Fremde Federn
weiter kam eine Frau mit entschlossener Miene. »Wollen Sie den ganzen Tag hier parken? Der Platz ist eigentlich für unsere Kunden.«
»Oh, tut mir leid, ich bin schon weg«, entschuldigte sich Fritzi kleinlaut. Sie war ganz durcheinander von der Begegnung mit Loy Hardin. Er zog sie unglaublich an, gleichzeitig fürchtete sie sich vor ihm. Sie hätte ihn gerne wiedergesehen, schon um herauszufinden, was sich hinter diesen schwarzen Augen verbarg, die so scheu blinzelten.
Zur Feier des Ersten Mai besuchten Fritzi und die anderen von Liberty die Eröffnungsgala des Hotels Beverly Hills. Al Kelly machte sich über den kostenlosen Champagner her und lästerte hinter vorgehaltener Hand. »Wer will wohl schon in einem Hotel wohnen, das mitten in einem Bohnenfeld steht? Niemand!«
Im Osten der Vereinigten Staaten raffte eine neue Hitzewelle Kranke und Alte dahin. Fritzi drehte Die Gefahr des einsamen Indianers und Das Weihnachtsfest des einsamen Indianers. Auf Eddies dringenden Wunsch, der ihr schmeichelte, ließ sie sich auf ein paar komische Szenen ein: ein lustiger Gang in nassen Schuhen, ein Gesicht, das aus Versehen mit Mehl bestäubt wurde, während sie in der Küche arbeitete. In der Weihnachtsfolge wiederholte sie ihren Sturz vom Pferd, aber diesmal mit einem Rucksack voller Geschenke. Beide Filme brachten Liberty viel Erfolg und Geld ein, Fritzi bekam eine Menge Post, und das Motion Picture Story Magazine widmete ihr sogar einen Artikel.
Fritzi war aber der einseitigen Rollen überdrüssig, sie ging zu B. B. und breitete ihre Unzufriedenheit vor ihm aus. Er antwortete mit einem seiner seelenvollen Seufzer.
»Fritzi, ich verstehe Sie vollkommen, aber ich muß Ihnen sagen, daß Hayman und Al leider an einem Strang ziehen. Fritzi, Sie sind ein Goldesel. Geld, Geld, Geld, das einzige Wort, das aus den beiden herauskommt, als wären es zwei Grammophone. Ob die Schauspielerin zufrieden ist? Wen kümmert das? Ich kämpfe bis aufs Blut mit denen. Freilich kann ich Al befehlen, was er tun muß, aber immer wenn ich ihm etwas befehle, bricht der ganze Laden zusammen, bis Al wieder aufhört zu schmollen. Al ist ein Genie von Buchhalter, ich brauche ihn. Es macht mich krank! Manchmal bin ich so wütend wie Sie, dann möchte ich am liebsten in mein Optikergeschäft zurück. Ich werde etwas Besseres für Sie finden, das verspreche ich Ihnen.«
Er hielt Wort. Er borgte sie an eine neue Firma aus, Adolph Zu-kor’s Famous Players. In Zukors Heroischer Widerstand spielte Fritzi eine tapfere Bankangestellte, die einen Raubüberfall vereitelte. Es war zwar nicht Ein Puppenheim, aber wenigstens küßte sie statt eines Pferdes den Hauptdarsteller, den Sohn des Bankdirektors. In dieser Woche war sie auch viel mit Mary Pickford zusammen. Sie aßen beide in deren Garderobe zu Mittag. Die Tür war angelehnt, und so konnte Mary ein paar Zigaretten paffen, was sie auf der Bühne nicht wagte.
»Sie lassen mich immer noch Zwölf- und Vierzehnjährige spielen, weil ich so jung aussehe«, klagte Mary. Man munkelte, sie verdiene fünfhundert Dollar pro Woche, obwohl sie noch keine dreißig war. Das Studio bezeichnete sie als »Amerikas Liebling«. Man hatte sich verschworen, dem Publikum ihre Ehe mit Owen Moore zu verschweigen, einem gutaussehenden Hauptdarsteller der Biograph, der leider Gottes trank.
»Die süße kleine Jungfrau, das bin ich.« Mary rollte die Augen. »Schau dir das an!« Sie öffnete ein hübsches Lederköfferchen mit Messingkanten. Es barg gelbe, auf Samt gebettete Locken. »Ein Schminkkünstler namens George Westmore hat sie gemacht. In fünf Minuten kann ich mir einen ganzen Lockenkopf wachsen lassen.«
Fritzi erzählte, wie sehr ihre Rollen sie frustrierten. Mary wurde wütend. »Sie werden dich für immer festnageln, wenn du es zuläßt. Ich habe vor, auf ein Mitspracherecht und sogar auf einer eigenen Produktionsfirma zu bestehen, sobald ich meine Chefs an die Wand drücken kann. Du solltest es genauso machen.«
»Aber ich werde niemals die Macht dazu haben. Ich werde nie so ein großer Star wie du.«
»Doch, das wirst du, Darling.« Mary tätschelte Fritzi die Hand. »Bis bald! Setz dir ein kleines Schild in den Kopf, auf dem >Meine eigene Firma< geschrieben steht.«
In diesem Moment hatte Amerikas Liebling die stahlharten Augen eines Bandenchefs.
Fritzi träumte viel von dem Mann aus Texas. An einem ihrer freien Tage fuhr sie zum Wasserloch, parkte dort und wartete. Keine Spur von ihm. Vierzehn Tage
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