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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die Reihe kriegen, Carl. Ich kann keinen Fahrer beschäftigen, der hinter meinem Rücken Verleumdungen über meine Mannschaft verbreitet. Diese Ärsche in Daytona haben zugelassen, daß mir Bob Burman meinen Titel stiehlt, aber ich bin immer noch der Erste, verstanden?«
    »Barney, können wir nicht ein andermal darüber ...«
    »Jetzt.« Barney stieß mit drei starren Fingern nachdrücklich gegen
    Carls Brust. »Wir reden jetzt darüber!« In Carls Ohren surrte es plötzlich. Er sah zwei Krawattennadeln, nicht eine, auf Barneys Krawatte. Etwas Saures, Ekelerregendes stieg in seiner Kehle hoch.
    Barney lächelte. »Außer dir geht’s nicht so gut. Du bist etwas grün im Gesicht, mein Junge.«
    Das war es also! Benommen legte Carl die Hände auf den Bauch, um den Brechreiz zu unterdrücken. Barney liebte Streiche, einem Freund K.o.-Tropfen im Glas zu offerieren war einer seiner liebsten. Carl drehte sich um und schrie Milo an: »Verdammt noch mal, hast du mir ’nen Mickey Finn untergejubelt?«
    Milo trocknete mit einem Handtuch ein Glas ab und hielt den Kopf gesenkt. Jim Jeffries tanzte in seinem vergoldeten Rahmen. Die elektrischen Deckenlampen schwirrten umher wie Kometen. Barney fand die Szene furchtbar komisch.
    »Tatsache ist, daß du zum Kotzen aussiehst. Ich kann keinen Mann brauchen, der seinen Schnaps nicht bei sich behalten kann.« Barney schob sein leeres Glas über die Theke. »He, Milo, noch einen Doppelten. Für diese Tussi keinen.«
    Schwankend stammelte Carl: »Du bist hergekommen, um mich reinzulegen.«
    »Stimmt genau, ich hatte mir nämlich schon längst vorgenommen, reinen Tisch zu machen. Bess sagt, du bist eine Niete. Ein Blindgänger.«
    »Laß mich dir mal was sagen« - Carl griff nach der Theke, weil seine Knie plötzlich aus Gummi schienen - »über deine süße, unschuldige Frau.« Barney nahm sein volles Glas und schüttete Carl den Whiskey ins Gesicht.
    »Wenn du auch nur ein Wort über sie sagst, bring’ ich dich um, du Mistkerl.«
    Carl ballte die Hände zu Fäusten, trat einen Schritt von der Bartheke weg. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, um auf Barney einzuschlagen, aber noch bevor er ausholen konnte, neigte sich der Raum, und er merkte, daß er selbst zu Boden ging. Sein Hinterkopf schlug auf. Seine durch die Luft zuckende Hand blieb an einem Spucknapf hängen, der auf der Theke stand, die stinkende schwarze Brühe ergoß sich über seinen Ärmel. Sein anderer Arm reckte sich gegen die Tür. Barney stellte den Fuß darauf.
    »Du Schwein. Du elendiges, verlogenes Schwein. Willst wohl meine Frau eine Lügnerin nennen, ha?« Barney trat Carl in die Rippen. »Du bist fertig. Du bist gefeuert.« Er zog eine silberne Geldklammer in Form eines Dollarzeichens aus der Tasche und ließ verächtlich ein paar Scheine auf Carls Hemd fallen.
    Die Gespräche im Saloon waren verstummt. Das einzige, was Carl hörte, war ein ohrenbetäubendes Rauschen in seinen Ohren. Seine Augenlider wurden immer schwerer, obwohl er unbedingt wach bleiben wollte. Er rollte den Kopf von einer Seite zur anderen, schmeckte das Sägemehl. Er hoffte bloß, daß er sich nicht übergeben mußte.
    »Ein paar Jungs sollen dieses Schwein vor die Tür befördern«, rief Barney. »Dann können wir feiern, der alte Kammerjäger hat wieder einmal Ungeziefer ausgerottet. Die nächste Runde schmeißt Barney Oldfield.«
    Grobe Hände packten Carls Handgelenke, bogen ihm die Arme über den Kopf, schleiften ihn über den Boden. Das war alles, woran er sich später erinnern konnte.
    Er verließ das heruntergekommene Hotel in der Stadtmitte noch am selben Abend. Seinen ganzen Besitz hatte er in einer Ledertasche mit zerbrochener Schnalle verstaut. Barney hatte ihm ganze drei Dollar ausbezahlt. Carl selbst besaß noch vier Dollar. Er brauchte kein Geld für die Elektrische zu verschwenden. Außerdem hatte er ohnehin kein Ziel.
    Er dachte an seine Schwester. Ob sie ihm eine Schlafstelle für die Nacht besorgen konnte? Sein Stolz ließ ihn den Gedanken im selben Augenblick wieder verwerfen. Er würde irgendwo draußen übernachten, frei und ungebunden.
    Er schlug den Mantelkragen hoch und schleppte sich aus der Innenstadt. Sein Kopf schmerzte. Auf seiner Zunge schmeckte er den Geschmack von Spülwasser, und er fragte sich, ob er jemals wieder auch nur ein Stück Brot runterkriegen würde. Barney, dieser Hund! Konnte sich nicht von Mann zu Mann stellen, sondern mußte zu einem Trick greifen, um ihn zu erledigen, bevor er ihn

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