäft sei sündhaft und gottlos.« Nell runzelte die Stirn. »Und ich sage ihm, Arbeit ist Arbeit.«
    »Der Meinung bin ich auch«, stimmte Fritzi zu. Sie bemerkte, daß Sam Soundso ihnen einen angewiderten Blick zuwarf, und sah ihm direkt ins Gesicht. Naserümpfend schlug er seine Post auf.
    Die Palisades von Jersey erhoben sich majestätisch über dem Hudson. Die Fähre legte an, und die Autos fuhren drei Meilen am Fuße der spektakulären Klippen entlang. Dann schlängelte sich die Straße bis an den höchsten Punkt des Steilufers empor. Eddie bat alle, auszusteigen und zu Fuß weiterzugehen. Die Autos schlingerten und röhrten und bahnten sich mühsam den Weg nach oben. Sam Soundso beschwerte sich über den Fußmarsch und die Kälte, obwohl die Temperatur eher an die eines kühlen Oktobertages als an Anfang Dezember erinnerte.
    Oben angekommen, durften alle wieder einsteigen, und weiter ging die Fahrt durch die herrliche Landschaft bis nach Fort Lee. Der winzige Ort bestand aus eintönigen Häusern zu beiden Seiten einer staubigen Straße, in deren Mitte Trambahnschienen verliefen. Wer den Blick hob, sah ein Gewirr von Telegraphen und Oberleitungen. Auf den Gehsteigen lungerten ein paar Provinzler herum.
    Sie bogen in eine Seitenstraße ein und gelangten zu einem Stall, vor dem Eddie aus dem Wagen sprang, um einen rotwangigen Mann mittleren Alters zu begrüßen, dessen orangefarbenes Haar um die Ohren bereits weiß wurde. Der Mann war offenbar in einem geschlossenen Lieferwagen gekommen, in dem vordem Milch oder Fleisch transportiert worden war; die hölzernen Seitenteile waren überstrichen.
    »Alle mal herhören! Das ist Jock Ferguson, unser Kameramann. Ist dir jemand gefolgt, Jock?«
    »Nicht daß ich wüßte, mein Junge. Um halb fünf sind höchstens Diebe und Betrunkene unterwegs. An der Fähre in der Zweiundvierzigsten Straße war auch nichts los.«
    »Wir lassen den Wagen hier stehen.«
    »Gut.«
    Ferguson öffnete die Hecktüren. Er und Eddie entluden ein unhandliches Teil, das in eine leuchtendrote Decke mit Navajo-Zeichen gewickelt war. Dann schleppten sie das rätselhafte Etwas zum Ford. Ein Stallbursche mit einem Besen kam herbeigeschlendert und machte einen langen Hals, um einen Blick zu ergattern. Al Kelly trat zwischen ihn und das Auto.
    »Verschwinde!« brüllte er ihn an, und der Junge suchte augenblicklich das Weite.
    Sie verließen Fort Lee auf einer ungeteerten Straße und fuhren in Richtung Coytesville. Fritzi fragte Nell: »Was verstecken die denn unter der Decke?«
    »Die Kamera. Pal ist eine verdeckte Firma.«
    »Das habe ich schon gehört, aber ich dachte, das sei

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