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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kühlung zu und stammelte etwas verwirrt: »Ich muß herausfinden, was aus deinem Geschenk geworden ist.«
    Obwohl es ein schöner Abend und das Wiedersehen mit ihrer geliebten Mutter für sie tröstlich gewesen war, hatte Fritzi die Verbannung, die ihre Mutter für notwendig hielt, zutiefst getroffen. Als sie am nächsten Morgen den Zug nach Westen bestieg, war sie in einem Zustand düsterer Schwermut.
    Der stahlgraue Himmel über der gefrorenen Prärie von Illinois trug weiß Gott nichts dazu bei, um Fritzis Trübsinn zu verscheuchen. Bevor der Expreßzug den Mississippi erreichte, gerieten sie in einen heftigen Schneesturm. Der Lokomotivführer lenkte den Zug im Schneckentempo über den Fluß durch den heulenden Wind, der die Eisenbahnbrücke schwanken ließ und die Passagiere in Angst und Schrecken versetzte. Auf der anderen Seite des Flusses, die bereits zum Staat Iowa gehörte, warteten sie sechs Stunden lang auf das Ende des Sturms, erst dann tuckerten sie schließlich hinter einer Schneeräumlokomotive gen Westen.
    Was mache ich hier? fragte sich Fritzi. Warum kann ich kein normales Lehen führen? Was ist nur mit mir los?
    Im Geiste sah sie ihren silberhaarigen Vater mit vorgeschobener Lippe und tadelnd erhobenem Finger.
    »Du bist Schauspielerin.«
    Es klang wie eine zehrende, chronische Krankheit.
    Im Westen von Iowa lag kein Schnee mehr, aber vielleicht hätte Schnee die trostlose Landschaft verschönert - schnell und lieblos gezimmerte Städtchen entlang der Eisenbahnlinie, Schweineställe und Aborthäuschen und dahinter, etwas ferner, kleine Lebewesen, die sie für auf den Hinterbeinen sitzende Präriehunde hielt.
    Die Heizung in den Pullman-Wagen lief auch noch auf vollen Touren, als es draußen längst wärmer war. Flaches Grasland rollte vorbei, nur hier und da unterbrochen von verkümmerten Bäumen oder ausgetrockneten Flußläufen, in deren Mitte nur mehr eine gelblichbraune Brühe stand. Abgemagerte Rinder starrten vereinzelt die vorbeifahrenden Reisenden an. Fritzis Stimmung näherte sich immer mehr dem Nullpunkt.
    Und dann kam, nachdem sie bereits mehr als hundert Meilen in Colorado unterwegs waren, ein spätwinterlicher Nachmittag. Der Lokomotivführer der Union Pacific hielt an, um in einem verlorenen kleinen Nest namens Agate aus einem Tank neben den Gleisen Wasser aufzunehmen.
    Die Fahrgäste stürzten aus den unerträglich überheizten Waggons. Die Januarluft war zwar nicht ausgesprochen mild, aber angenehm. Der Abendhimmel hatte die Farbe geschmolzener Butter, die im Osten in dunkles Bernstein überging. Das unbewohnte Hochland schimmerte wie Goldfolie. Entlang des nördlichen Horizonts bewegte sich ein winziges schwarzes Etwas. Ein Auto, ging es Fritzi durch den Sinn; vielleicht ein Modell T, aber es war zu weit weg, als daß man es sicher erkennen konnte. Dann verschwand es irgendwo am Horizont, zurück blieb ein riesiger gelber Kreis, und darüber erstrahlte ein vereinzelter Stern. Fritzi durchlief ein Schauder angesichts dieser unberührten, urtümlichen Schönheit und der Gewißheit, daß dieses urtümliche Land gar nicht mehr urtümlich war. Sie dachte an die schwindelerregenden Veränderungen in ihrer Branche und an das erstaunliche Jahrhundert, in dem sie lebte.
    »Schauen Sie doch nur«, sagte eine gebrechliche grauhaarige Frau neben ihr. »Sollten mir meine Augen etwa einen Streich spielen?«
    Fritzis Blick folgte der ausgestreckten Hand im grauen Handschuh. Im Westen war entlang des Horizonts eine Zackenlinie zu sehen, Berge, die sich in den Himmel erhoben. Ein paar schneebedeckte Gipfel glitzerten im schwindenden Tageslicht.
    »Nein, ich glaube, wir haben die Rocky Mountains erreicht. Ist der Anblick nicht atemberaubend?«
    Jenseits der Berge lag ein neues Leben. Was erwartete sie an der exotischen Sonnenküste Kaliforniens - »Amerikas Mittelmeer«, wie es allgemein genannt wurde? Sie konnte es sich nicht vorstellen.
    Kalifornien würde sich vielleicht als sehr viel besser erweisen, als es sich erträumen ließ. Vielleicht - durfte sie wirklich darauf hoffen?
    - lernte sie sogar einen intelligenten, zuverlässigen, gutaussehenden und begehrenswerten Mann kennen.
    Du mußt nicht für immer dort bleiben, vergiß das nicht. Vielleicht gefällt es dir ja. Und wenn nicht, solltest du das Beste draus machen. Du bist ein Stehaufmännchen, oder etwa nicht? Du hast dich dazu entschlossen, jetzt bist du hier, und jetzt mußt du auch durchhalten. Wenn du in all den Jahren seit

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