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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ganz schöner Altersunterschied, dachte Fritzi angesichts ihres eigenen rasch fortschreitenden Alters. Die Tochter mochte ihr Lieblingspferd Old Paint nicht aufgeben für das Auto, das sie auf Anweisung ihres Vaters fahren sollte, um auf der riesigen Ranch nach dem Rechten zu sehen, solange er mit einem gebrochenen Bein im Bett lag.
    Das Mädchen machte mehrere unglückliche Versuche, des Automobils Herr zu werden, in der Art, wie sie ein Pferd zugeritten hätte, in der festen Überzeugung, daß es sich dabei um eine verrückte Erfindung handelte. Aber dann raste sie damit einem der Viehhirten hinterher, der sich als Dieb entpuppte, und holte ihn auch ein. Diese Rolle spielte Loy.
    In der ersten Szene mußte Fritzi versuchen, das Modell T zu besteigen, als wäre es ein Pferd. Das Bein hochwerfen, das Trittbrett verpassen, zweimal auf den Hintern fallen, beim dritten Versuch schließlich auf dem Sitz landen. »Kamera ab!« rief Eddie. Mo Isen-hour sprang mit der Klappe, auf der die Nummer der Szene und der Titel des Films stand, vor Fritzi hin und her. »Bitte.«
    Sie ging auf das Auto zu, etwas nervös, weil die drei Cowboys, die außerhalb des Drehbereichs standen, sie beobachteten. In dem Augenblick, als sie im Begriff war, den linken Fuß in einen imaginären Steigbügel zu heben, nahm sie eine sekundenschnelle Bewegung unter dem Auto wahr. Sie hörte die Klapperschlange, bevor sie sie sah.
    Ihr Instinkt riet ihr, sich nicht zu bewegen. »Was ist denn los?« rief Eddie. »Mach weiter und - o Gott!«
    Die Schlange mußte aus dem Unkraut auf der anderen Seite des Autos hervorgekrochen sein. Sie war vier Fuß lang, gelbbraun mit unregelmäßigen schwarz-gelben Bändern auf dem Rücken. Der diamantförmige Kopf war geschuppt, die Augen glitzerten wie schwarzes Eis.
    »Keine Bewegung!« stieß Eddie hervor. »Fritzi, kannst du ganz langsam rückwärts gehen?«
    Vor Angst gelähmt, antwortete sie: »Ich weiß nicht.« Der Kopf der Klapperschlange reckte sich nach oben, die Giftzähne wurden sichtbar. Fritzis Beine zitterten wie Espenlaub. Hinter ihr sagte Loy:
    »Versuchen Sie’s erst gar nicht! Bleiben Sie ruhig stehen!«
    Sie hörte das Klicken, als Loy den Hahn spannte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er den Arm hob und ihn ausstreckte. Er feuerte einen Schuß ab, dann, schnell hintereinander, drei weitere. Die Schlange lag zerfetzt am Boden. Loy rannte an Fritzi vorbei und zermalmte den Kopf der Klapperschlange mit dem Stiefelabsatz.
    Fritzi brach in Eddies Armen zusammen, von allen Seiten mit Fragen bombardiert. »Ja, es geht mir gut, ich bin nur etwas wackelig«, murmelte sie leise. »Ich hatte noch nie im Leben eine Klapperschlange gesehen.«
    »Das war ein richtiger Großvater«, sagte Loy. »Sehen Sie nur, wie lang seine Giftzähne sind. Zu Hause nennen wir sie TexasKlapperschlangen, aber sie kommen überall im Westen vor.«
    Er steckte seinen Revolver ins Halfter zurück. Trotz des Schocks fand sie den Anblick erregend, als der lange blaue Lauf in die Ledertasche glitt. »Laufen Sie immer mit scharfer Munition durch die Gegend?«
    Loy zog den Hut tiefer in die Stirn. »Womit denn sonst?« Es klang feindselig, aber sein Gesichtsausdruck wurde sanfter, als er auf Fritzi zutrat. »Sind Sie wirklich in Ordnung?«
    »Ja. Ich muß gestehen, daß ich einige Augenblicke in Panik war. Ich bin schon mit allerlei Höllenbrut fertig geworden, in HaarnadelSituationen, wie ich es nenne, aber das hier war weitaus gefährlicher. Sie können gut mit der Waffe umgehen. Sie sind eben kein Scherenschnabel.« Das fand er komisch und lachte.
    »Ich muß mir überlegen, wie ich das wiedergutmachen kann.«
    »Das ist wirklich nicht nötig, Ma’am.«
    Laß nicht locker.
    »Aber ich möchte es. Lassen Sie uns gegen Ende der Woche noch mal darüber reden.«
    Eddie unterbrach sie. »Wir drehen diese Szene fertig, dann geht’s weiter die Straße rauf, wo wir die Szene drehen, wie der Ford den Geist aufgibt und du ihn mit einer Pferdedecke zudeckst, um ihn warm zu halten, genauso wie du über Old Paint eine Decke werfen würdest, wenn es ihm nicht gutgeht.«
    Fritzi verdrehte die Augen.
    Am Nachmittag kamen sie auf das Liberty-Gelände zurück. B. B. hatte Sophie mitgebracht, damit sie zuschauen konnte, wie auf der neuen Bühne vor den Kulissen, welche die Veranda einer Blockhütte darstellten, gedreht wurde. Die Szene zeigte einen Wortwechsel mit dem unangenehmen Viehhirten Loy. Als er frech wurde, wies Fritzi ihn mit einem

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