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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Denk noch einmal gründlich darüber nach.« Das Stocken in Ilsas Stimme ließ Fritzi aufhorchen; Ilsa hatte ihre Panik verraten. »Wer weiß, vielleicht änderst du ja deine Meinung.«
    Fritzi antwortete nicht, sie starrte auf ihren Teller. Das erneute Schweigen legte sich wie ein Mantel aus Unsicherheit und Verzweiflung um Ilsa.
5. TRAUM VON DER GESCHWINDIGKEIT
    Auf einem Verladebahnhof für Kohlen in Maryland wurde Carl kurz vor Baltimore von einem Bahnbeamten im Güterwaggon entdeckt. Damit fand seine Reise Richtung Süden ein jähes Ende. Als im Tal des Hudson der erste Schnee fiel, hatte er beschlossen, in südlichere Gefilde zu ziehen. In Maryland war das Klima, wie erwartet, milder, wenngleich die Sonne jetzt früh unterging und lange, traurige Schatten warf.
    Nach meilenweitem Fußmarsch auf staubigen Straßen quälte ihn der Hunger. Vor einem Wirtshaus, einem baufälligen Holzhaus mit lehmgestampftem Hof, auf dem vor Jahren die Postkutschen gestanden hatten, machte er schließlich halt. Vor der Tür standen Eimer mit Asche und eine schwere Schaufel, ein deutlicher Hinweis darauf, daß es auch in Maryland manchmal schneite.
    Im Gastraum des Wirtshauses war es rauchig und warm. An der Bar bestellte Carl Schweinebraten und einen Krug Bier, was er mit seinen letzten vierzig Cent bezahlte. Die beiden Männer in zweireihigen Anzügen, die neben ihm an der Bar lehnten, ergingen sich in Vermutungen über den Ausgang des Mordprozesses Harry Thaw in New York. Thaw, prominentes Mitglied der New Yorker Gesellschaft, hatte in einem Dachtheater im Madison Square Garden den Architekten Stanford White ermordet, der mit Thaws Frau, einem ehemaligen Showgirl, geliebäugelt hatte. An einem Tisch in der Ecke saßen vier Männer beim Kartenspiel.
    Carl schlenderte an einen der kleineren Tische, zog einen Stuhl heraus und ließ sich erschöpft nieder, ohne auf die Beschaffenheit des Stuhls zu achten. Das alte trockene Holz knarzte laut. Der muskulöse Wirtshausbesitzer bedachte Carl mit einem vielsagenden Blick. Carl sprang auf und besah sich den Stuhl.
    »Nichts passiert.«
    »Glück gehabt. Möbel sind nicht billig.«
    Man servierte ihm das Essen und sein Bier. Der lauteste der Kartenspieler, ein schlaksiger Mann mit pustelbedeckter Nase, piesackte seine Mitspieler. Endlich warf ein älterer Mann seine Karten auf den Tisch.
    »Ich hab’ genug von deinen blöden Sprüchen, Innis. Wir spielen weiter, wenn du wieder nüchtern bist.«
    Innis rappelte sich hoch und warf dabei seinen Stuhl um. »He, Bastard, du kannst jetzt nicht aufhören. Du bist am Zug.«
    »Ich höre auf, Innis. Und zwar jetzt.« Der ältere starrte Innis eindringlich an. Carl stippte die Soße mit einem Stück Haferbrot auf. Der ältere Mann war einen guten Kopf größer als Innis. Innis gab klein bei. Der ältere Mann verließ die Gaststube.
    Carl senkte den Kopf nicht rechtzeitig. Innis bemerkte seinen Blick. »Spielen Sie Karten, Mister?«
    Carl verspürte eine Abneigung gegen Innis und machte auch keinen Hehl daraus, als er antwortete: »Nein.«
    »Kommen Sie schon, leisten Sie uns für ein paar Runden Gesellschaft. Wir pokern.«
    »Ich hab’ kein Geld. Außerdem möchte ich in Ruhe fertig essen.«
    Bösartig funkelte Innis Carl an. »Manieren hab’n Sie auch keine.«
    Einer der Kartenspieler zupfte Innis am Arm. »Um Christi willen, Innis, setz dich hin! Irgendwann mußt du doch drüber wegkommen.«
    Innis schüttelte die Hand des Mannes ab. »Ich kenne diesen Burschen nicht, und außerdem riskiert er ’ne große Lippe.« Innis torkelte nach vorne und versetzte Carl einen Schlag auf die Schulter. »Was sagst du nun, Bürschchen?«
    Carl war kein draufgängerischer Heftchenheld wie Nick Carter oder Frank Merriwell, aber er hatte von seinem Vater gelernt, sich von einem Großmaul nicht einschüchtern zu lassen, denn meistens gaben sie schnell klein bei, wenn man ihnen selbstsicher gegenübertrat.
    »Ich sage, mach das nicht noch einmal.«
    Innis kicherte. Dann schlug er Carl mit der Hand leicht ins Gesicht. »Meinst du so?«
    Carls Magen verkrampfte sich, als er seinen Stuhl zurückstieß.
    Der Wirtshausbesitzer verließ seinen Platz hinter der Theke und eilte herbei. »Raus hier, raus! Ich will hier nichts demoliert haben.«
    In einem letzten Versuch der Versöhnung breitete Carl die Hände aus. »Es gibt keinen Grund, warum wir . « Bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, versetzte ihm Innis einen saftigen Kinnhaken.
    Carl taumelte nach hinten, traf

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