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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Madolyns Marsch. Lily hatte sich spontan Sophie Pelzers Begeisterung für die Suffragettenbewegung angeschlossen, nachdem sie B. B.s Frau kennengelernt hatte. Kelly maulte, das Thema sei zu umstritten, aber er wurde überstimmt.
    Lilys Heldin besuchte ein Nickelodeon und sah da die schon mehrfach verhaftete britische Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst bei ihrem Besuch in New York im Jahr 1909. Sehr geschickt schnitt Eddie hier aktuelle Filmberichte ein, die Mrs. Pankhurst auf dem Landungssteg eines Dampfers der White Line zeigten, wo sie stürmisch empfangen wurde, und anschließend vor der Carnegie Hall, wo sie von ihren amerikanischen Schwestern begeistert begrüßt wurde. Sofort zur Frauenbewegung bekehrt, entschließt sich Madolyn zu einem Protestmarsch durch ihr Städtchen, eine Wohngegend in Hollywood. Ein ekelhafter Sheriff wirft Madolyn ins Gefängnis, aber ihrem Verlobten, einem Rechtsanwalt, gelingt es in einer ziemlich verworrenen Aktion, sie aus dem Gefängnis zu holen. Anschließend schwört er, wenn sie erst verheiratet seien, den Gesetzesentwurf für das Frauenwahlrecht zu lieben, zu ehren und zu unterstützen.
    B. B. gefiel Lilys phantasievolle Schreibweise des Namens der Heldin. Fritzi gestand sie kichernd: »Lieber Himmel, ich weiß gar nicht, wie man den Namen richtig schreibt. Ich hab’ ihn einfach nach Gehör geschrieben. Aber das sage ich ihm lieber nicht!«
    Als Eddie Madolyns Marsch im Kasten hatte, mit Madge Singelton, einer New Yorker Schauspielerin, die schon in mehreren Pal-Filmen mitgewirkt hatte, bat er Fritzi, in Eine heitere Verwechslung zu spielen, einer albernen Komödie, die er sich im Laufe eines Nachmittags ausgedacht hatte. Fritzi protestierte zwar gegen eine weitere Rolle als Komödiantin, aber vergeblich. Sie spielte Zwillingsschwestern namens Tess und Bess. Die Verlobten der beiden waren Brüder. Der Darsteller des einen Bruders war ein rundgesichtiger junger Mann namens Roscoe Arbuckle, ein liebenswerter Mensch, rund wie eine Tonne und wie die meisten Schauspieler gesellig und geschwätzig. Er erzählte Fritzi, er sei Kulissenschieber im Varietetheater, schwarzer Mongole und Tenor in Musicals gewesen, bevor er als Statist beim Film anfing. Sein Spitzname war Fatty.
    In der Geschichte ergaben sich viele Verwicklungen, weil Fatty und der andere Verehrer, Pete, die Zwillinge bis zur vorletzten Szene nicht auseinanderhalten konnten. In dieser Sequenz kippte ein Ruderboot, und Tess fiel in der Nähe der Innenstadt von Los Angeles in den See des Echo Park. Da Tess nicht schwimmen konnte, erkannte Fatty in dem Mädchen, das er rettete, die Freundin seines Bruders. Das bereitete alle auf den Schluß vor, eine Doppelhochzeit am Altar mit Fritzi als zweifacher Braut - eine aneinanderkopierte Aufnahme.
    Weil Fritzi sich wegen der Slapstick-Szene beschwerte, engagierte Eddie einen Hilfsschauspieler, der an ihrer Stelle aus dem Ruderboot ins Wasser fallen mußte. Es handelte sich um einen komischen kleinen Mann namens Windy White, ungefähr einssechzig groß, mit einem runzligen braunen Gesicht, sonnengebräuntem kahlem Schädel und Beinen wie Wagenräder. Er redete so gut wie kein Wort, mit niemandem.
    Für die Szene zog er Pumphosen und ein Kleid an und stülpte sich eine Perücke über. Auf das verabredete Zeichen hin fiel er aus dem Ruderboot, wobei er wild gestikulierte, ganz im Stil der Schauspielkunst des neunzehnten Jahrhunderts. Eine zurückhaltendere, wirkungsvollere Technik war bereits im Kommen, aber noch nicht in diesem Film.
    Nach einem zweiten Durchgang schleppte sich Windy aus dem Wasser und überreichte Fritzi seine tropfnasse Perücke. Sie roch die Whiskeywolke, die er verströmte. Sein Blick war trübe. Erschrocken wurde ihr klar, daß er betrunken für sie eingesprungen war. Was für ein törichtes Risiko, und das für ganze fünf Dollar!
    Für die Nahaufnahme setzte Eddie sie etwa sechs Fuß vom Ufer in den See. Einer der Requisiteure übergoß sie mit zwei Eimern Wasser und schmückte ihr Haar mit übelriechenden Seealgen. Nach der Aufnahme tropfte ihr das Wasser noch von Nase, Kinn und Ellbogen. Ihr Make-up schmolz und lief herunter. Ellen Terry entschied sich zu schweigen, was in diesem Fall wirklich eine Wohltat war.
    Unterdessen hatte B. B. auch das versprochene Automobil erstanden. Obwohl er ein zuverlässiges, billiges Modell T oder einen Brush für nur siebenhundert Dollar hätte wählen können, hatte er sich, ganz wie es seine Art war, für einen langen,

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