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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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entwürdigend.«
    »Ach was. Sie waren einfach komisch.«
    »Es war nicht meine Absicht, komisch zu sein«, gab Fritzi entrüstet zurück.
    Wieder warf Mary einen Blick auf Owen, dann flüsterte sie: »Wirklich entwürdigend ist nur — und allein darüber sollten Sie sich Sorgen machen —, daß Sie neben diesem hölzernen Indianer auftreten. Man riecht seine Selbstgefälligkeit förmlich. Sprechen Sie mit Ihrem Regisseur! Verlangen Sie einen anderen männlichen Hauptdarsteller. Einen, der nicht nur in die Kamera verliebt ist.«
    »Ich bezweifle, daß man Owen ersetzen ...«, wandte Fritzi ein.
    »Dann sollten Sie sich vielleicht ein anderes Studio suchen. Sie haben doch Erfahrung. Überlegen Sie es sich.« Fritzi hatte in der Tat schon darüber nachgedacht, die Idee aber wieder verworfen.
    Mary drückte ihr die Hand. »Ich würde mich freuen, wenn wir uns öfter sehen könnten.«
    »Ganz meinerseits.« Trotz ihrer Jugend, ihres unschuldigen Gesichts und ihrer engelhaften Gestalt war Mary eine gescheite Frau, eine Freundin von unschätzbarem Wert. Fritzi sah ihr nach, als sie mit federnden Schritten und über dem Kragen ihres Trägerkleides wippenden Löckchen zu ihren Kollegen zurückkehrte.
    Zwei Wochen nach Erscheinen von Das Kind des einsamen Indianers bat B. B. Fritzi in sein neues Büro. Es war ein schwüler Nachmittag, für die Jahreszeit ungewöhnlich warm und windstill. Mit seinen stinkenden grünen Zigarren tat B. B. noch ein übriges, um die Luft im Raum vollends unerträglich zu machen. Er verwahrte sie in einer Zigarrenschachtel, die mitten auf seiner Schreibtischunterlage stand.
    »Fritzi, bitte setzen Sie sich, ich will Ihnen etwas Wunderbares zeigen.« Er sah ungewöhnlich frisch und glücklich aus. Stets vollendeter Gentleman, trug er auch heute einen steifen Kragen unter einem weißen Leinenanzug mit Weste. Fritzi beugte sich mit den Händen auf den Knien erwartungsvoll vor.
    »Arbeiten Sie gerne für Pal?« fragte er.
    »Die Arbeit ist auf jeden Fall interessant und eine Herausforderung, Mr. Pelzer.«
    »Tja, ich möchte Ihnen heute sagen, daß Sie bei uns eine große Zukunft vor sich haben. Eine herrliche Zukunft. Hier.« Er schob die blumenverzierte Zigarrenschachtel über den Tisch.
    »Mr. Pelzer, ich rauche nicht.«
    Er winkte ab. »Da sind keine Zigarren drin. Machen Sie auf, und schauen Sie rein.«
    Sie hob den Deckel, auf dem eine Göttin mit ausladendem Busen und Schild und Speer prangte. Verdutzt blickte sie auf zwei Stapel Briefe und Postkarten, die von einem roten Gummi zusammengehalten wurden. Die obersten Briefe waren mit krakeliger Schrift adressiert, einer sogar mit Bleistift.
    »Sie brauchen Sie nicht zu lesen, ich werde Ihnen sagen, was drinsteht. Die ersten haben wir vergangenen Herbst bekommen. Diese Leute sind begeistert von unseren Einsamen-Indianer-Filmen, vor allem vom letzten. Meine Frau hat recht behalten, die Menschen sind verrückt nach Babys.« Mit einem Zwinkern fuhr er fort: »Die Leute wollen wissen, wer unsere Schauspieler sind.«
    »Das überrascht mich nicht. Owen ist ein sehr attraktiver Hauptdarsteller.«
    »Ach, wer spricht denn von Owen! Kein Mensch fragt nach Owen!« Er trommelte mit den Fingerspitzen auf seinen Bauch und grinste wie ein Onkel, der seine Lieblingsnichte mit einem großzügigen Geschenk überraschen möchte. »Die Leute wollen wissen, wer die komische Person ist, die es mit Schurken aufnimmt, vom Pferd fällt und am Schluß der letzten Folge das Kind in der Wiege schaukelt.«
    Fritzi war sprachlos. War das eine neue Verhandlungsstrategie?
    B. B. ließ die flache Hand auf den Tisch sausen; ein kleines, gerahmtes Bild des früheren Präsidenten Roosevelt fiel um. »Begreifen Sie denn nicht, was ich sage? Die Leute wollen wissen, wer das Mädchen ist.«
    Sie lachte, ein kurzes, nervöses, ungläubiges Lachen. »Im Ernst?«
    »B. B. Pelzer lügt nicht. Ich sage Ihnen, Fritzi, sie fragen alle nur das eine: Wer ist das Mädchen? Heute morgen habe ich zu Eddie gesagt, daß wir Sie im nächsten Film auf sechs Dollar erhöhen. Ach was, sagen wir sechsfünfzig. Wenn Kelly sich deswegen mit mir anlegen will, dann kann er das haben. Ich lasse es auf fünfzehn Runden ankommen.«
    Sie war erst um halb zehn nach Hause gekommen, hatte gerade ihre Haare gewaschen und ließ sich ein Bad einlaufen, als der Mieter vom ersten Stock an ihre Tür klopfte und sie an das von allen genutzte Telephon rief. Ihr tropfnasses Haar war so dunkel und strähnig wie

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