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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Meeresalgen. Sie schlang ein Handtuch um den Kopf und eilte nach unten.
    »Hallo? Spricht da Fritzi Crown?«
    »Ja, hier ist Fritzi Crown. Und wer sind Sie?«
    »Harry Poland. Der Freund Ihres Cousins, erinnern Sie sich?«
    »Wie könnte ich Sie vergessen! Sie sind der Mann, der das ganze Land zum Stampfen bringt.«
    »Endlich habe ich Sie gefunden«, sprudelte es aus Harry heraus.
    »Haben Sie mich gesucht?«
    »Na ja, äh, eigentlich habe ich einen Ihrer Filme gesehen. Im Büro von Pal hat man mir dann gesagt, wo ich Sie finden würde. Darf ich Sie morgen abend zum Essen einladen?«
    Fritzi zögerte. »Aber Mr. Poland, sind Sie nicht verheiratet?«
    »Das bin ich, ja. Ich möchte Sie wirklich nicht bedrängen, Miss Crown. Ich wollte nur eine alte Bekanntschaft erneuern und Sie meiner Freundschaft versichern. Meiner Bewunderung für Ihre schauspielerische Leistung. Was meinen Sie?«
    »Nun, Mr. Poland .«
    »Bitte nennen Sie mich Harry.«
    »Harry. Da Sie nicht versuchen, mir etwas vorzuschwindeln, und der Komponist meines Lieblingsliedes sind, sage ich ja.«
    Sie trafen sich bei Rector’s. Harry konnte sich jetzt die besten Restaurants leisten. Da er schon vor ihr dort war, sprang er auf und winkte ihr von der zweiten Ebene zu, als sie durch die Tür trat. Wie bezaubernd sie aussah, als sie hinter dem Oberkellner anmutig die Treppe emporschritt. Kleid und Hut waren elegant und neu. Er war wieder hingerissen von ihren blonden Locken, den braunen Augen, ihrem Lächeln, ihrer Ausstrahlung.
    Seine Hände zitterten, als er ihre behandschuhte Hand ergriff und sie fester drückte, als beabsichtigt. Warum machte ihm eine so einfache galante Geste solche Schuldgefühle? Weil er in sie verliebt war?
    »Sie sehen wunderbar aus«, sagte er. »Ich nehme an, es geht Ihnen gut.«
    »Ja, danke, sehr gut.«
    »Ich habe einen Ihrer Cowboy-Filme gesehen«, fuhr er fort, als sie Platz genommen hatten. »Sie waren großartig. Haben Sie mehrere gedreht?«
    »Mehr als mir lieb sind«, antwortete sie mit beschämtem Lächeln.
    »Haben Sie versucht, am Theater aufzutreten? Oder in Musicals?«
    »Ach, für Musicals fehlt mir die Stimme, Harry.«
    »Falsch. Ich erinnere mich an unser Picknick. Ihre Stimme ist vielleicht nicht ausgebildet, aber sie ist stark. Und Sie verstehen es, ein Lied vorzutragen.«
    Lachend schlug sie die Speisekarte auf. »Ich werde es mir merken für den Fall, daß alles andere danebengeht.« Sie bestellte Austern in der Schale, frischen Spargel, ein Kalbsschnitzel und einen Krug Lagerbier von Crown.
    Er zündete sich eine Zigarette an und gab sich alle Mühe, möglichst gelassen zu wirken. »Was macht Paul?«
    »Ich vermute, daß er sehr beschäftigt ist. Er läßt nicht oft von sich hören. Jetzt, wo er ein Buch geschrieben hat, ist er ja eine Berühmtheit.«
    »Oh, ich hab’s gelesen. Es ist sehr gut. Ich bin so stolz, ihn zum Freund zu haben.«
    »Ihm geht es genauso mit Ihnen. Uns allen geht es so. Es ist schön, daß Sie so erfolgreich sind. Ich sagte ja schon, daß Sie mein Lieblingslied komponiert haben.«
    »Welches ist es?«
    »A Girl in Central Park.«
    »Ja, das hat wirklich eingeschlagen«, erwiderte er und klopfte nervös die Asche seiner Zigarette ab. Wußte sie oder vermutete sie, welche Rolle sie bei diesem Lied spielte? Aber sosehr er sich auch wünschte, es ihr zu gestehen, er konnte es nicht. Statt dessen versuchte er, die Wahrheit zu verschleiern. »Ich habe es für jemand ganz Besonderen geschrieben. Jemanden, der mir sehr nahesteht.«
    Der Anflug eines traurigen Lächelns huschte über Fritzis Gesicht. »Ihre Frau. Ich weiß, daß Sie schon lange verheiratet sind. Wie geht es Ihr?«
    »Leider nicht gut.«
    »Keine Besserung?«
    Er schüttelte den Kopf, dann wandte er schnell den Blick ab, da sie sonst sein Geheimnis erraten hätte. Insgeheim wünschte er sich jedoch nichts sehnlicher, als daß sie es erraten würde. Er sehnte sich danach, ihre Hand zu ergreifen und sie zu bitten, ihn ins Hotel Mandrake zu begleiten und mit ihm zu schlafen. Doch er brachte nichts dergleichen heraus. Hätte er es getan, dann hätte er die arme, verwirrte Frau betrogen, die für den Rest ihres Lebens im Pflegeheim in Rye bleiben mußte.
    Ein zweiter Krug Bier sorgte dafür, daß er seine Schüchternheit ein wenig überwand. Er erzählte ihr von seinen Plänen für einen eigenen Musikverlag. Sie gestand ihm, daß sie in der Filmerei eine vorübergehende Beschäftigung sah. Dann erzählte sie ihm von ihrem Bruder

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