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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gewalt und zugleich, voller Schuldbewußtsein, fasziniert.
    Loy schien sich zu entspannen, seine Schultern lockerten sich, als er auf den Packard zuschritt. »Lassen Sie mal sehen. Was für ein Problem haben Sie denn? Können nicht mehr starten, wie?«
    »Richtig. Ich weiß aber nicht, woran es liegt.«
    Er streifte ihren Arm - »’tschuldigung« —, ging um das Auto herum nach hinten und schraubte den Deckel des Benzintanks ab. Dann drückte er ein Auge an die Öffnung. »Trocken wie der Rio Grande bei Dürre.«
    »Du liebe Zeit! Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.«
    »In der Nähe ist ein Geschäft, das Benzin verkauft. Bin gleich wieder da.« Und damit marschierte er auf dem Hollywood Boulevard in westlicher Richtung davon.
    Der O-beinige näherte sich Fritzi, als balanciere er auf dem rollenden Deck eines Schiffes. Wenn nicht sturzbetrunken, war er zumindest sternhagelvoll. Er roch auch nach Alkohol, nach Leder und Schweiß.
    »Wir sind uns schon mal begegnet, Ma’am.«
    »Am See im Echo Park.«
    »Ich heiße Windy White.«
    »Windy, ich erinnere mich! Guten Tag.« Sie reichte ihm die Hand.
    Er streckte die seine aus, verfehlte aber ihre und machte einen zweiten linkischen Versuch. »Ich glaube, ich sollte mich etwas ausruhen, wenn Sie nichts dagegen haben.« Er setzte sich an das Ende der Bank an der Trambahnstation, den Kopf in die Arme gestützt. Die Kartenspieler hatten sich ärgerlich davongemacht.
    Bald kam der Texaner mit einer Dose Benzin zurück. Er goß es mit ruhiger Hand in den Tank, wobei er nur ein paar Tropfen verschüttete. »Damit sollten Sie nach Hause kommen.«
    »Ich bin Ihnen und Ihrem Freund wirklich dankbar. Dürfte ich Ihren vollen Namen erfahren?«
    »Loyal Hardin. Die meisten nennen mich Loy.«
    »Ich bin Fritzi Crown.«
    »Klar, erinnere mich. Liberty.«
    »Ich muß noch das Benzin bezahlen und Ihre Mühe.«
    »Nicht nötig, Ma’am. Wir freuen uns, daß wir Ihnen helfen konnten.« Er hatte eine tiefe Stimme und jetzt, da sein Zorn verflogen war, angenehme Umgangsformen. Sie beachtete jedes Detail: die rissigen Stiefel, seine abgetragene Lederweste. Aus dem offenen Kragen eines blauen Hemds lugten ein paar gelockte Härchen hervor, die wie Staubfäden glühten, er stand im Gegenlicht. Allein bei seinem Anblick wurde ihr heiß und schwindlig.
    »Wird das beste sein, wir machen uns auf den Weg, Windy.« Der kleine Mann grunzte, ohne den Kopf zu heben.
    Mit klopfendem Herzen stieß Fritzi schnell hervor: »Mr. Hardin, für den Fall, daß Sie weiterhin an der Filmarbeit interessiert sind, wir fangen in drei Wochen mit einem neuen Western an.« Das war schlichtweg gelogen, aber sie würde Eddie bitten, einen zu schreiben. Und wenn das nicht funktionierte, dann eben Lily. Sie zuckte zusammen, als er sich am Kinn kratzte und den Kopf schüttelte.
    »Drei Wochen? Tut mir leid, dann bin ich nicht mehr hier.«
    »Ach, Sie gehen weg?« Mein Gott, hörte er das törichte schulmädchenhafte Zittern ihrer Stimme? Wenn ihm etwas auffiel, so ersparte er ihr jedenfalls jede Verlegenheit. Er lehnte sich an einen Eisenpflock und stellte ein Bein vor das andere.
    »Ich nehme einen Dampfer nach Alaska. Dort oben schmilzt bald der Schnee. War noch nie dort. Wenn ich zu lange an einem Ort bleibe, wird es fad, und ich werde ungenießbar.«
    »Kommen Sie nach Los Angeles zurück?«
    »Anzunehmen. Die Arbeit beim Film gefällt mir. Nicht für immer, aber es ist leichtverdientes Geld. Man muß sein Hirn nicht anstrengen. Mir scheint, daß ihr Filmleute ewig und drei Tage lang Western dreht.«
    »Das glaube ich auch. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.«
    »Klar doch, wär’ schön.« Sie wußte nicht, ob er meinte, es wäre schön, weil er romantische Vorstellungen damit verband, oder es wäre schön, so wie wenn man an einem heißen Tag ein Eis schleckt. Sie konnte es selbst nicht fassen, daß ihr solche Überlegungen durch den Kopf gingen.
    »Hab’ nicht viele Kumpel hier wie Windy«, setzte er hinzu.
    Kumpel? War es das, was er brauchte, einen Mann fürs Lagerfeuer? Sie hatte anderes im Sinn.
    Ihre Blicke trafen sich für eine Sekunde. Er tippte an den Rand seines Hutes, genau wie damals, als sie sich auf dem Filmgelände zum ersten Mal begegnet waren. »Adios, Miss Crown. Komm, Windy.« Er half seinem Freund von der Bank auf und hakte ihn unter, als er zusammenzusacken drohte. Dann bogen die beiden Männer um die Ecke und marschierten die Cahuenga hinauf.
    Aus einer Bäckerei ein paar Häuser

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