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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tag traf B. B. um die Mittagszeit mit einem Taxi ein, dann mußte er einen nicht ungefährlichen Fußmarsch auf sich nehmen, um dorthin zu kommen, wo sie Owens Zelt aufgeschlagen hatten. Begeistert zeigte er eine Postkarte herum, auf deren Vorderseite ein kräftiger, hakennasiger Mann in CowboyKleidung abgebildet war.
    »Hab’ ich gestern zufällig in einem Filmtheater entdeckt, kostet zehn Cent. Ist das nicht eine großartige Idee?« Fritzi betrachtete Photo und Text.
    ESSANAY HAUPTDARSTELLER
    »BRONCO BILLY« ANDERSON
    »Gefällt Ihnen das, Owen? Hätten Sie nicht auch gern Ihren Na-men und Ihr Bild auf so ’ner Karte?«
    »Wenn Sie meinen, B. B.« Owen verschränkte seine bemalten Arme und warf Fritzi einen selbstgefälligen Blick zu. B. B. lief um den roh gezimmerten Tisch herum, an dem das Filmteam Sandwiches gegessen und lauwarmen Tee getrunken hatte.
    »Und Sie, Fritzi?«
    Die Frage überrumpelte sie; sie deutete etwas fassungslos auf sich, aber noch bevor sie sagen konnte: »Ich?«, sprang Owen so heftig auf, daß die Federn seines Kopfschmucks zitterten.
    »Was soll das? Ich wüßte doch gern, wer nun hier der Star ist.«
    B. B. zog nachdenklich eine Braue hoch. »Tja, Owen, wenn man von der Zahl der Briefe ausgeht, die Fritzi bekommt, und der, die Sie bekommen, dann würde ich sagen« - er legte den Arm auf Fritzis sonnenbeschienene Schulter -, »es ist dieses Mädchen hier.«
    Owens Gesicht nahm einen unverkennbar dunkleren Rotton an. »Ach wirklich? Also, ich muß schon sagen, Mr. Pelzer, das gefällt mir ganz und gar nicht. Aber wirklich gar nicht. Ihre Rollen werden größer, während meine gleichbleiben. Ich kann Ihnen nur sagen, daß mir das nicht gefällt.«
    Um zu demonstrieren, wie ernst er es meinte, riß er sich seinen Kopfschmuck ab, warf ihn zu Boden und trampelte darauf herum.
    »Darüber müssen wir uns unterhalten, Mr. Pelzer.«
    »Sicher, kommen Sie morgen vorbei ...«
    »Jetzt gleich.«
    B. B. seufzte. »Also gut.« Er und Owen marschierten den Pfad hinauf, den B. B. heruntergekommen war. Die Unterhaltung dauerte fünfundvierzig Minuten, verzögerte den ganzen Ablauf und brachte Eddie in Rage. Später, als alle Mitarbeiter der Firma bei Sonnenuntergang zurückkehrten, wurde diese Unterhaltung im Studiobüro fortgesetzt. Es wurde nie geklärt, ob Pelzer, der sanftmütigste aller Männer, Owen gefeuert oder ob Owen einfach gekündigt hatte. Fritzi erfuhr von Owens Abschied erst, als sie am nächsten Morgen zur Arbeit kam.
    »Ich möchte bloß wissen, wie wir den verdammten Film zu Ende kriegen sollen«, jammerte Kelly.
    »Wir finden einen anderen Häuptling > Aufgeblasen«, beruhigte ihn B. B. »Ich mußte Owen einfach mal reinen Wein einschenken.«
    Er ergriff Fritzis Hand. »Sie ist es, um die wir uns kümmern müssen, Al. Dieses kleine Mädchen ist der Star.«
    Der Star? Noch nie hatte jemand diesen Begriff mit ihr in Verbindung gebracht. Sie hätte außer sich sein müssen vor Freude. In gewisser Weise war sie es auch. Aber hauptsächlich hatte sie Angst. Sie erlebte sich wie auf einem Floß, das unweigerlich in einen dunklen Strudel gezogen wurde, in das Filmgeschäft, während am Strand die Lichter des Broadway funkelten und Ellen Terry ihr traurig und enttäuscht winkte.
52. FRITZI UND CARL
    »So setzen Sie sich doch, Frau.«
    »Aber der Fahrer in dem gelben Auto ist mein Bruder!«
    »Hören Sie schlecht? Sie sollen sich setzen.« Der Mann in der Reihe hinter Fritzi zupfte sie grob am Ärmel. Sie wandte sich um und versetzte ihm mit ihrer Handtasche einen leichten, schnellen Schlag.
    »Dann stellen Sie sich halt hin, wenn Sie nicht sehen können, Sie Grobian!«
    Der Mann sah das zornige Feuer in ihren Augen und stellte sich auf seinen Sitz, statt zu streiten.
    Die drei Wagen, Barney Oldfields weißer, ein grüner und Carls gelber, preschten in die zweite Runde, kaum daß das Startsignal gegeben wurde. Immer wieder sprang Fritzi von ihrem Sitz auf, wie Hunderte anderer Zuschauer auch, die sich in dem kleinen hölzernen Amphitheater zusammendrängten. »Vorwärts, Carl, los! Du mußt es schaffen!«
    Fritzi hatte noch nie eine Rennbahn wie diese hier in Playa del Rey gesehen, die in Sicht- und Hörweite des Pazifiks lag. Sie war wie eine Untertasse konstruiert, um die sich eine hohe Haupttribüne schloß. Die Rennpiste bestand aus Tannenholz mit einer zusätzlichen Schicht aus zerstoßenen Muschelschalen für eine bessere Haftung der Räder. Die Rennbahn verlief zu den Rändern hin

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