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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und ihr Mann gehen früh aus dem Haus und kommen spät, sie sind also kaum da. Können Sie kochen?«
    »Nein.«
    »Ich schon, aber ich tu’s furchtbar ungern. Eigentlich hatte ich mir eine Mitbewohnerin vorgestellt, deren Vater Koch ist«, meinte Lily schelmisch.
    »Ich kann Brot in einer Pfanne rösten und ein gekochtes Ei salzen und pfeffern. Wir schaffen es schon. Was kostet die Wohnung?«
    »Fünf Dollar pro Woche und achtzehn, wenn wir Mrs. Hong monatlich zahlen. Sie ist eine gerissene Geschäftsfrau, obwohl sie wenig spricht. Ihr Anteil würde also zehn Dollar betragen oder neun, wenn wir die Miete gleich für den gesamten Monat entrichten.«
    »Das ist ja fast geschenkt. Wenn Sie mich haben wollen, ziehe ich sofort ein.«
    »Klar doch!« Lily drückte Fritzis Arm, als sie die Treppe hinuntergingen. »Wir werden bestimmt gut miteinander auskommen. Haben Sie Lust auf ein Bier? Ich kenne ein Lokal an der Promenade, wo man auch an Frauen ausschenkt. Okay?«
    Fritzi, deren Lebensgeister wieder erwachten, stimmte begeistert zu.
50. DIE FALSCHE RICHTUNG
    Carl trank einen doppelten Whiskey. Er floß ihm heiß die Kehle hinunter, als er das Glas abstellte. Dumpf beobachtete er, wie sich die glänzende Oberfläche im Glas wieder glättete. Sein Hinterkopf schmerzte. Ob es die Nerven waren oder die Nachwirkungen seines Unfalls vor einigen Monaten, das konnte er nicht sagen. Er hatte ein Rennen in einem Marmon gefahren; es war ein Straßenrennen auf dem hervorragenden Savannah-Ring, der 1908 von Kettensträflingen für den Grand Prize gebaut und vom American Automobile Club, dem Freund-Feind der American Automobile Association ausgerichtet wurde. Die Fahrbahn bestand aus Kies, der mit viel Öl geglättet war; sie wand sich durch Sümpfe, Palmenhaine und Eichenwälder. Carl hatte zwei Längen Vorsprung gehabt, als der Reifen platzte. Daß er mit dem Kopf voran gegen einen Baum geprallt war, daran erinnerte er sich später nicht.
    Er starrte auf den doppelten Whiskey, den vierten an diesem Abend. Das Lokal, das versteckt hinter den Sanddünen an der Uferstraße von Ormond Beach lag, war leer. Die Gesellschaft hatte sich aufgelöst, als Barney ins Krankenhaus gebracht worden war.
    Carl sah, wie der Barkeeper eine Flüssigkeit auf einen Lappen träufelte und sich dann das Handgelenk damit abrieb. »Waren Sie auch an der Schlägerei beteiligt?« fragte Carl.
    »Nein, ich bin wund vom Korkenziehen. Ich habe noch nie im Leben so schnell so viele Flaschen entkorkt.«
    »Wenn Barney Oldfield feiert, dann richtig.«
    »Wenn Sie es so nennen«, murmelte der Barkeeper mit einem Blick auf das zerstörte Mobiliar. Ein älterer Schwarzer in Arbeitsschuhen und einem zerrissenen Baseballhemd fegte die Glasscherben zusammen. Carl trank noch ein Glas. Wie konnte ein Tag, der so gut begonnen hatte, so grauenhaft enden?
    Es war Barneys Temperament. Überall, wo er war, hurte und spielte er, trank er und fing eine Schlägerei an.
    Am Nachmittag hatte Barney vor einem begeisterten Publikum, das über die Dünen hereinströmte, seinen eigenen Ein-Meilen-Rekord auf gerader Strecke gebrochen, den er im Vorjahr aufgestellt hatte, als er mit einer Geschwindigkeit von 132 Meilen den Rekord von 127,5 von Fred Marriott aus dem Jahr 1906 übertraf. Unter dem wolkenlosen Himmel Floridas, vorbei an sanften, weißen Wellen, die den Duft von Meer und Salz herantrugen, fuhr Barney seinen neuen Rennwagen auf der harten Sandstrecke von Daytona, die immer begehrt war, wenn es darum ging, einen neuen Rekord aufzustellen. Barneys 200 PS starker Wagen aus dem Hause Benz war ein raketenähnliches Monster mit Kettenantrieb, weiß, mit einem riesigen, aus zwei Teilen gegossenen Vierzylindermotor und dem Namen Blitzen.
    Nachdem er mit Bess eine Proberunde gedreht hatte, stopfte er sich die neuen Ohrstöpsel in die Ohren, steckte sich eine Zigarre zwischen die Zähne, setzte seine Fahrbrille auf und gab mit dem Daumen nach oben das Zeichen zum Start. Er fuhr am Strand entlang, drehte um und beschleunigte zum Endspurt. Carl stand mit dem Teammanager Will Pickens zusammen und verfolgte das Geschehen mit dem Fernglas.
    Der Benz stieß Rauch und Flammen aus. Pickens riß ihm das Fernglas aus der Hand. Carl biß die Zähne zusammen, als der Wagen aufheulend auf den Zielrichterstand zuraste. Pickens schrie: »Heiland, er muß wenigstens hundertfünfunddreißig Sachen draufhaben. Sieht ja aus, als würde er abheben. Wenn jetzt ein Reifen platzt oder er drauffährt .«
    Als

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