Fremde Federn
Lust, ein Bier mit mir zu trinken, wenn ich meine vier zusammen habe? Irgend etwas in seinen gesprenkelten hellbraunen Augen hatte ihr einen Schrecken eingejagt, so daß sie abgelehnt und sich aus dem Staub gemacht hatte. Er hatte es weit gebracht seit damals.
Er ließ den Blick über die Runde der Schauspieler gleiten, wobei er Fritzi eine Sekunde länger musterte als die anderen. Während der ganzen Zeit hörte er nicht auf zu lächeln. »Hallo, Pearly«, grüßte ihn Kelly.
»Krieg’ ich die Kamera ohne Kampf, Al?«
»Wenn’s in der Hölle schneit.«
»Verrückt«, seufzte Pearly. »Der Tag ist viel zu schön für Grausamkeiten.« Es war tatsächlich so, die Sonne stand an einem wolkenlosen Himmel und strahlte warm auf Fritzis Gesicht und ihre zitternden Hände herunter. Der Detektiv schlug seinen Rock zurück, zum Vorschein kam eine silberne Pistole, die mit dem Kolben voraus im Halfter steckte. »Mach dich bereit, Buck.« Der Hüne spannte seinen Revolver und erzeugte ein unheilvolles Geräusch in der Stille.
Der Detektiv trat einen Schritt auf Fritzi zu und nahm seinen Sombrero ab.
»Hallo, Miss. Ich bin Earl Purvis. Ich möchte einer Frau wirklich nicht weh tun, aber ich habe die Absicht, diese illegale Kamera an mich zu nehmen.«
Laß ihn lächeln, soviel er will, dachte sie. Er war der Feind, der versuchte, sie wieder in die Arbeitslosigkeit zurückzustoßen.
»Treten Sie zur Seite«, sagte er.
Sie stellte sich in große Pose, wie Mrs. Patrick Campbell, wenn sie Paula Tanqueray spielte. Ihr Blick bedeutete unmißverständlich Trotz. »Nein.«
Er blinzelte, offensichtlich hatte er von einer Frau keinen Widerstand erwartet. Während er sich nachdenklich an: Kinn kratzte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck, bis er so etwas wie Belustigung ausdrückte.
»Sie sind neu in dieser Truppe. Wie heißen Sie?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Soso. Ganz schön keck. Kennen wir uns nicht?«
»Ich wüßte nicht woher.«
Mit einem Stirnrunzeln musterte er sie noch einmal. »Ich sage es zum letzten Mal. Gehen Sie mir aus dem Weg!«
»Den Teufel werde ich tun.«
Er seufzte wieder, diesmal jedoch bekümmert. »Buck, schnapp dir die Tussi!« Als Purvis die Hand ausstreckte und sie an der Schulter packte, schrie Fritzi auf. Sie hob den Fuß und ließ ihn auf den spitzen schwarzen Schuh hinuntersausen. Ihr Absatz traf voll ins Ziel.
Fluchend hüpfte Purvis auf einem Bein im Kreis umher. In der Zwischenzeit trat Buck auf Nell zu. Sie nahm sich Fritzi zum Vorbild, packte Bucks ausgestreckten Arm am Ellbogen und schlug mit der Kraft einer zuschnappenden Bärenfalle ihre Zähne in sein Handgelenk. »Verdammte Scheiße«, schrie er, wobei sein Revolver durch das Zucken seines Fingers losging, die Kugel sich aber glücklicherweise in den Sand bohrte.
Purvis machte ein paar Schritte rückwärts und senkte den Kopf wie ein angreifender Stier. Als er auf Fritzi zugestürmt kam, wandte sie ihre Taktik an, die sie zweimal bei Machos aus den Südstaaten angewandt hatte, als ihr ihre Haarnadeln nicht zur Verfügung standen. Sie streckte beide Zeigefinger aus, um sie ihm in die Augen zu bohren.
»Was?« Purvis blieb gerade noch rechtzeitig stehen, um ihren Fingern zu entgehen. Vollkommen verdutzt zögerte er, so daß sie ihn mit einem Fußtritt genau dorthin traf, wo es am meisten weh tat. Er fluchte, krümmte sich und hielt die Hand schützend vor den schmerzenden Körperteil.
»Die Kamera!« schrie Kelly in Richtung Ferguson. Ferguson warf sich den Dreifuß über die Schulter und rannte zum Ford. Im Laufen rief er Eddie zu, ihm zu folgen und das Auto anzukurbeln.
Eddie kurbelte so wild, daß man hätte meinen können, er wolle sich die Schulter ausrenken. Purvis torkelte immer noch umher; Frit-zi hatte ihn härter getroffen, als ihr bewußt war. Kelly rannte auf ihn zu und hieb mit beiden Fäusten auf seinen Nacken ein. Purvis fiel auf die Knie.
Der Motor des Ford sprang an. Eddie hechtete zurück, und das Auto holperte die Straße hinunter. Ferguson bog nach links ab und verschwand um die Ecke eines Gemischtwarenladens. Langsam senkte sich die aufgewirbelte Staubwolke. Ein paar Einheimische, die durch den Schuß angelockt worden waren, lugten in sicherer Entfernung hinter einem Scheunentor hervor.
Buck starrte auf sein von Zähnen gezeichnetes Handgelenk. »Du verdammte Niggerhure!« Er hob den Arm, um mit dem Griff seines Schießeisens auf Nells Gesicht einzuschlagen. Fritzi riß ihm den Revolver von hinten aus
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