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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wäre ein schlimmer Sturz gewesen, hätte sie nicht ein unglaubliches Reaktionsvermögen bewiesen. Sie zog den Kopf ein, streckte die Arme nach vorne, landete auf den Händen, schlug einen gekonnten Purzelbaum und kam mit zerzaustem Haar, aber sonst unversehrt, wieder auf die Beine. Das Ganze war so überraschend, daß alle, mit Ausnahme von Kelly, in Lachen ausbrachen.
    »Aus!« rief Eddie. »Fritzi, ist Ihnen etwas passiert?«
    Sie klopfte sich den Staub von den Ärmeln und antwortete: »Überhaupt nichts. Als ich neun oder zehn war, haben mein Bruder und ich alle möglichen Tricks geprobt, wir wollten nämlich Zirkusakrobaten werden.«
    Al Kellys Gesicht war wutverzerrt. »Wir sind hier nicht im Zirkus, Schwester. Wir drehen hier keine Komödie.«
    »Mr. Kelly, es tut mir leid, daß ich die Aufnahme vermasselt habe.«
    »Ich fand es komisch«, warf Eddie dazwischen. »Vor allem der Ausdruck auf Ihrem Gesicht, als Sie wieder standen. Sie schienen genauso verblüfft wie alle anderen. Ruhen Sie sich eine Minute aus, dann probieren wir’s noch mal.«
    »Es tut mir wirklich leid.«
    »War ein Unfall«, erklärte Eddie schmunzelnd.
    »Merken Sie sich eins, Hearn«, schnauzte Kelly, »in den Kostenvoranschlägen, die ich schreibe, sind Unfälle nicht vorgesehen. Ihr Frauenzimmer hat noch genau einen Versuch, und wenn sie’s nicht bringt, nehmen wir eine andere. Meine Tante Flora ist weniger tolpatschig, und die wiegt gut und gerne zweihundert Pfund.«
    Fritzi hätte ihm ganz freundlich gesagt, daß er ein alter Griesgram sei, aber sie kam nicht dazu. Man hörte ein Knattern und Rattern, das sich von Fort Lee her näherte. Als sie sich umdrehte, kam ein schwarzer Oldsmobile in Sicht. Ein Fahrer, ein Beifahrer. Jock Fergu-son wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn.
    »Jetzt sind wir dran, mein Junge.«
    Sie mußte niemanden fragen, um zu wissen, daß die Patentdetektive sie aufgespürt hatten.
38. UNSERE HELDIN
    Als der Oldsmobile näher rollte, brach Kelly in einen Tobsuchtsanfall aus. »Das war der verdammte Bursche, der das Pferd gebracht hat. Ich wette meinen Hut, daß sein Alter in der Stadt angerufen hat.«
    »Warum?« fragte Sam Soundso.
    »Warum? Die Patentverwertungsgesellschaft, Sie Idiot. In Jersey gibt’s massenweise Spitzel. Im Moment bringt ein Tip zwei Dollar.«
    Fritzi starrte wie hypnotisiert auf das unheimliche schwarze Auto. Der Mann, der auf der linken Seite saß, ließ seinen Arm lässig aus dem Fenster hängen. Die Sonne fiel direkt auf das silberblaue Metall eines Revolvers. »Haben Sie ein Schießeisen dabei?« schrie Kelly Eddie an.
    »Ein Schießeisen? Meiner Meinung nach gehört das nicht unbedingt zur Ausrüstung eines Regisseurs.«
    »Das nächste Mal sollten Sie dran denken.«
    Eddie errötete.
    Kelly bohrte einen Finger in Fritzis Arm. »Sie, stellen Sie sich neben die Kamera. Wo ist die andere?« Er meinte Nell. »Sie auch, auf die andere Seite. Auf Frauen werden sie nicht schießen.«
    »Mr. Kelly, ich muß protestieren«, entrüstete sich Eddie.
    »Protestieren Sie, soviel Sie wollen. Ich bin der Boß.« Wieder an Fritzi gewandt, herrschte er sie an: »Worauf warten Sie?«
    Sie warf einen Blick auf Nell, die ein kleines Achselzucken andeutete, als wolle sie sagen: »Wer weiß? Vielleicht hat er ja recht.«
    Die Detektive waren inzwischen nahe genug, daß man Anzug und Krawatte erkennen konnte. Mit laut pochendem Herzen schritt Fritzi auf die Kamera zu und stellte sich mit dem Rücken davor. Nell stellte sich auf die andere Seite. Eddie und Ferguson tauschten zornige Blicke.
    Der Oldsmobile wirbelte eine riesige Staubwolke auf, als der Fahrer auf die Bremse trat. Er sprang heraus und trat mit gebieterischem
    Schritt näher. Sein Gehilfe, ein Hüne, den man in einen zu kleinen Anzug gesteckt hatte, folgte ihm auf dem Fuß.
    Der Detektiv trug einen feingestreiften schwarzen Anzug. An der schwarzen Weste baumelte ein glänzendes Freimaurerabzeichen an einer goldenen Kette. Sein cremefarbener Hut hätte ein Sombrero sein können, wäre da nicht der schmalere Rand gewesen. Er kam Fritzi irgendwie bekannt vor, aber sie hätte nicht sagen können, wo sie ihn schon gesehen hatte.
    »Na so was, wen haben wir denn da? Kelly und die vierzig Diebe.« Der Detektiv grinste und entblößte dabei seine Zähne, und plötzlich ging ihr ein Licht auf. Union Square. Ich brauche vier Statisten. Hallo, meine Liebe, ich heiße Earl. Eine Cordjacke, ein blaues Halstuch um den Hals gebunden. Hätten Sie

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