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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und dann drehen wir noch mal. Macht schnell, sonst landen wir vorher noch im Kittchen.«
    »Mr. Sinnott?«
    »Hallo!« Dann, rasches Erkennen: »Miss Crown! Hallo! Warten Sie, bis wir fertig sind.«
    Fritzi trat hinter die Kamera. In eine schwarze Limousine zwängten sich fünf Polizisten. Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein, setzte vom Bordstein herunter und brauste auf der Figueroa in westlicher Richtung davon. Einer der Männer, der offenbar den Verkehr aufhalten sollte, lieferte sich eine Art Ringkampf mit einer matronenhaften Autofahrerin, die mit ihrem zusammengerollten Sonnenschirm auf seinen Kopf eindrosch.
    Der Requisiteur rannte mit einem Holzfaß auf die Kreuzung. Noch bevor er es entkorken und die Flüssigseife auf die Straße schütten konnte, hörte man das Heulen einer Sirene.
    »Verdammt, das kriegen wir nicht mehr in den Kasten!« Mike Sinnott fuchtelte mit den Armen. »Alles weg von hier!«
    Wie eine Diebesbande, die in der überfallenen Bank von der Alarmglocke überrascht wird, stob das Team auseinander. Requisiten und Kamera verschwanden in einem offenen Tourenwagen, der in erstaunlicher Geschwindigkeit nach Norden lospreschte. Fritzi sah,
    daß der echte Polizeiwagen schnell näher kam. Sinnott packte sie am Arm. »Hier entlang!«
    Sie liefen in ein Teehaus und setzten sich an den hintersten Tisch. Der Polizeiwagen raste auf der Jagd nach dem Wagen mit der Kamera vorbei.
    »Wie geht es Ihnen, Miss Crown?« fragte Sinnott, der trotz des Chaos, das er angerichtet hatte, ganz gelassen blieb. »Ich wußte gar nicht, daß Sie in Los Angeles sind.«
    »Ich arbeite für Liberty Pictures.«
    »Ich habe Eine heitere Verwechslung gesehen. Sie sind große Klasse.«
    Was nicht gerade das war, was sie hören wollte, aber sie lächelte höflich. »Und Sie führen Regie.«
    »Ich habe so lange gemeckert, bis man mich bei Biograph ein paar Bullenkomödien machen ließ.«
    »Haben Sie eine Genehmigung, auf der Straße zu drehen?«
    Er grinste. »Genehmigung? Was ist das?«
    Sie lachte. »Sie könnten ins Gefängnis kommen.«
    »Nicht, wenn man schnell genug zu Fuß ist.«
    Von kam herein, er hatte sie gesucht. Als Fritzi ihn vorstellte, zog Sinnott eine Braue hoch. »Ihr Fahrlehrer?«
    Von schlug die Hacken zusammen und ließ sein Monokel aus dem Auge fallen. »Richtig. Aber eigentlich bin ich Schauspieler und Regisseur, nur im Moment noch ohne richtige Verbindungen. Und es ist sehr viel angenehmer, Fräulein Fritzi in die Geheimnisse des Autofahrens einzuweisen, als Möbel zu schleppen oder bei Woolworth’s Fliegenfänger zu verkaufen.«
    »Setzen Sie sich doch zu uns.«
    »Danke.«
    Als sie bestellt hatten, sagte Fritzi: »Mr. Griffith ist sicher auch hier?«
    »Ein vielbeschäftigter Mann, aber glücklicher als ich ist er auch nicht. Er will längere Filme machen, wie die Italiener. Das Studio ist dagegen, obwohl Vier- und Fünfspuler inzwischen eher die Regel sind. Andere Filmfirmen wollen ihm die künstlerische Leitung übertragen und ihn damit ködern. Er hat die fixe Idee, irgendein Opus über den Bürgerkrieg zu drehen.«
    Sie unterhielten sich angeregt, bis Sinnott auf seine Uhr sah und merkte, daß er sich um seine Crew kümmern mußte. »Zuerst mache ich mich mal auf den Weg ins Stadtgefängnis.« Er legte Geld auf den Tisch. »Ich komme auf Sie zu, wenn ich eine komische Hauptdarstellerin brauche.«
    Kannst ruhig kommen, mich kriegst du nicht, dachte sie, als er durch die Tür ging.
    Im nachhinein erschien Sinnotts letzte Bemerkung wie ein böses Omen. Mit einer Mischung aus onkelhafter Schmeichelei und väterlicher Strenge überredete B. B. Fritzi, die Hauptrolle in Pearls Piano, einer neuen Slapstick-Komödie, zu übernehmen. Die naive junge Musiklehrerin Pearl brauchte dringend ein Klavier. Ein gerissener Verkäufer, gespielt von Pete Porter, der ebenfalls aus der New Yorker Theaterwelt geflüchtet war, hatte zufällig eines aus einem entgleisten Zug gerettet - Eddie baute eine Folge dramatischer Bilder von einer Entgleisung ein, die ursprünglich für einen Gangsterfilm gedreht worden war. Der Verkäufer reparierte das Klavier notdürftig und bot es der leichtgläubigen Pearl zu einem erstaunlich niedrigen Preis an, sofern sie es kaufte, ohne lange zu fackeln.
    Da Pearl Schüler brauchte, um den Krankenhausaufenthalt ihrer Mutter zu finanzieren, veranstaltete sie einen Vorspielabend für Mädchen und Jungen mitsamt den hochnäsigen Müttern, die den Unterricht gut bezahlen sollten. Als sie

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