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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ich ihn im Frühjahr nach Potsdam eingeladen hatte. Hervorragender Mann, Ihr Roosevelt. Wir sind in vielen Dingen einer Meinung, einschließlich der absoluten Notwendigkeit, die gelbe Gefahr aus Asien im Auge zu behalten.« Der Kaiser neigte dazu, laut in belehrenden Sätzen zu sprechen -Erklärungen von sich zu geben, die weder eine Gegenmeinung noch einen Kommentar erlaubten.
    »Ich habe Ihr Buch gelesen«, fuhr er fort. »Das Leben eines Journalisten ist wirklich sehr interessant.«
    »Manchmal auch hektisch«, erwiderte Paul lächelnd.
    »Interessieren Sie sich für militärische Angelegenheiten? Wenn ja, möchte ich Sie auf ein Werk aufmerksam machen, das nächstes Jahr veröffentlicht wird. Ich habe soeben eine Vorabausgabe kommentiert. Geschrieben von unserem General Friedrich von Bernhardi. Thema ist der bevorstehende Krieg.«
    Pauls Kopfhaut fing an zu prickeln. »Wird es denn einen geben, Majestät?«
    »Wir hoffen nicht«, sagte der Kaiser mit einem abweisenden Achselzucken. »Aber das Vaterland ist von vielen Feinden umringt. Auch wenn ich Englands Freund bin, von meinen Untertanen kann man das nicht behaupten.«
    »Darf ich fragen, wie General Bernhardi argumentiert?«
    »Er argumentiert, daß der Krieg an sich eine biologische Notwendigkeit ist, dem Menschen angeboren. Deshalb hat ein kriegerischer Staat, wie beispielsweise Deutschland, nicht nur das Recht, sondern sogar die absolute Pflicht anzugreifen, um den Sieg zu gewährleisten und seine Herrschaft zu sichern.«
    Paul lief es kalt den Rücken hinunter. Ihm fiel kein Gegenargument ein. Schließlich brachte er ein einziges Wort zustande: »Bemerkenswert.«
    »Ja, finden Sie nicht auch? Sie müssen es unbedingt lesen, wenn es erscheint. Der Titel lautet Deutschland und der nächste Krieg. Ach übrigens, können Sie dafür sorgen, daß wir Kopien Ihrer Filme bekommen?«
    »Über unseren Berliner Verleih, ich werde dafür sorgen.«
    »Ja, ja, gute deutsche Zuverlässigkeit. Sehr gut. Also dann, guten Abend!«
    »Majestät«, grüßte Paul mit einer weiteren Verbeugung. Seine Haut war eiskalt geworden, sein Magen krampfte sich zusammen. Aber angesichts der Gemütlichkeit der Feier neigte er dazu, die dunklen Seiten des deutschen Charakters zu vergessen, die der Kaiser nur allzu deutlich verkörperte.
    Während des Mahls saßen Paul und Sammy am Ende eines auf Schrägen gestellten Tisches, an dem im übrigen nur Preußen saßen, wie Paul an ihrem Dialekt hörte - arrogante, herausgeputzte Gockel. Aber nicht zu unterschätzen. Der preußische Soldat war ein hochqualifizierter und angesehener Diener des Staates, der Krieg seine Lebensaufgabe.
    Das ausgedehnte Mahl, bestehend aus Brot, Fleisch und Gemüse, wurde von geräuschvoll geführten Gesprächen der Offiziere begleitet, die sich über verschiedene Taktiken, die Vorzüge der einzelnen Einheiten, die geringe Moral, die Dummheit der Franzosen und über die Brauchbarkeit von Frauen in Bett und Küche unterhielten. Dazwischen wurden Witze über Juden gerissen. Paul war froh, daß Sammy nichts verstand.
    Dann begannen die Trinksprüche - wortreiche Lobeshymnen auf den Kaiser, seine Frau, Kaiserin Augusta, seine sechs wohlgeratenen Söhne, seine Tochter Viktoria Luise, die Ehrenmitglied im Regiment der Totenkopf-Husaren war. Pflichtgemäß erhob sich Paul bei jedem Trinkspruch, pflichtgemäß nahm er jedesmal einen Schluck aus seinem Bierkrug.
    Am Kopfende von Pauls Tisch erhob sich ein Oberst.
    »Majestät - meine Herren. Ich möchte hier einen besonderen Trinkspruch ausbringen auf die Ereignisse, die uns hier und heute zusammenführen, auf den Tag, an dem unsere Armee Vergeltung üben wird an all jenen, die versuchen, uns einzumauern, zu bedrohen und zu demütigen und die gottgewollte Macht des kaiserlichen Deutschland einzuschränken.«
    Stille hatte sich über den Saal gesenkt; jemand versetzte einem Küchenjungen einen Tritt, weil er den Spieß weiterdrehte. An einer der Feuerstellen knackte ein Holzscheit und fiel mit einem Funkenregen nach unten. Der Oberst hob seinen Bierkrug.
    »Auf den Tag!«
    Der Tag. Das hörte Paul schon seit zwanzig Jahren. Das Heer war wie besessen davon.
    Der Kaiser sprang auf und hundert Offiziere mit ihm; sie schrien gemeinsam: »Auf den Tag!«
    Mit einem fragenden Blick auf Paul schob sich Sammy von seinem Stuhl hoch. Paul zog ihn herunter. Sein Herz raste und pochte ihm in den Ohren. Sei kein Narr!
    Alle Köpfe wandten sich um, blitzschnell wurde aus Überraschung

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