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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Mortmain’s nichts anderes gelernt hast, dann doch das.
    Ellen Terry hatte nach langem Schweigen wieder einmal gesprochen.
    Ich bewundere deinen Mut, mein Mädchen, wenn auch nicht dein Reiseziel.
    »Haben Sie etwas gesagt?« fragte die gebrechliche Frau.
    Mit einem Lächeln warf Fritzi den Kopf mit den blonden Locken zurück und antwortete: »Ich glaube, wir sollten wieder einsteigen.« Sie nahm die Frau am Arm und half ihr die Stufen hinauf.
TEIL VIER - Kalifornien

Wie kann ein ehemaliger Hausierer, ein ehemaliger Hotelpage, ein ehemaliger Schneider, ein ehemaliger Reklamemann, ein ehemaliger Buchmacher etwas von der Qualität eines Filmes verstehen? Hände, die hinter einem Schiebekarren der unteren East Side besser aufgehoben wären, inszenieren heutzutage Bühnenstücke und machen Filme daraus.
    Moving Picture World, 1910
    Es gibt nichts Absurderes . nichts, das Kunst und Schönheit einer Szene nachhaltiger zerstört, als die maßlos vergrößerten Gesichter der Hauptdarsteller . Viele schöne Szenen werden durch diese Großaufnahmen zunichte gemacht, zumal wenn der Kopf am oberen Bildrand anstößt und die Füße abgeschnitten sind.
    Moving Picture World, 1911
49. WILLKOMMEN IN LOS ANGELES
    »Glendale. Bitte alles aussteigen!« Die Stimme des Schaffners der Southern Pacific klang so müde, wie Fritzi sich fühlte. Sie starrte aus dem Fenster, aber nicht voller Bewunderung, sondern in Verzweiflung. Der Regen peitschte gegen die Scheiben und floß in kleinen Bächen vom rotgedeckten Dach des Bahnhofsgebäudes im spanischmaurischen Stil. Sie war in Sacramento in diese Linie umgestiegen, durch das sonnige Central Valley nach Süden gefahren und konnte es kaum erwarten, die Berge um Los Angeles zu sehen. Bei Bakersfield waren Wolken aufgezogen, die schließlich diese Sintflut hervorgebracht hatten. Jetzt konnte sie gerade mal bis zum Bahnhofsschild sehen.
    »Herr Schaffner, wo bleibt der Sonnenschein?«
    »Regnerisches Jahr. Hier geht’s raus.«
    Sie rutschte aus und wäre beinahe die metallenen Stufen hinuntergefallen. Der Wind hätte ihr den Hut vom Kopf gerissen, wäre er nicht mit langen Nadeln befestigt gewesen. Am Ende des Bahnsteigs warteten vier Einspänner und ein schmutziger Pope-Toledo auf die eingetroffenen Reisenden. Fritzi beobachtete ein junges Paar, das erleichtert auf das Auto zueilte. Die übrigen Reisenden gingen auf die Einspänner zu. Auf der anderen Seite der Straße, die eher einem See ähnelte, zitterten zwei armselige Palmen. Die entmutigende Szenerie war in undurchdringlichen grauen Nebel gehüllt. Wo waren die Orangenhaine, die sonnengebräunten Einheimischen?
    »Verzeihen Sie«, sprach Fritzi einen Bahnhofsangestellten an, »ich sollte hier abgeholt werden. Hat jemand nach einer Miss Crown gefragt?«
    »Nee. Hier war keiner außer den Gespannen.« Und die fuhren bereits durch die trüben Fluten davon. Fritzi suchte Schutz in der Nähe einer bräunlichen Wand, aber vergeblich; der Regen sorgte dafür, daß sie in kürzester Zeit bis auf die Haut durchnäßt war. »Das Taxi ist dahinten, durch die letzte Tür dort«, erklärte der Bahnhofsangestellte.
    Fritzi nahm ihr Gepäck und durchquerte die Bahnhofshalle. Jeder Schritt preßte das Wasser aus ihren Schuhen. Draußen sah sie einen Mann, der an einem verbeulten Ford lehnte, in der Hand einen Schirm, im Mund einen Zahnstocher, auf dem er herumkaute. Als er die potentielle Kundin bemerkte, kaute er schneller.
    Sie warf einen Blick auf ein zerknülltes Papier. »Ich muß ins Hotel Hollywood, Ecke Hollywood Boulevard und Highland Avenue.«
    »Ich weiß, wo das ist, meine Dame. Drüben auf der anderen Seite der Berge. Bei diesem Wetter kommen wir nie durch die Canyons. Wir müssen zuerst in die Stadt und von dort raus nach Hollywood.« Der Zahnstocher tanzte. »Vier Dollar.«
    »Das ist ja Wucher!«
    »Dann nehmen Sie ein anderes Taxi.« Der Fahrer beäugte kurz die Pfützen auf beiden Seiten seines schwarzen Autos.
    Fritzi stieß mit dem Fuß an eines ihrer Gepäckstücke. »Dann seien Sie wenigstens so gut und laden die hier ein.«
    Da seine Tageseinnahmen nun gesichert waren, wurde der Fahrer ausgesprochen freundlich. »Aber gern, meine Dame, und im Handumdrehen geht es los.«
    Wenn man den Zeitschriften glaubte, die Fritzi vor ihrer Reise gelesen hatte, war »das exotische Juwel Südkaliforniens«, in dem inzwischen dreihundertfünfzigtausend Menschen lebten, eine aufstrebende Stadt, in der die freie Marktwirtschaft herrschte,

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