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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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der Nahverkehrszug dazwischen.« Fritzi war schon länger nicht mehr mit der Untergrundbahn gefahren. Sie hatte vergessen, wie hell und freundlich die Haltestellen waren. Nicht eine gerade Linie fand sich in der Ausstattung der Station City Hall, die Teil einer Gleisschleife war, auf der die Züge umkehrten, um wieder zurückzufahren. Selbst die Bahnsteigkante war sanft gerundet. Bögen aus Terrakotta mit Einlegearbeiten aus weißen und farbigen Fließen vermittelten ein angenehm luftiges Gefühl.
    Fritzi hörte das Geräusch des nächsten Zuges, der von der Haltestelle nach Norden zur Brooklyn-Brücke fuhr. Harry sagte etwas, doch das Gesagte ging im Lärm unter. Sie spürte, wie jemand hinter ihr drängelte und sie fast an den Bahnsteigrand drängte, faßte sich aber wieder, als Harry ihren Arm ergriff und sie festhielt.
    Er wandte den Kopf nach hinten. »Sie sollten etwas mehr Abstand halten, es ist genug Platz für alle.«
    Fritzi riß die Augen auf. Sie hörte das heftige Atmen, sah, wie Harry noch einen verärgerten Blick auf den Flegel hinter ihnen warf. Ich weiß, wer das ist. Er ist uns gefolgt ...
    Zitternd packte sie Harry am Arm. »Harry, ich möchte hier weg.« Den Kopf leicht zur Seite geneigt, sah sie ihn aus den Augenwinkeln - diese merkwürdig goldgesprenkelten Augen, das widerliche Lächeln. Ihr kaum unterdrückter Angstschrei blieb ungehört, weil der Zug mit lautem Getöse in den Tunnel einfuhr.
    Harry herrschte den Fahrgast an, der ihn daraufhin am Kragen packte und zur Seite schleuderte, dann Fritzi an den Handgelenken packte und sie in die Nähe der Bahnsteigkante stieß, während der Zug herandonnerte. Später konnte sich Fritzi nicht erinnern, wie und daß sie so schnell reagiert hatte: Während ein Fuß bereits vom Bahnsteig abglitt, riß sie eine Hand los und grub ihre Fingernägel fest in Pearlys Handgelenk. Er fluchte, und dabei gelang es ihr, sich schwankend loszumachen.
    Harry machte einen Satz vorwärts, um ihr zu Hilfe zu eilen, und streckte ihr die Hand entgegen. Sie bekam sie zu fassen und hielt sich fest; hätte sie es nicht getan, wäre sie auf die Gleise gestürzt. Pearlys Hand fuhr in seine Jacke und riß eine Pistole heraus. Die anderen Fahrgäste auf dem Bahnsteig schrien und kreischten und wichen zurück.
    Harry sprang Pearly an und stieß ihn beiseite. Pearly schwang die Pistole über den Kopf, um sie auf Harry niedersausen zu lassen. Ein Zug mit acht Wagen raste aus dem Tunnel, der grellrote Lack reflektierte die Lichter der Haltestelle. Fritzi stieß Pearly nach vorne, er stolperte und fiel, wild mit den Armen rudernd, auf die Gleise.
    Eine Frau drückte ihre kleine Tochter an sich und kreischte wie eine Todesfee - oder war es das Kreischen des bremsenden Zuges? Falls Pearly schrie, als ihn der erste Wagen zermalmte, so hörte ihn niemand.
    Schließlich kam der Zug zum Stehen. Verängstigte Fahrgäste und der schreckensbleiche Wagenführer streckten die Köpfe aus den offenen Fenstern. Wie rasend riß der Schaffner an der Alarmglocke. In dem Spalt zwischen dem Bahnsteig und der Tür des zweiten Wagens sah Fritzi ein gräßliches rotes Etwas.
    Harry riß sie an seine Brust. »Schauen Sie nicht hin. Er hatte keine Chance. Ein Verrückter ...«
    »... der mich umbringen wollte. Das war kein Zufall, Harry. Ich kenne ihn.«
    »Großer Gott!« stieß er entsetzt hervor. Er zog sie noch einmal an sich, hielt sie fest in seinen Armen, während sie vor Angst am ganzen Leib zitterte. Es spielte keine Rolle mehr, daß er verheiratet war, sie wollte nur seine Arme um sich spüren.
    Auf dem Polizeirevier wich Harry nicht von ihrer Seite, solange sie verhört wurde. Fritzi klärte die Identität des toten Mannes. Als sie erfuhr, daß er so gut wie unkenntlich war, war sie nahe daran, sich zu übergeben.
    B. B. den man aus dem Bett geholt hatte, traf im Pyjama ein, über den er sich schnell einen Mantel geworfen hatte. Er beeilte sich zu bestätigen, daß Fritzi mehrfach von diesem Patentdetektiv bedroht und belästigt worden war. Kurz vor ein Uhr morgens wurde sie auf freien Fuß gesetzt, ohne daß man Anklage gegen sie erhob.
    B. B. fuhr sie in ihre Wohnung in der Zweiundzwanzigsten Straße. Harry fuhr mit. »Armes Mädchen«, wiederholte B. B. immer wieder. »Sie haben weiß Gott ein gutes Reaktionsvermögen. Und Sie auch, Mister.«
    Harry brachte Fritzi bis an die Tür, schüttelte ihr mit ernstem Gesichtsausdruck die Hand und bat sie inständig, sofort anzurufen, wenn er irgend

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