Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Speisesaal des Hotels fiel sie mit einem dumpfen Gefühl der Enttäuschung über Kalifornien ins Bett.
    Als sie am nächsten Morgen beim Frühstück saß, trat B. B. an ihren Tisch. Er schüttelte ihr überschwenglich die Hand und entschuldigte sich gleichzeitig dafür, daß man sie in Glendale allein gelassen hatte. »Ich hatte jemanden, der Sie abholen sollte. Als ich um sechs Uhr gestern abend nichts von ihm gehört hatte, machte ich mich auf den Weg zu der Garage, wo er sein Auto stehen hat. Er meinte, er könne bei diesem Sturm sein Auto nicht aufs Spiel setzen, und deshalb sei er nicht nach Glendale gefahren. Aber da war mir klar, daß Sie inzwischen entweder auf eigene Faust hierher unterwegs oder wütend in den nächsten Zug zurück nach New York gestiegen waren.«
    »Ersteres«, sagte Fritzi mit einem nachgiebigen Lächeln. »Wann fange ich an zu arbeiten?«
    »Sobald das Wetter besser ist und wir die Außenbühne fertiggebaut haben. Damit sind wir leider ziemlich im Verzug. Ich befürchte, der Sonnenschein macht die Leute hier faul. Ich möchte, daß Sie sich das Grundstück anschauen, das wir für das Studio gemietet haben. Es ist nicht weit von hier, in einem Viertel namens Edendale. Aber es wäre unsinnig, wenn Sie jetzt durch den Schlamm da rüberschwämmen. Bis die Sonne wieder scheint, sollten Sie sich ein Zimmer suchen. Wir zahlen das Taxi und andere Verkehrsmittel.«
    Als ob das helfen könnte, ihre Niedergeschlagenheit angesichts dieses primitiven, triefnassen Kaffs am Ende der Welt zu dämpfen!
    Es hörte auf zu regnen. Die Sonne kam heraus. Nebeldunst stieg von Hollywoods schlammigen Straßen auf, doch man sah die Berge im Norden und Nordosten der Stadt. Im Süden und Westen verlief das Land eben bis zum Meer.
    Fritzi machte sich mit ihren Annoncen auf die Suche nach einem Zimmer. Das Wetter war schön genug, um zu Fuß zu gehen. Sie mußte ihren Rock raffen, um ihn nicht durch die Pfützen zu schleifen, aber dafür konnte sie die kleine Wohngegend, die sich in die unbebaute Landschaft schmiegte, besser in Augenschein nehmen. Die Häuser, an denen sie vorbeikam, waren die üblichen im viktorianischen Stil, in der Regel zweistöckig, größtenteils weiß, mit farbigen Fensterläden. Sowohl auf den Haupt- als auch auf den Nebenstraßen standen sie weit voneinander entfernt, zwischen ihnen war jeweils Platz für zwei oder drei weitere Anwesen.
    Sie trat auf die Veranda eines schmucken, schindelgedeckten Hauses in der Selma Street, überprüfte noch einmal schnell die Hausnummer und klopfte. Da sie damenhaft wirken wollte, hatte sie weiße Handschuhe angezogen.
    »Ich komme wegen des Zimmers«, sagte sie zu dem älteren Mann, der in die Tür trat. »Ist es noch frei?«
    »Ja, ist noch frei. Wollen Sie nicht reinkommen?«
    Sie folgte ihm in einen viktorianischen Eingangsbereich, der entsprechend mit Topfpflanzen und allerlei Krimskrams vollgestellt war. Eine Frau rief aus der Küche: »Wer ist es, Herschel?«
    »Eine junge Dame wegen des Zimmers.« Zu Fritzi sagte er: »Ich bin Mr. Moore.«
    »Sehr erfreut. Ich bin Fritzi Crown.«
    »Sie sind neu in Kalifornien, hab’ ich recht? Hier entlang«, sagte er und ging zur Treppe voraus.
    »Richtig! Ich bleibe ein paar Monate, um Filme zu machen.«
    Sie sah, wie sich sein Rücken unter den Hosenträgern versteifte. Auf der vierten Stufe blieb er stehen, krallte sich einen Moment lang am Geländer fest und drehte sich dann zu ihr um.
    »Sind Sie etwa Filmschauspielerin?« Das letzte Wort begleitete er mit einer so weit ausholenden Geste, daß sein Arm sie beinahe an der Nase getroffen hätte. »Man weiß nie, ob die sich nicht bei Nacht und Nebel aus dem Staub machen, ohne zu bezahlen. Die Leute in dieser Stadt mögen weder Filme noch Filmschauspieler. Sie sollten zurück in den Osten gehen, wo Sie herkommen, hier sind Sie nicht erwünscht.«
    Mr. Moore richtete den Blick auf seine Frau, die im Eingangsbereich stand und sich die Hände an der Schürze abwischte. »Es ist wirklich nicht persönlich gemeint«, setzte er, an Fritzi gerichtet, mit einem verlegenen Hüsteln hinzu.
    »Aber nein, natürlich nicht. Bitte entschuldigen Sie die Störung.«
    Am Nachmittag des nächsten Tages, ein Sonntag, sollte es noch schlimmer kommen. Fritzi nahm die Elektrische nach Santa Monica, um sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung anzusehen. Das Meer war nur zwei Straßen entfernt, sein Gurgeln und Rauschen war bis hierhin zu hören.
    Eine dürre Frau mit runzliger grauer Haut

Weitere Kostenlose Bücher