Fremde Federn
O-beinigen Mann wieder, der für sie im vergangenen Jahr in den See des Echo Park gefallen war. Er war ohne Hut, sein Schädel glänzte in der Sonne. Selbst auf sechs Fuß Entfernung roch sie das Bier.
»Na ja, du belästigst eine junge Dame, die deine Gesellschaft anscheinend gar nicht haben will. Ich kenne sie, und deshalb übernehme jetzt ich.«
Thad stakte mit vorgeschobenem Unterkiefer zu Windy hinüber. »Den Teufel wirst du tun! Ihr verdammten Cowboys glaubt wohl, diese Ecke gehört euch.«
»Und ihr verdammten Stadtpenner stolziert hier herum, als wärt ihr die echten vom Land. Wenn du ein Cowboy bist, bin ich ein
Stück Kuhscheiße.«
»Das stimmt genau, du alter Knacker!« Thad versetzte Windy einen kräftigen Schubs.
Der angetrunkene Windy verlor den Halt und ruderte mit den Armen, als er hintenüberfiel. Er landete hart, sein Kopf schlug auf den Eckstein des dahinterstehenden Hauses auf. Er schrie und verdrehte die Augen.
Aufgestört durch das Geschrei, kam jemand um die Ecke gebogen; sein langer Schatten fiel auf die Straße. Die kecke Nase kam Fritzi so bekannt vor wie die Krähenfüße um die zusammengekniffenen Augen. Die untergehende Sonne tauchte sein Gesicht in rotes Licht.
»Bist du verletzt, Windy?«
Immer noch auf dem Rücken liegend, murmelte der: »Na ja, mein Hinterteil tut etwas weh und meine Birne. Aber sonst ist es nicht allzu schlimm. Danke, Loy.«
Der Texaner ging auf Thad zu, die Daumen in seinen breiten Gürtel eingehakt. Ein Stier mit Hörnern zierte die silberne Gürtelschnalle. Während sich Thad mit seinem Halstuch den Mund abwischte, pflanzte sich der Texaner in seinen alten, staubigen Stiefeln vor ihm auf und starrte ihn an.
»Partner, Windy ist kaum größer als ’n Zwerg. Aber du un’ ich, das paßt. Warum probieren wir’s nicht?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf eine Gasse, die links von der Straße wegführte.
Thad schüttelte den Kopf und stammelte: »Nein.«
Loy lachte. »Hab’ auch nicht damit gerechnet, daß du’s probieren willst. Also, warum machst du dich nicht aus dem Staub und läßt die Lady in Ruhe?« Er wandte ihm verächtlich den Rücken zu und schlenderte hinüber zum Packard, wo Fritzi mit großen Augen wartete. Thad, der hinter dem Texaner zurückblieb, lief rot an vor Wut, er platzte beinahe. Windy schrie: »He!«, als Thad dem Texaner nachlief und mit der Faust auf dessen Hinterkopf einhieb.
Loy fiel nach vorne, im Fallen bekam er eine Stoßstange des Packard zu fassen. Langsam drückte er sich ab und betrachtete seine linke Handfläche; sie wies von der scharfen Kante der Stoßstange eine kleine Wunde auf. Er wischte sie an seiner alten Jeans ab. Thad bereute seinen hinterhältigen Angriff, noch bevor Loy sich nach ihm umdrehte. Zwei schnelle Schritte, und der Texaner hielt ein Stück von Thads Hemd in der Faust. Mit der anderen Faust versetzte er ihm einen Schlag in die Magengrube.
Thad stolperte zur Seite. Sein Hut fiel zu Boden. Seine Augen verdrehten sich, geweitet vor Angst. Während Windy sich auf unsicheren Beinen aufrappelte, setzte der Texaner einen Haken unter Thads Kinn. Thad drehte sich, und der Texaner erledigte ihn mit einer gekonnten Rechten, die Thad in den Pferdetrog beförderte.
Wasser spritzte auf den Gehsteig, auf Windys Hose, auf die fluchenden Kartenspieler auf der Bank und auf die Stiefel von ein paar herumlungernden Cowboys, die den Streit breit grinsend verfolgt hatten.
Thad tauchte um sich schlagend und spuckend aus dem Wasser auf. Loy packte ihn am patschnassen Hemd, hielt ihn mit der linken Hand fest und schlug zu. Der Texaner biß die Zähne zusammen. Sein Gesicht war so rot wie seine Fingerknöchel.
Thad sackte zusammen, die Hand vor den Bauch gepreßt. Windy sagte: »He, Loy, das reicht!« Der Texaner blinzelte erst auf Windy, dann auf Thad, der schnaubte und roten Schleim aus der Nase rotzte. Loy ließ ihn los, und Windy wich zur Seite aus.
»Laß dich hier an der Ecke bloß nicht wieder sehen!«
Das geschlagene Opfer kletterte tropfnaß aus dem Trog. Mit einem ängstlichen Blick zurück hob er seinen zertretenen Sombrero auf und humpelte davon.
Loy trat auf Fritzi zu. »Manche von diesen Stadtfräcken glauben doch wirklich, es reicht, sich als Cowboy zu verkleiden, um einer zu sein. Thads Vater ist Bankier hier. Man sollte jeden dieser Blutsauger von Bankiers auf der ganzen Welt aufhängen, fänd’ ich gut.«
Als ob das irgend etwas erklärt hätte. Sie war entsetzt über diesen Ausbruch von
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