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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eine Branchenbezeichnung.«
    »Ist es auch. Mr. Kellys Partner, Mr. Pelzer, hat die Kamera entworfen und dabei zufällig ein paar Dinge eingebaut, die Mr. Edison erfunden hat und für die er auch das Patent besitzt. Von Mr. Ferguson weiß ich, daß Edison sogar ein Patent für die Perforationslöcher im Film hat. Wenn seine Erfindungen nun in eine Kamera eingebaut werden, muß man Lizenzgebühren an die Motion Pictures Patents Company entrichten, die Edison mit gegründet hat. Das ist eine Patentverwertungsgesellschaft, der die meisten großen Studios angeschlossen sind: Kalem, Essanay, Selig, Pathe - alle zahlen. Ebenso die Vorführer. Wenn sie Filme vorführen und dafür einen patentierten Projektor verwenden, müssen sie zwei Dollar pro Woche an die Patentverwertungsgesellschaft abführen.«
    »Sie kennen sich gut aus in dem Geschäft.«
    »Ich arbeite ja schon fast ein Jahr bei Pal. Ich mache die Ohren auf. Dazu hab’ ich viel Zeit, denn mit mir spricht ja keiner, außer um mir irgendwelche Anweisungen zu geben.«
    »Ist die Biograph auch Mitglied der Patentverwertungsgesellschaft?«
    »Ja. Dagegen sind die verdeckten Firmen unabhängig und nicht Mitglied. Sie verstecken ihre Kameras und sind viel in Bewegung. Die Motion Pictures Patents Company versucht mit allen Mitteln, sie am Filmemachen zu hindern. Sie verpflichtet sogar Privatdetektive, einer von Pinkerton namens Pearly Purvis war ein ganz schlimmer.« Nach kurzem Überlegen fuhr sie fort: »Die haben Schußwaffen.«
    Fritzi lief ein Schauder über den Rücken. »Das kann doch nicht wahr sein. Schießen die tatsächlich auf Schauspieler?«
    »Nein«, antwortete Nell, »in der Regel schießen sie auf die Kamera.«
    Coytesvilles staubige Hauptstraße sah noch erbärmlicher aus als die von Fort Lee. Hier gab es keine Anzeichen von Fortschritt - weder Autos noch Trambahnschienen noch Telegraphenleitungen. Der winzige Ort hätte ohne weiteres ein Dorf im menschenleeren Westen sein können.
    Die Sonne hatte den Nebel vertrieben und stand inzwischen hoch über den Bäumen. Die Luft war wärmer. Sie parkten vor einem Holzhaus mit breiter Veranda und steilem Dach. Auf einem Schild über der Veranda stand »Rambo’s Hotel« und darunter »Zimmer, Bäder, Speisen und Lagerbier«. Ungefähr ein halbes Dutzend junge Männer sprang von Bänken und Schaukelstühlen auf und umringte Eddie. »Gibt’s Arbeit für uns?«
    »Wir brauchen zwei Verbrecher«, antwortete Eddie. Einige Männer versuchten auf lachhafte Art rauhe Burschen zu mimen. Einer ließ seine Oberarmmuskeln spielen. Eddie nahm sie in Augenschein, während Al Kelly mit verschränkten Armen und saurem Gesicht daneben stand.
    »Sie.« Eddie deutete auf einen der Männer. »Und Sie. Zweieinhalb Dollar pro Mann und Tag. Die Garderoben sind drinnen, oben.« Mit einem Blick in Richtung Nell machte er sich bereits an die Knoten des Seils, mit dem die Kostümkiste festgebunden war. »Wir drehen hier den ganzen Morgen, und gleich nach dem Mittagessen fahren wir in den Wald. Bill?« Der Schreiner hob die Hand. »Jock weiß, wo wir am Nachmittag drehen. Geh hin, häng die Hintersetzer für den Laden auf, und schreinere ein paar Theken zurecht. Besorg dir Holz, soviel du brauchst.«
    »Aber geben Sie nicht zuviel Geld aus«, ermahnte ihn Al Kelly mit knarzender Stimme. »Wir filmen hier nicht die Wiederkunft Christi.«
    Murrend, weil er alles selbst machen mußte, machte sich Nix allein auf den Weg in den Wald. Owen Stallings rümpfte die Nase. »Ich kenne keinen, der sich so oft beschwert wie der.«
    »Ja, ja, ich hab’s auch satt«, brummte Kelly. »Wenn er so weitermacht, ist er bald arbeitslos.«
    Eddie klatschte in die Hände. »Alle mal herhören! Geht rein, zieht euch schnell um, in fünfzehn Minuten fangen wir an.« Trotz seiner Jugend sprach er mit so viel Bestimmtheit, daß die Schauspieler keine Minute zögerten, seine Aufforderung zu befolgen.
    Ein Hotelangestellter schleppte die Kostümkiste nach oben. Die Männer teilten sich ein Zimmer, Fritzi hatte eines ganz für sich allein. Nell half ihr in ein vom vielen Waschen farbloses Baumwollkleid. »Bleiben Sie stehen, der Saum muß zwei Fingerbreit gekürzt werden«, murmelte Nell, die mit einem Haufen Stecknadeln im Mund am Boden kniete. »Die Ärmel sind in Ordnung. Das Oberteil auch.« Natürlich hatte Fritzi ihre speziellen Polster nicht vergessen.
    Eddie kam mit der hölzernen Schminkkiste ins Zimmer. Er setzte Fritzi auf einen Stuhl und legte eilig

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