Fremde Federn
das Bein, um das Mehl abzuklopfen. »Absolut. Diese Frau ist wirklich komisch.«
»Das wissen wir schon lange«, meinte Eddie. »Ich versuche schon die ganze Zeit, mir eine passende Rolle für sie auszudenken.«
»Ach, bitte«, sagte Fritzi flehend, »laß mich doch eine ernsthafte Schauspielerin sein, wenigstens in ein paar Filmen!«
Eddie zuckte mit den Schultern. »Wenn du’s haben willst. B. B. hat gesagt, wir sollen dafür sorgen, daß du zufrieden bist.«
»Das ist ein guter Vorschlag«, pflichtete Loy ihm mit freundlichem Nicken bei. Er sprang von der Bühne und schlenderte davon, um sich eine Zigarette zu drehen, indem er Tabak aus einem kleinen Beutel auf ein Papier streute, das er einhändig drehte. Am liebsten wäre Fritzi ihm nachgegangen, um sich mit ihm zu unterhalten. Aber leider sagte Eddie, sie seien für heute fertig. Die Statisten machten sich auf den Weg zum Hauptgebäude, wo sie ihr Geld bekamen. Keiner von beiden drehte sich noch einmal um oder verabschiedete sich.
Fritzi sah dem langbeinigen Texaner mit seinem hohen Hut nach, bis er nicht mehr zu sehen war.
Sie fragte Eddie nach dem komischen Namen des Mannes.
»Kurzform von Loyal, mehr weiß ich auch nicht.« Fritzis besonderes Interesse blieb Eddie verborgen. Er war damit beschäftigt, die Schnittlisten anzufertigen, nach denen Daphne Roosa den Film schneiden sollte.
Loyal. Den ganzen Tag sann sie über den Namen nach.
Wahrscheinlich würde sie ihn nie Wiedersehen.
Los Angeles zog alle möglichen Cowboys an, denn fast jede Filmfirma produzierte wöchentlich eine Komödie, ein Drama und einen Western oder einen Indianerfilm. Die Cowboys kamen aus Arizona, Idaho und Texas - aus dem ganzen Westen. Böse Zungen behaupteten, viele von ihnen seien auf der Flucht vor dem Zugriff des Gesetzes.
Sie trieben sich an der Ecke Cahuenga und Hollywood Boulevard herum, einer staubigen, spärlich bebauten Kreuzung, die als Waterhole, Wasserloch, bekannt war. Die Studios schickten Autos oder Lastwagen dorthin, um Statisten aufzulesen, die für einen Tag engagiert wurden.
Als sie Ende der Woche mit den Aufnahmen für Die Squaw des einsamen Indianers fertig waren und Eddie Fritzi nicht mehr brauchte, setzte sie sich in den Packard und machte eine Spazierfahrt. Es war ein herrlicher Nachmittag - einer der klaren, typisch kalifornischen Tage, an denen die ganze Stadt nach Orangenblüten duftete.
Von war ein vorzüglicher Lehrer gewesen, er hatte eine ausgezeichnete, selbstbewußte Fahrerin aus ihr gemacht. Aber sie verstand nicht das geringste davon, wie Autos funktionierten, so daß sie sofort in größte Sorge geriet, als der Packard zu stottern anfing. Sie fuhr vor einen Pferdetrog an den Randstein. Nach einem letzten, lauten Aufheulen blieb ihr Wagen stehen. Sie ließ den Blick umherschweifen, um festzustellen, wo das Schicksal sie hingeworfen hatte.
Da war eine Apotheke und an der gegenüberliegenden Ecke ein neues Nickelodeon, dessen Bretterwände noch ungestrichen waren -das Wasserloch. Obwohl es zu spät war, um noch in ein Studio abgerufen zu werden, lungerten ein paar Cowboys auf der Straße herum.
Zwei saßen an einer Trambahnhaltestelle auf der Bank und spielten Karten. Andere lehnten an der Wand der Apotheke, kauten auf Streichhölzern und schwatzten.
Um nicht gar so einfältig zu wirken, sprang Fritzi aus dem Wagen und fing an, an dem Ledergurt herumzufummeln, mit dem die Motorhaube zugehalten wurde. Ein Schatten fiel auf das glänzende blaue Metall.
»Haben Sie vielleicht Schwierigkeiten, kleine Lady?«
Schon der gönnerhafte Ton genügte, um Fritzi wissen zu lassen, daß sie diesen Menschen nicht leiden mochte. Als sie sich umdrehte, sah sie, daß es sich um einen feisten jungen Mann in nagelneuen Jeans und einer mit Federkielen und Perlen bestickten Weste handelte, mit einem großen weißen Sombrero und einem flatternden purpurroten Halstuch. Mit einem widerlichen Lächeln nahm er ihre Hand.
»Sie bleiben mal schön auf den Rücksitz Ihres Wagens sitzen, ich werde mir das Blechpferdchen mal anschauen.«
»Nein, danke«, sagte sie und schüttelte seine Hand etwas heftiger ab, als vielleicht nötig gewesen wäre.
Er packte sie am Handgelenk. »Hören Sie, Gnädigste, wenn jemand versucht, Ihnen zu helfen und freundlich zu sein, sollten Sie .«
»Thad, Thad, meinst du nicht, du solltest dich lieber verziehen?«
Der großspurige Cowboy schnellte herum. »Was zum Teufel mischst du dich da ein, Windy?«
Fritzi erkannte den
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