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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schraubenschlüssel und einem mit Schokoladensirup gefüllten Ölkanister in die Schranken. Am Ende der SlapstickRauferei schüttete der ungehobelte Kerl ihr das »Motoröl« auf den Kopf und machte sich feixend aus dem Staub.
    Nachdem sie die Szene gedreht hatten, machte Jock Ferguson zuerst eine Nahaufnahme von Fritzi, wie sie durch die Sirupmaske schielte, dann eine von Loy, der haßerfüllt dreinzuschauen und damit seinen bösartigen Charakter zu bestätigen hatte. Nahaufnahmen waren früher als verschroben und grotesk verpönt gewesen, aber durch David Griffith, der sie kunstvoll einzusetzen wußte, waren sie zu einem gängigen Stilmittel geworden.
    Während Loy für die Nahaufnahme posierte, stand Fritzi neben den Pelzers und wischte sich mit einem Handtuch den Sirup vom Gesicht. Sophie stupste ihren Mann mit dem Ellbogen. »Der Cowboy ist ein gutaussehender Bursche. Sehr männlich, findest du nicht, Benny?«
    B. B. schien verärgert, in aller Öffentlichkeit so vertraulich angesprochen zu werden. »Ist mir entgangen.«
    »Dann sieh doch hin! Der Bursche sollte bessere Rollen bekommen.«
    Ich wüßte schon eine, dachte Fritzi wohlig aufseufzend.
    Eigentlich duldete Eddie beim Drehen keine Besucher. Er machte eine Ausnahme, als Fritzis Freund Charlie an einem Donnerstag morgens unverhofft auftauchte. Charlie sah fesch aus in seinem neuen Anzug und mit dem teuren Malakka-Spazierstock über dem Arm. Überrascht fragte Fritzi ihn, ob er denn nicht arbeite.
    »Ich arbeite. Für ein neues Studio, Essanay.«
    »Du meine Güte, seit wann denn?«
    »Seit mir Bronco Billy Anderson und Partner mehr Zaster geboten haben als Mr. Geizhals Sennett. Am Wochenende ziehe ich nach San Francisco. Die einzige Sorge ist die Wohnung. Da werde ich kaum was Vergleichbares finden.« Charlie war vor kurzem in die Stadtmitte, in den Los Angeles Athletic Club, gezogen: Zeichen des Erfolgs seiner Landstreicher-Komödien.
    »Was macht ihr?« fragte er mit einer Kopfbewegung gegen die Kulissen, welche die Rückwand und die Seitenwände eines Ranchwohnzimmers darstellten, das gleichzeitig Büro war.
    »Ein Viehdieb hat meine Rinder weggetrieben. Er raubt auch noch den Tresor aus. Das Modell T bringt mich gerade rechtzeitig zurück, ihn aufzuhalten. Ich fahre damit durch die Wand herein, springe aus dem Wagen und stelle mich dem Dieb in den Weg.«
    »Aufregend. Aber warum nicht durch die Tür hereinkommen?«
    »Weil er den Benzintank mit einer Art Kaktuspaste gefüllt hat. Das Auto spielt daraufhin verrückt.«
    Jetzt verdrehte Charlie die Augen.
    Fritzi war schrecklich heiß und unwohl. Die dünnen Vorhänge, die über der Bühne angebracht waren, verhinderten zwar die direkte Sonneneinstrahlung, trotzdem war die Hitze mörderisch. Sie zupfte am Vorderteil ihres Kleids. Die Polster schienen sich schon wieder selbständig gemacht zu haben. Wieder diese verflixte Sicherheitsnadel. Hatte sie Zeit, hinter die Bühne zu rennen und die Sache in Ordnung zu bringen? Nein, denn schon ertönte Eddies Stimme durch das Megaphon:
    »Alle fertig? Mo, laß den Wagen an!«
    Mo führte die Anweisung unverzüglich aus. Wenige Sekunden später hörte sie, wie das Modell T hinter der Kulisse auf die Rampe zur linken Seite der Bühne tuckerte. Kelly war aufgetaucht wie aus dem Nichts. Er verschränkte die Arme über der Brust und pflanzte sich neben der Kamera auf mit einem Gesicht, als hätte er in eine verdorbene Auster gebissen.
    »Sehen Sie zu, daß Sie’s beim ersten Mal in den Kasten kriegen, Hearn! Ich baue das alles nicht noch einmal auf.«
    Loy zog das Halstuch über die Nase, um sein Gesicht zu verstek-ken, und kauerte hinter dem schwarzen Eisentresor, dessen Tür offenstand. Fritzi glättete ihre verwaschene Baumwollbluse und setzte sich ins Auto. Eddie rief: »Kamera ab!« Sie biß die Zähne zusammen, beschleunigte auf der Rampe und stieß durch die gemalte Wandpappe, die so gebaut war, daß man sie leicht durchbrechen konnte. Sie trat auf die Bremse und stand in einer Staubwolke aus Gips, die jemand außerhalb des Kamerabereiches in die Luft geworfen hatte.
    Der am Tresor kniende Loy schnellte hoch, als Fritzi aus dem Auto sprang. »Ich hab’ dich erwischt, Roy! Das bedeutet Gefängnis.« Eddie bestand darauf, daß sie etwas Passendes sagten und nicht etwa aus dem Stegreif fragten: »Um wieviel Uhr gibt’s Mittagessen?«
    Fritzi lief quer durchs Zimmer, aber irgend jemand hatte einen Fußschemel falsch plaziert. Sie sah den Schemel zu spät und

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